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Bredt, Ernst Wilhelm: "A la Hausse": ein Nachruf und ein Zuruf
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0035
ARISTIDE MAIl.l.Ol.
»FRAUEN-KOMPOSITION«
„A LA HAUSSE"
EIN NACHRUF UND EIN ZURUF
\A erkwürdig! Kaum je sind Kunstwerke so
v * billig wie heute zu erwerben gewesen,
und doch hat anscheinend alles Sammeln von
Kunst aufgehört. — Freilich sagt man: was ist
natürlicher als das, ist doch kaum Einer mehr
da, der mal ausnahmsweise sich ein Bild, eine
Elastik erwerben könnte. —
Und doch ist das anscheinende Aussterben
er Sammellust nicht so ohne weiteres erklär-
,'ch. Denn immer noch war die gute Gelegen-
^eit, billig Dinge zu erwerben, das Signal zum
bammeln solcher Dinge. Weshalb ist's heute
anders? Eines hat sich ganz wesentlich ge-
^ndert und das wissen die Sammler vom alten
Sehl
aße nur zu gut:
'enn nicht im ganzen letzten Jahrhundert,
so doch in den letzten Jahrzehnten gab es kaum
einen andern Sammler als den ä-la-Hausse-
^ammier Das heißti was auch der Sammler von
Bl dern alter oder neuer Meister oder von
solcher Graphik oder von Altertümern und
P'astischen Werken erwarb, das kaufte er weil
^r wußte oder weil er doch sicher annehmen
durfte, daß die erworbenen Werke in wenigen
Jahren nicht mehr so billig zu haben sein würden,
ja daß sie ganz bedeutend im Preise auf dem
Markte steigen würden. — Er war als Sammler
ganz auf Wertzuwachs eingestellt.
Und eines ist sicher: das hat tatsächlich auf-
gehört. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß von
den jetzt erworbenen Kunstwerken auch nur
ein kleiner Teil im Werte auf dem Markte
steigen werde. Die Unsicherheit der Zeiten ist
zu groß, es läßt sich schlechterdings nicht im
mindesten eine Wertsteigerung erwarten, viel
eher bei zunehmender Verarmung eine weitere
Minderung. Sollen wir darüber jammern?
Ich denke auch das ist eine Erscheinung der
Zeit, die nur Gutes hat. Das war und das ist
nicht der rechte und echte Sammlergeist, der
nur auf Wertesteigerung gesammelt hat und
sammeln will. Solche Sammler haben freilich
bei nötigen Marktkenntnissen ein gutes Ge-
schäft gemacht — aber die große, echte, leiden-
schaftliche Sammlerpassion konnte man ihnen
nicht nachsagen und der größte Teil dieser oft
in wenigen Jahren entstandenen Kollektionen
Privater (nicht nur in Deutschland) haben nach
der Versteigerung auch den Namen der Sammler
völlig vergessen lassen. Und zwar mit Recht.
»FRAUEN-KOMPOSITION«
„A LA HAUSSE"
EIN NACHRUF UND EIN ZURUF
\A erkwürdig! Kaum je sind Kunstwerke so
v * billig wie heute zu erwerben gewesen,
und doch hat anscheinend alles Sammeln von
Kunst aufgehört. — Freilich sagt man: was ist
natürlicher als das, ist doch kaum Einer mehr
da, der mal ausnahmsweise sich ein Bild, eine
Elastik erwerben könnte. —
Und doch ist das anscheinende Aussterben
er Sammellust nicht so ohne weiteres erklär-
,'ch. Denn immer noch war die gute Gelegen-
^eit, billig Dinge zu erwerben, das Signal zum
bammeln solcher Dinge. Weshalb ist's heute
anders? Eines hat sich ganz wesentlich ge-
^ndert und das wissen die Sammler vom alten
Sehl
aße nur zu gut:
'enn nicht im ganzen letzten Jahrhundert,
so doch in den letzten Jahrzehnten gab es kaum
einen andern Sammler als den ä-la-Hausse-
^ammier Das heißti was auch der Sammler von
Bl dern alter oder neuer Meister oder von
solcher Graphik oder von Altertümern und
P'astischen Werken erwarb, das kaufte er weil
^r wußte oder weil er doch sicher annehmen
durfte, daß die erworbenen Werke in wenigen
Jahren nicht mehr so billig zu haben sein würden,
ja daß sie ganz bedeutend im Preise auf dem
Markte steigen würden. — Er war als Sammler
ganz auf Wertzuwachs eingestellt.
Und eines ist sicher: das hat tatsächlich auf-
gehört. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß von
den jetzt erworbenen Kunstwerken auch nur
ein kleiner Teil im Werte auf dem Markte
steigen werde. Die Unsicherheit der Zeiten ist
zu groß, es läßt sich schlechterdings nicht im
mindesten eine Wertsteigerung erwarten, viel
eher bei zunehmender Verarmung eine weitere
Minderung. Sollen wir darüber jammern?
Ich denke auch das ist eine Erscheinung der
Zeit, die nur Gutes hat. Das war und das ist
nicht der rechte und echte Sammlergeist, der
nur auf Wertesteigerung gesammelt hat und
sammeln will. Solche Sammler haben freilich
bei nötigen Marktkenntnissen ein gutes Ge-
schäft gemacht — aber die große, echte, leiden-
schaftliche Sammlerpassion konnte man ihnen
nicht nachsagen und der größte Teil dieser oft
in wenigen Jahren entstandenen Kollektionen
Privater (nicht nur in Deutschland) haben nach
der Versteigerung auch den Namen der Sammler
völlig vergessen lassen. Und zwar mit Recht.