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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 70.1932

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de Fiori: Illustrationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7201#0321

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311

ILLUSTRATIONEN

VON DE FIOR1

Diese Zeichnungen sind keine gewöhnlichen
Bildhauerstudien, sondern regelrechte Il-
lustrationen zu einem Buch. Der Autor, ein
junger Mann, hat noch kein Glück bei den Ver-
legern, und so gab er meine Zeichnungen
großmütigerweise frei.

Während sein Buch in der Truhe schlum-
mert, gehen also diese Blätter einen illegitimen
und naturwidrigen Weg in die Öffentlichkeit.
Denn es sind ja Illustrationen! Sie gehören ja
zu einem Text!

Nun, beruhigen wir uns darüber, es ist in
der Kunstgeschichte schon schlimmeres pas-
siert, zweifellos.

Also, diese Blätter gehen, als Kostprobe von
einigen Dutzend, in die Öffentlichkeit, weil ich
nicht länger warten kann, bis mein Autor ver-
legt wird und weil ich ein dringendes Bedürf-
nis habe, zu beweisen, daß auch ein Bildhauer
illustrieren kann. Ist das nicht ein genügender
Grund, diese Illustrationen zu veröffentlichen,
obwohl sie nun keine Illustrationen mehr sind?

Gewiß, ich versuche hier eine Charakter-
losigkeit zu beschönigen, aber wenn dadurch
irgendeine wichtige Frage aufgeworfen wird,
wie zum Beispiel diese: können Bildhauer il-
lustrieren? und, wenn ja, dürfen sie es? so ist
mein Tun gerechtfertigt und der Autor wird
mir meine Treulosigkeit verzeihen.

Aber was soll ich über die Blätter selbst
sagen? Ich habe sie gezeichnet, als ich von
den Gesichten des Dichters erfüllt war. Ich
habe sie oft und oft mit ihm besprochen und
die allermeisten unzählige Male verworfen,
bis er und ich zufrieden waren.

Denn das ist das Wesen, oder wenigstens
sollte, meiner Meinung nach, das Wesen der
modernen Zeichnerei sein: Eine Zeichnung ist
dann „fertig", wenn sie das Sujet treffend
charakterisiert, gleichviel wie primitiv oder
skizzenhaft sie aussieht.

Aber das soll kein Freibrief für dilettantische
Kritzeleien sein. Auch diese Art verlangt viel,
viel Arbeit. Überhaupt verlangt sogar „mo-

XXXV. September 1932. 5.
 
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