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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0052

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Das Theater des IV. Jahrhunderts. Zeitbestimmung.

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die Frage vorzulegen, ob die Ruinen selbst gestatten, die Zeit dieses Neubaues
zu bestimmen. In der That liefern sie mehrere feste und untrügliche Anhalts-
punkte zur Ermittelung ihrer Entstehungszeit:

1. Schon einige der Baumaterialien an und für sich, nämlich die Breccia und
der Hymettos-Marmor weisen auf das IV. bis II. vorchristliche Jahrhundert hin
(vergl. oben S. 12). In dieselbe Periode führt uns die Art und Weise, wie diese
Materialien auf die einzelnen Teile der Mauern verteilt und mit Piräusstein ver-
bunden sind. Die Breccia ist für die Fundamente, der Hymettos - Marmor für
die Schwellen und Orthostaten, und der Piräusstein als Zwischenlage zwischen
den beiden anderen und ausserdem als Material der sichtbaren Mauern des Zu-
schauerraumes verwendet. Wir lernten diese Bauweise schon bei Besprechung der
im Dionysos-Bezirk befindlichen Säulenhalle kennen. Dass der Hymettos - Mar-
mor nicht etwa, wie man annehmen könnte, ein späterer Zusatz ist, geht mit
Sicherheit daraus hervor, dass der grosse Wassercanal, welcher das Regenwasser
aus der Orchestra unter dem Skenengebäude hindurch ableitet, mit Platten hymet-
tischen Marmors abgedeckt ist. Da diese Platten unbedingt vor Erbauung des
Skenengebäudes verlegt sind, so muss auch der Beginn des Baues in eine Zeit
fallen, in welcher dieses Material schon Verwendung fand, also frühestens ins
IV. Jahrhundert.

2. Die Stützmauern des Zuschauerraumes sind aus Brecciaquadern erbaut
und besitzen eine äussere Verkleidung von Piräuskalk. An den Quadern des

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Figur 10. Steinmetzzeichen.

Figur 11. Steinmetzzeichen und Inschrift.

letzteren Materials kommen mehrfach Buchstaben als Steinmetzze.chen vor. Ich
habe folgende Buchstaben gefunden: AIOIlXQ. Ihre Form und namentlich das
Vorkommen des Q sind sichere Beweise dafür, dass der Bau nicht vor der Em-
Ehrung des jonischen Alphabets, also nicht vor dem Ende des V. Jahrhunderts
entstanden ist. Von der Ouader mit 0 und Q, welche in der westlichen Stütz,
mauer sitzt, giebt Figur IO ein Bild. Man könnte einwenden, dass die Buchstaben,
weil sie sich'an der Aussenseite der Mauer befinden, möglicherweise erst spater
hinzugefügt seien. Allein dieser Einwand wird durch die Thatsache vollständig
entkräftet, dass in einem Falle diese Buchstaben (O und X) an der Seitenfläche
einer Quader steheil) wo sie nach Vollendung des Baues nicht mehr
 
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