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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0163

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II. Abschnitt. Griechische Theater ausserhalb Athens.

Allerdings muss das ältere Proskenion schon im wesentlichen die Gestalt
des jüngeren gehabt haben, denn nach den Inschriften vom Jahre 282 bestand es
aus Pinakes, die jedenfalls zwischen Stützen angebracht waren; aber letztere haben
wir uns als Holzpfosten, nicht als Steinpfeiler zu denken. Nur die diese Deko-
ration einschliessenden Paraskenien müssen, wie es in Athen schon im IV. Jahr-
hundert der Fall war, im III. Jahrhundert ganz oder wenigstens in ihren Unter-
bauten aus Stein bestanden haben, weil in einer Inschrift vom Jahre 269 XtOei'a
•/) eis xb rcapaav^viov genannt wird (Bull, de corr. hell. 1894, S. 164).

Die Skene war schon in dem älteren und daher gewiss auch in dem jünge-
ren Bau zwei Stockwerke hoch, denn in einer Inschrift vom Jahre 274 lesen wir:
t« TzapzT/.-qvia t« ts Ixavw v.a\ ta ürcoxatti) und tä<; s-^avo) ay.^vac (Bull. 1894, S. 163).
Es kann das nicht auffallen, weil es längst bekannt war, class die Skenen oft
nicht nur zwei, sondern sogar drei Stockwerke hatten.

Aus einer Inschrift vom Jahre 180 (Bull. 1882, S. 27) ergiebt sich ausserdem,
dass es in Delos ein XoysTov gab, welches ebenso wie das Proskenion des Thea-
ters mit Pinakes versehen war. Wenn wir hiermit die Inschrift vom Jahre 279
vergleichen (Bull. 1890, S. 401), wo tb [Xoys]tcv tv)? rjXYjvSji; mit grosser Wahrschein-
lichkeit ergänzt ist1) und das Logeion also als Teil der Skene genannt wird, und
wenn wir uns dann erinnern, dass das Dach des Proskenion nach Vitruv (V, 6,8)
von den Griechen Logeion genannt wurde, so werden wir mit Th. Homolle (Bull.
1894 S. 166) die beiden Formeln rc£vaxe<; slq to xpcxnt^viov und it(vaxs? im tb XoysTov
gleichsetzen und das Proskenipn mit dem Logeion insofern identificiren, als beide
Ausdrücke zwar für den Vorbau der Skene gebraucht werden können, aber genauer
so zu verteilen sind, dass die Vorderwand itpouK^vwv, die Decke oder das Podium
dagegen genannt wird. Ich vermute, dass der Name Logeion dadurch

üblich geworden ist, class ausser den Göttern in den Dramen auch die Redner
in den Volksversammlungen vielfach auf dem Proskenion aufzutreten und von dort
zu sprechen pflegten (vergl. die Abschnitte V und VIII).

9. Das Theater in Assos.

Dieser grosse Bau ist im Jahre 1881 von dem Archäologischen Institut von
Amerika durch J. T. Clarke teilweise ausgegraben worden (vergl. Papers of the
Arch. Institute of America, Class. Ser. I, 1882). Weitere Untersuchungen wurden
im Jahre 1883 vorgenommen; der Bericht darüber ist bisher noch nicht veröffent-
licht. Wenn ich in Figur 60 eine Skizze eines Teiles des Theatergrundrisses und
hier einige Worte über seine Einrichtung mitteilen kann, so verdanke ich das
der Freundlichkeit des Herrn Clarke und einem Besuche, den ich im Jahre 1895
dem Theater abgestattet habe.

1 ) Reisch bezweifelt die Richtigkeit dieser Ergänzung und hält auch in der andern Inschrift
die Gleichsetzung von Logeion und Proskenion nicht für gesichert. Vgl. Abschnitt V.
 
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