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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0210

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2. Die Ausstattung des Tanzplatzes und des Spielhauses.

195

Dionysosheiligtum am Südfuss der Burg konnte der Schauspieler wohl hinter der
Terrassenmauer der hochgelegenen Orchestra unbemerkt herumkommen, wobei
ihm der Tempel, die Weihgeschenke und die Bäume des heiligen Bezirks als
Deckung dienten, und in ähnlicher Weise mag der Verbindungsweg zwischen den
Orchestrazugängen auch beim Tanzplatz auf dem Markt den Blicken der Zu-
schauer entzogen gewesen sein. Aber das sind Einzelheiten, über die Sicheres
ermitteln zu wollen vergeblich wäre.

Spätestens also in der Zeit, in der zwei Schauspieler aufzutreten pflegten, viel-
leicht aber schon früher, sind die ersten Versuche anzusetzen, auch den Spiel-
platz selbst mit irgend einem charakteristischen Wahrzeichen auszustatten und
so eine materielle Grundlage für die Illusion zu schaffen. Leider wissen wir so
gut wie nichts über die Dramen von Aischylos Vorgängern. Doch sind uns
aus der älteren Schaffensperiode des Aischylos noch einige Stücke erhalten,
die in Hinsicht auf die Ausstattung des Spielplatzes eine ziemlich frühe Ent-
wicklungsstufe darstellen.

Von diesem Gesichtspunkte aus darf das Drama der «Schutzflehenden» an
den Anfang der Betrachtung treten. Chor und Schauspieler kommen in diesem
Stück von aussen her, aus beträchtlicher Entfernung, sie treten also nicht vor
den Augen der Zuschauer aus dem Kleiderzelte, das demnach ausserhalb der
Parodos liegen oder sonstwie verborgen sein musste. Die Orchestra erscheint
als ein heiliger Bezirk, ein Hain, der zwischen der Küste und der Stadt von
Argos liegt; zur Küste führt die eine Parodos, zur Stadt die andere. Auf dem
Spielplatz ist ein Altar angebracht, eine Äotvo6w|;.ta (222) der äywvtot 6soi (179)>
ausgestattet mit Bildern der einzelnen Götter. Dass er beträchtliche Massver-
hältnisse in Breite und Höhe hatte, geht daraus hervor, dass die Danaiden
und ihre Dienerinnen, deren Zahl sich leider nicht mit Sicherheit angeben lässt,
an den Altarstufen Platz haben, und dass Danaos von dem oberen Teil des
Altars, wie von einer Warte (fy.ExaSsxcx; s%o%-i), 678) in die Ferne schaut; auch
sprechen die Danaiden einmal den Gedanken aus, sich am Altare aufzuhängen
(446)- U. v. Wilamowitz, der es zuerst (Hermes XXI, 597 f.) unternommen hat,
die ältere Gruppe der aisehyleischen Dramen in ihrer scenischen Eigenart zu
würdigen, hat die Ansicht ausgesprochen, dass dieser Altar in der Mitte der
Orchestra aufgebaut gewesen sei, und ohne Zweifel ist das Spiel unter dieser
Voraussetzung durchführbar. Ich selbst halte es aber für wahrscheinlicher, dass
der aus Brettern zusammengezimmerte Bau an der Tangente des Orchestra-
kreises errichtet war.

Für die Annahme einer centralen Anlage des Altars könnte man sich viel-
leicht auf ein Fragment des Aischylos (379 N.) berufen; Schol. B. II. E, 200
P- 5l, 7: op.ofo)? §£ y.a'i A'ta/üXo; ~aq iv y.uy.Xw ei-wsks ev ä-stpovi ox^.a-u (pvjaiv l'araaOai'
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