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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0355

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34Q

VI. Abschnitt. Theaterdarstellungen auf antiken Bildwerken.

Aus der Zahl anderer Bilder, die in diesen Zusammenhang gebracht wer-
den könnten, mag nur noch die schöne, in Stuckarbeit verzierte Wand der Sta-
bianer Thermen hervorgehoben werden, wo innerhalb der leichten Palastarchitek-
tur Satyrn und Silene in den Thorbauten, kleine landschaftliche Bilder in den
Zwischenwänden angeordnet sind, vgl. Nicolini I, Terme Stabiane T. VIII, D'Ame-
lio, Pompei, Dipinti murali scelti (Text von E. Cerillo), T. XX, Photogr. Arno-
dio 58. Stücke ähnlicher Wände, die wohl auch aus jenen Thermen stammen
werden, befinden sich im Neapeler Museum, Compartimenti 73 und 74, n. 9595,
9596 und 9625 (Photographien im Handel). Auch hier möchte Puchstein eine
unmittelbare Nachbildung der Theaterskene erkennen. Aber ich bezweifele, dass
wir nach der Anweisung dieser Bilder als Hintergrund der Satyrdramen einen
körperlich aufgebauten Palast annehmen dürfen, in dem nur einzelne landschaft-
liche Bildchen angebracht waren. Vielmehr möchte ich auch diese Bilder zu den
vorhin besprochenen stellen, die gemalten Schmuckwänden nachgeahmt sind,
und auch da noch die Frage offen lassen, ob der Wandmaler die verschiedenen,
in seiner Bildschöpfung verbundenen Elemente wirklich schon in gleicher Weise
in einer scaetia satyrica vereinigt vorgefunden oder erst selbst in willkürlicher
Weise verknüpft hat.

Bei dem vorläufigen Stande unserer Kenntnisse wird man also auch die
Architekturen jener Wandgemälde, bei denen die Abhängigkeit von Skenenbauten
deutlich ist, für den Wiederaufbau der Skenen nur in soweit verwerten dürfen,
als die erhaltenen Steinbauten eine Nachprüfung gestatten. Bei allem, was da-
rüber hinausgeht, haben wir immer mit der phantasievollen Freiheit und Willkür
der Maler zu rechnen.

Aber so beschränkt danach der Gewinn erscheinen mag, der aus den pom-
pejanischen Bildern für die Kenntnis des Skenenbaues fliesst, so wird uns durch
sie doch mancher wertvolle Zug von der inneren Ausstattung des Spielplatzes
im römischen Theater vermittelt. Das genauer zu verfolgen, liegt ausserhalb des
Rahmens unseres Buches, in dem auf die pompejanischen Wandbilder nur wegen
des Zusammenhanges der römischen und griechischen Theaterausstattung mit
einem Worte hingewiesen werden musste.

(E. R.)
 
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