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https://doi.org/10.11588/diglit.5422#0074
II. Abschnitt; Leukas, dag homerische Ithaka. (W. Dörpfeld) 59
II. ABSCHNITT
DIE INSEL LEUKAS: DAS HOMERISCHE ITHAKA
Von Wilhelm Dörpfeld
Nachdem im I. Abschnitt die Geschichte der Ithaka-Frage vom Altertum bis zur
Gegenwart dargelegt ist, sollen in diesem Abschnitt die Beweise für die Richtigkeit
der Leukas-Ithaka-Theorie beigebracht werden. Zu diesem Zweck werde ich zuerst
(A) die örtlichen, literarischen und geologischen Grundlagen für die Lösung der
Ithaka-Frage besprechen und sodann (B) auf diesem Fundament die Insel Leukas als
homerisches Ithaka erweisen. Weiter (C) werde ich zeigen, dass die homerischen
Beiworte von Ithaka dies Ergebnis bestätigen, indem sie besser zu Leukas als zu
Thiaki passen. Ferner (D) wird sich auch bei der Besprechung der einzelnen home-
rischen Landmarken für Leukas eine viel bessere Uebereinstimmung mit dem Epos
ergeben als für Thiaki. Zum Schluss (E) soll der Uebergang des Namens Ithaka von
Leukas auf Thiaki erörtert werden.
A. DIE GRUNDLAGEN FÜR DIE BESTIMMUNG DES WAHREN
HOMERISCHEN ITHAKA
1. DIE ÖRTLICHE ÜBERLIEFERUNG ÜBER ITHAKA UND IHR WERT
(Hierzu Tafel 1 und 5)
Vom klassischen Altertum bis zum Ende des 19. Jahrhunderts galt das heutige
Ithaka oder Thiaki allgemein als Heimat des Odysseus, als homerisches Ithaka. In
dieser langen Zeit haben nicht nur seine Bewohner, sondern auch die Homer-Forscher,
soweit wir wissen, den alten homerischen Adel der Insel stets anerkannt. Ueber einen
anderen älteren Namen der Insel wird uns von den antiken Schriftstellern nichts
überliefert. Die Bewohner von Thiaki zeigten den fremden Besuchern, im Altertum
ebenso wie heute, die Stelle der homerischen Stadt Ithaka und des Königshauses,
führten sie zum Phorkys-Hafen und zum Gehöft des Eumaios und zeigten ihnen die
Berge Neriton und Ne'ion. Jedermann konnte sich so von der Berechtigung der Itha-
kesier, ihrer Heimat den berühmten homerischen Namen Ithaka zu geben, selbst über-
zeugen. Allerdings scheinen die Gelehrten, ebenso wie die Bewohner, niemals einig
gewesen zu sein über die Ansetzung der einzelnen homerischen Landmarken auf der
II. ABSCHNITT
DIE INSEL LEUKAS: DAS HOMERISCHE ITHAKA
Von Wilhelm Dörpfeld
Nachdem im I. Abschnitt die Geschichte der Ithaka-Frage vom Altertum bis zur
Gegenwart dargelegt ist, sollen in diesem Abschnitt die Beweise für die Richtigkeit
der Leukas-Ithaka-Theorie beigebracht werden. Zu diesem Zweck werde ich zuerst
(A) die örtlichen, literarischen und geologischen Grundlagen für die Lösung der
Ithaka-Frage besprechen und sodann (B) auf diesem Fundament die Insel Leukas als
homerisches Ithaka erweisen. Weiter (C) werde ich zeigen, dass die homerischen
Beiworte von Ithaka dies Ergebnis bestätigen, indem sie besser zu Leukas als zu
Thiaki passen. Ferner (D) wird sich auch bei der Besprechung der einzelnen home-
rischen Landmarken für Leukas eine viel bessere Uebereinstimmung mit dem Epos
ergeben als für Thiaki. Zum Schluss (E) soll der Uebergang des Namens Ithaka von
Leukas auf Thiaki erörtert werden.
A. DIE GRUNDLAGEN FÜR DIE BESTIMMUNG DES WAHREN
HOMERISCHEN ITHAKA
1. DIE ÖRTLICHE ÜBERLIEFERUNG ÜBER ITHAKA UND IHR WERT
(Hierzu Tafel 1 und 5)
Vom klassischen Altertum bis zum Ende des 19. Jahrhunderts galt das heutige
Ithaka oder Thiaki allgemein als Heimat des Odysseus, als homerisches Ithaka. In
dieser langen Zeit haben nicht nur seine Bewohner, sondern auch die Homer-Forscher,
soweit wir wissen, den alten homerischen Adel der Insel stets anerkannt. Ueber einen
anderen älteren Namen der Insel wird uns von den antiken Schriftstellern nichts
überliefert. Die Bewohner von Thiaki zeigten den fremden Besuchern, im Altertum
ebenso wie heute, die Stelle der homerischen Stadt Ithaka und des Königshauses,
führten sie zum Phorkys-Hafen und zum Gehöft des Eumaios und zeigten ihnen die
Berge Neriton und Ne'ion. Jedermann konnte sich so von der Berechtigung der Itha-
kesier, ihrer Heimat den berühmten homerischen Namen Ithaka zu geben, selbst über-
zeugen. Allerdings scheinen die Gelehrten, ebenso wie die Bewohner, niemals einig
gewesen zu sein über die Ansetzung der einzelnen homerischen Landmarken auf der