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VI.

DAS „SALZMEER" (ERECHTHEIS)

Bei Erörterung des Zustandes, den der Architekt des Erechtheions vor Beginn seines Baues
vorgefunden hat, war schon darauf hingewiesen worden, daß an der im Erechtheion-Werk
vorgeschlagenen Stelle in der Südwest-Ecke des Baues bei der Korenhalle und direkt neben
dem Kekropsgrab das „Salzmeer" nicht gesucht werden darf. Durch die spätantike oder gar
erst mittelalterliche Erweiterung der Erechtheis zu einer Zisterne unter der „Parastas" ist die
alte Oberfläche des Felsens so stark verändert, daß eine besonders markante Stelle, die ohne
weiteres deutlich als ehemalige Felsenquelle zu erkennen wäre, nicht mehr erhalten geblieben ist.

Spuren im Fels

Jedoch befindet sich genau in der Mitte dieser Zisterne, wie oben schon erwähnt, und
worauf B. H. Hill in einem Brief an Wilhelm Dörpfeld besonders hingewiesen hat, eine Ver-
tiefung im Felsen, die tiefer reicht als der künstlich geebnete Felsboden der Zisterne (Taf. 1,
8 und 10 bei E) und die, soweit auf den alten Zeichnungen dieser Zisterne noch zu erkennen
ist, mit dem dicken Wasser-Estrich ihrer Sohle glatt ausgefüllt war (Jahn-Michaelis, Arx
Athenarum3 Taf. XX-XXV). Zugleich liegt hier der tiefste Punkt der Felsoberfläche innerhalb
des Bereichs des Erechtheions. In der nördlichen Schmalwand der Zisterne unter der Schwelle
der großen Nordtür ist ebenfalls an der Oberfläche des Felsens zu erkennen, daß ein natür-
liches Loch etwa 80 cm breit noch 20 cm weiter nach Norden reichte als die durch Felsab-
arbeitung hergestellte Nordwand der Zisterne (Taf. 7 und 9). Es liegt demnach nahe, diese
beiden etwa gleich tief liegenden letzten Reste zu einer natürlichen Felsspalte miteinander
zu verbinden und darin die Uberreste des „Salzmeeres" zu sehen. Heute sind diese Stellen
von Natur trocken und nach dem Regen nicht mehr wasserdicht. Das beweist jedoch nicht,
daß nicht im Altertum hier eine dünne Quelle durch die Gesteinsschichten drang, den Fels-
spalt dauernd mit Wasser füllte und an seinem tiefen Nordende wieder versickerte. Da
Pausanias von einem „Brunnen" spricht, in dem man dieses Meer nicht nur sehen, sondern
bei Südwind auch rauschen hören könnte, ist die Öffnung dieses Brunnens vermutungsweise
in der Mitte über diesem Felsspalt anzunehmen, mit einem Puteal ausgestaltet in ähnlicher
Weise wie die Umrandung des Dreizackmales über dem Pflaster der Nordhalle.
Die Frage der Uberdeckung dieses „Salzmeeres" ist im Erechtheion-Werk schon deshalb nicht
befriedigend beantwortet, weil dieses „Salzmeer" in die äußerste Südwest-Ecke der „Parastas"
gelegt worden ist, während man sich den Raum selbst nach den Schnitten auf EW. Taf. XV
völlig mit Erde angefüllt und mit einem dünnen Marmorplatten-Fußboden ohne eigene
Fundamente abgedeckt vorstellen soll. Gegen diese Ergänzung und die daraus entstehenden
Folgerungen erheben sich verschiedene schwere Bedenken. Als Ausgangspunkt dient im
Erechtheion-Werk der Erhaltungszustand:

a) der Türschwelle unter der großen Prachttür der Nordhalle,

b) einer dünnen Marmorplatte (EW. Fig. 104, S. 163), deren ursprünglicher Platz unter
der unter c) erwähnten Schicht 19 an den Dübel- und Klammerlöchern wiedererkannt
wurde, worauf sie mit einer eisernen Stütze dort wieder angebracht wurde (EW. 164,
Fig. 105),

c) der Schicht 19 unter den Orthostaten der Westmauer (Taf. 3).

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