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Dohme, Robert
Die Kirchen des Cistercienser-Ordens in Deutschland während des Mittelalters: mit Holzschnitten — Leipzig, 1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.33499#0154
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auf das zweischifhge Querbaus kommt. Die Pfeiler sind durchweg
achteckig. Auf fünf von diesen acht Seiten ruht die Obermauer,
während die drei übrigen im Mittelschiff als Gewölbeträger an ihr
emporgeführt sind. An den Nebenschitfswänden entsprechen den
Pfeilern rechtwinklige Vorlagen, die statt eines Kapitells pultdach-
förmig abgeschrägt, d. h. ganz wie Strebepfeiler gebildet sind, ein
Verfahren, das so wenig, wie die schmalen Pfeilergesimse, die un-
gegliederten Wandungen der zweitheiligen masswerklosen Fenster,
sowie der gänzliche Mangel an Decoration im Uebrigen, verbunden
mit der Einförmigkeit des Grundrisses von höherer künstlerischer
Weihe zeugt. Das hoch über den Seitenschiffen aufsteigende Mittel-
schiff hat Netz-, die Abseiten Sterngewölbe. Am Aeussern sind alle
Theile mit abgetreppten Pultdachstreben besetzt, die an den Ecken,
wie bei geradlinigen Abschlüssen gewöhnlich, in die Diagonale
gestellt sind. Unter den Dächern der Seitenschiffe liegen Strebebögen
verborgen. Vorder- und Hinterfront zeigen je drei theilweis reich
gegliederte Giebel, die durch je zwei achteckige Treppenthürme von
einander getrennt sind. Die lichte Länge beträgt 242 Fuss bei 79
Fuss Breite und 82 Fuss Höhe.
Im Südosten begegnen wir dann der ö s t e r r e i c h - b ö h m i s c h e n
Gruppe der Hallenkirchen, eine Form, die innerhalb des Ordens
nur hier zu allgemeiner Geltung kam, und die in derThatjaweit
geeigneter für die Pfarrkirchen der Städte, als für Mönchsconvente
ist, bei denen die Nebenschiffe nur eine secundäre Rolle spielen.
Das höchste Alter unter diesen Bauten scheint das böhmische Hohen-
furt *) zu besitzen. Eine Tochter von Wilhering an der Donau
wurde das Kloster von einem Herrn von Rosenberg auf einem Hügel
über der Moldau inmitten eines waldreichen Gebietes gegründet und
1259 den Mönchen übergeben. Es wird uns aus derselben Zeit
bereits von einer Kirchweihe berichtet, doch kann diese dem Style
nach nur auf die Osttheile des vorhandenen Gotteshauses bezogen
0 Wocel: Bericht über eine kunstarchaeolog. Reise in Böhmen und Mähren,
in den Mitth. der E. K. C. C. 1858; und B. Grueber: Kioster Hohenfurt, ebenda
186). Necrologium Hohenfurtense bei Jongelinus im Ausz. Siehe auch Millauer:
Fragm. aus dein Necrol. des Cist.-Stiftes Hohenfurt in den Abhandl. der Böhm.
Gesch. d. Wissensch. VI. 1818/19.
 
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