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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Berlin, 1878

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Lemcke, Carl von: Frans van Mieris: geb. in Leiden 1635, gest. daselbst 1681
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https://doi.org/10.11588/diglit.34542#0134
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Frans van Mieris.

Geb. in Leiden 1635; geft dafeibit 1681.
Frans van Mieris, der berühmte Leidener Fein- und Kleinmaler, ift am
16. April 1635 geboren. Jan Swammerdam, der große Entdecker im Reiche des
Mikroscopilch-Kleinen, geboren in Amßerdam, Student in Leiden, war nur zwei
Jahre jünger. Man lieht, es herrichte ein Zug zum Kleinen hin; Luft und Leiden-
Ichaft dafür lag damals in Holland in der Luft. Wiffenfchaft und Kunft ent-
fprachen auch hierin einander, wie lie dies für andere phyhcalilche Beßrebungen
thaten, welche in der Kunft Rembrandt van Rijn als ihren größten Vertreter
hatten.
Der Vater von Frans war der Silberfchmied, nach Anderen Goldichmied
und Diamantenlchleifer, Jan Baftiaensz., genannt van Mieris, zu Leiden. Unter
feinen dreiundzwanzig, in rechtmäßiger Ehe erzeugten Kindern — wie uns lein
Urenkel berichtet — zeichnete Frans lieh Ichon früh durch malerifche Begabung
lb lehr aus, daß Jan ihn, befonders auf Zureden leines Gönners, des Herrn W. van
Heemskerk, zum Maler beftimmte und ihn erft zu dem damals angefehenen Glas-
maler und Zeichenlehrer Abraham Torenvliet und danach mit Rücklicht auf die
ausgezeichneten Fortfehritte zu Gerard Dov in die Lehre gab.
Dov nannte Frans bald den Fürften feiner Lehrlinge, der den Preis über alle
davontrage. Ploubraken berichtet, dafs Frans, um auch eine breitere Pinleiführung
zu lernen, zu Adriaen van den Tempel (dem trefhichen Portraitiften mit Hinneigung
zur van Dyckifchen Nobleffe) gethan lei. Doch da er mehr Luft zur Feinmalerei
gehabt habe, lei er zu Dov zurückgekehrt und bei ihm geblieben, bis er als
lelbßändiger Meifter aufgetreten. Unterer Vermuthung nach könnte er gerade bei
van den Tempel die Neigung, höhere Lebensclaffen darzuftellen, ausgebildet haben.
Frans errang Ichnell hohen Ruhm, fbbald er mit leinen Bildchen feinem Lehrer,
Terborch, Metzu und Genoffen zur Seite trat. Er traf den Modegeichmack, den
die älteren Meifter ausgebildet hatten, und den er nun gleichläm noch verfeinerte,
wie er he denn auch durch Feinheit und Kleinheit und Eleganz zu überbieten luchte.
Auch er iß wieder ein Mußer für die damalige Höhe der künßlerilchen Aus-
bildung, für das Einleben der jungen Maler vom Knabenalter an mit Augen und
Hand in die lchwierigßen Vorkommniffe ihrer Kunß. Bei dem Meißer erwachfend,
lernen he von ihm fehen und malen, als wenn es einen Zweifel hinhchtlich der
Wege und der Abhchten gar nicht gebe.
Frans nahm wie Dov und Terborch und lein Altersgenoße Metzu die zu
fchildernden Vorgänge aus dem wirklichen Leben, belbnders aus dem der mitt-
 
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