EUGENE DELACROIX.
das Ganze in Licht und Farbe getaucht, weil das malerifche Element allein im
Stande ilt, das Auge mit diefem harken Aufgebote tragifcher Mittel zu verföhnen.
Auf der Weltaushellung von 1855 trat Delacroix mit der impofanten Zahl
von fünfunddreifsig Gemälden aufj unter welchen feine behen Arbeiten vertreten
waren. Wenn er auch nicht wie fein Rivale Ingres einen eigenen Raum zu einer
Separatausheilung erhielt, fo errang er doch einen gleichen Erfolg, die Ehren-
medaille. Es ih fchon oft erzählt worden, wie eifrig Ingres, der vom Prinzen
Napoleon, dem Protektor der Weltaushellung, nur durch die Zulage eines eigenen
Raumes zur Betheiligung an der Ausheilung bewogen worden war, diefen Raum
hütete. Eine verzeihliche Wifsbegierde trieb Delacroix an, hch den Eingang zu
demfelben zu verfchaffen, indem er den von Ingres eingefetzten Wächter behach.
Im Augenblick, als er ging, kam Ingres hinzu und fuhr den Wärter an: »War
hier nicht Jemand drin? ... Es riecht nach Schwefel.« Seine Eitelkeit wurde
daher aufs tiefhe verletzt, als diefer Mann, den er als einen nach Schwefel
riechenden Teufel betrachtete, gleich ihm die Ehrenmedaille erhielt und, was
noch fchlimmer war, in der Reihe der Auszeichnungen, die nach dem Alphabete
angeordnet worden, noch vor ihm genannt wurde. Wir haben fchon erwähnt,
dafs Delacroix hch foweit zu beherrfchen wufste, dafs er niemals Gleiches mit
Gleichem vergalt. In einem an Theophil Silvehre nach dem Schluffe der Welt-
aushellung gerichteten Schreiben deutete er an, dafs es ihm mit Rückhcht auf
Ingres unangenehm wäre, wenn feine Freunde zu feiner Verteidigung den im
Lager der Gegner üblichen Ton adoptiren und perfönliche Befchimpfungen mit
gleicher Münze bezahlen würden. Sieben Jahre fpäter fprach er in einem Briefe
feine Mifsbilligung darüber aus, dafs man Ingres veranlafst hätte, zu feinem
Schaden eine fo fchwache Arbeit wie den »zwölfjährigen Jefus im Tempel unter
den Schriftgelehrten« auszuhellen, zumal Ingres in einem Alter Hände, wo er
nur noch geringe Hoffnung hätte, die Scharte wieder auszuwetzen.
Solche und andere Charakterzüge machen es unmöglich, der einzigen ab-
weichenden Stimme, welche zum Nachtheile Delacroix' laut geworden iE, Glauben
zu fchenken. Ein Mitarbeiter von Delacroix, der Maler Laffalle-Bordes, hat in
einer an Philipp Burty, den Herausgeber von Delacroix' Briefwechfel, gerichteten
Zufchrift Verdächtigungen gegen den Charakter feines Lehrers vorgebracht:
diefer follte eiferfüchtig, neidifch und nachtragend gewefen fein. Laffalle-
Bordes deutet an, dafs Delacroix hch bei Zeiten feiner Mitarbeiterfchaft ent-
ledigt habe, weil er gefürchtet, durch jenen verdunkelt zu werden. Aus Briefen
des Meiflers geht jedoch hervor, dafs Laffalle-Bordes nicht zu feiner Zufrieden-
heit gearbeitet und deshalb von ihm fpäter nicht befchäftigt worden iE, was auch
durch die Thatfache eine weitere Stütze erhält, dafs Laffalle-Bordes nicht die
Kraft gehabt hat, hch eine felbHändige Bedeutung zu erringen. An der ver-
meintlichen »Unterdrückung« durch den Meiher kann es nicht gelegen haben,
da Delacroix' Einhufs auf die Kunhkreife von Paris ein äufserft geringer gewefen
ih. Es ih möglich und fogar wahrfcheinlich, dafs die wachfende Reizbarkeit
und Nervohtät des Meiflers auf feine Schüler mifshimmend eingewirkt und manche
falfche Beurtheilung hervorgerufen hat. lndeffen fpricht auch gegen diefe An-
das Ganze in Licht und Farbe getaucht, weil das malerifche Element allein im
Stande ilt, das Auge mit diefem harken Aufgebote tragifcher Mittel zu verföhnen.
Auf der Weltaushellung von 1855 trat Delacroix mit der impofanten Zahl
von fünfunddreifsig Gemälden aufj unter welchen feine behen Arbeiten vertreten
waren. Wenn er auch nicht wie fein Rivale Ingres einen eigenen Raum zu einer
Separatausheilung erhielt, fo errang er doch einen gleichen Erfolg, die Ehren-
medaille. Es ih fchon oft erzählt worden, wie eifrig Ingres, der vom Prinzen
Napoleon, dem Protektor der Weltaushellung, nur durch die Zulage eines eigenen
Raumes zur Betheiligung an der Ausheilung bewogen worden war, diefen Raum
hütete. Eine verzeihliche Wifsbegierde trieb Delacroix an, hch den Eingang zu
demfelben zu verfchaffen, indem er den von Ingres eingefetzten Wächter behach.
Im Augenblick, als er ging, kam Ingres hinzu und fuhr den Wärter an: »War
hier nicht Jemand drin? ... Es riecht nach Schwefel.« Seine Eitelkeit wurde
daher aufs tiefhe verletzt, als diefer Mann, den er als einen nach Schwefel
riechenden Teufel betrachtete, gleich ihm die Ehrenmedaille erhielt und, was
noch fchlimmer war, in der Reihe der Auszeichnungen, die nach dem Alphabete
angeordnet worden, noch vor ihm genannt wurde. Wir haben fchon erwähnt,
dafs Delacroix hch foweit zu beherrfchen wufste, dafs er niemals Gleiches mit
Gleichem vergalt. In einem an Theophil Silvehre nach dem Schluffe der Welt-
aushellung gerichteten Schreiben deutete er an, dafs es ihm mit Rückhcht auf
Ingres unangenehm wäre, wenn feine Freunde zu feiner Verteidigung den im
Lager der Gegner üblichen Ton adoptiren und perfönliche Befchimpfungen mit
gleicher Münze bezahlen würden. Sieben Jahre fpäter fprach er in einem Briefe
feine Mifsbilligung darüber aus, dafs man Ingres veranlafst hätte, zu feinem
Schaden eine fo fchwache Arbeit wie den »zwölfjährigen Jefus im Tempel unter
den Schriftgelehrten« auszuhellen, zumal Ingres in einem Alter Hände, wo er
nur noch geringe Hoffnung hätte, die Scharte wieder auszuwetzen.
Solche und andere Charakterzüge machen es unmöglich, der einzigen ab-
weichenden Stimme, welche zum Nachtheile Delacroix' laut geworden iE, Glauben
zu fchenken. Ein Mitarbeiter von Delacroix, der Maler Laffalle-Bordes, hat in
einer an Philipp Burty, den Herausgeber von Delacroix' Briefwechfel, gerichteten
Zufchrift Verdächtigungen gegen den Charakter feines Lehrers vorgebracht:
diefer follte eiferfüchtig, neidifch und nachtragend gewefen fein. Laffalle-
Bordes deutet an, dafs Delacroix hch bei Zeiten feiner Mitarbeiterfchaft ent-
ledigt habe, weil er gefürchtet, durch jenen verdunkelt zu werden. Aus Briefen
des Meiflers geht jedoch hervor, dafs Laffalle-Bordes nicht zu feiner Zufrieden-
heit gearbeitet und deshalb von ihm fpäter nicht befchäftigt worden iE, was auch
durch die Thatfache eine weitere Stütze erhält, dafs Laffalle-Bordes nicht die
Kraft gehabt hat, hch eine felbHändige Bedeutung zu erringen. An der ver-
meintlichen »Unterdrückung« durch den Meiher kann es nicht gelegen haben,
da Delacroix' Einhufs auf die Kunhkreife von Paris ein äufserft geringer gewefen
ih. Es ih möglich und fogar wahrfcheinlich, dafs die wachfende Reizbarkeit
und Nervohtät des Meiflers auf feine Schüler mifshimmend eingewirkt und manche
falfche Beurtheilung hervorgerufen hat. lndeffen fpricht auch gegen diefe An-