seltenes und interessantes Stück, das man am besten in Süddeutschland oder
der Schweiz lokalisieren kann (Nr. 331). Zwei zylindrische Henkelkrüge aus ein
und derselben Werkstätte mit der Darstellung des Apostels Simon in Blaumalerei
(Nr. 337 und 339) sind ohne Marke, dürften aber wohl Ansbacher Arbeiten sein.
Spuren von kalter Goldbemalung auf dem einen Krug und das Allianzwappen
Hohenzollern-Württemberg auf dem Zinndeckel desselben unterstützen diese
Annahme. In dieser Gruppe sind auch eine Anzahl von bemalten Tierfiguren aus
Fayence aufgenommen, die entweder als Tafelaufsätze oder als Deckelkännchen
gebildet sind. Der Ort ihrer Entstehung ist in den allermeisten Fällen nicht festzu-
stellen. Wir haben aus verschiedenen Fabriken Nachrichten über derartige Modelle,
so aus Straßburg, Schretzheim etc., am meisten waren sie in Holitsch beliebt, aber
es ist wahrscheinlich, daß sie auch in kleineren Manufakturen hergestellt wurden.
Eine weitere Abteilung umfaßt die österreichischen Alpenländer im weiteren
Sinne, wobei der Hauptteil auf die alten keramischen Betriebe Gmunden und
Salzburg entfällt. Die zwei Fayencen mit buntem, trübem Louis XVI.-Dekor in
Muffelfarben, der unter starkem Einfluß der gleichzeitigen Wiener Porzellane steht,
trägt als Marke ein L und die Stücke wurden bisher allen möglichen Werkstätten
zugeschrieben. Es sind aber nachweisbar sichere Arbeiten aus einer kleineren
Fabrik in Laibach, zu denen sich die nötigen Beweisstücke in genügender Anzahl
im dortigen Museum finden. Die Manufaktur hat sich in späterer Zeit hauptsächlich
mit der Herstellung von Steingutarbeiten befaßt und recht respektable plastische
Werke herausgebracht. Den Töpfereien zu Gmunden sind einige interessante
Arbeiten zuzuweisen, unter denen ich die Figur eines karikierten, zwerghaften
Krügelhändlers hervorhebe, eine Art von alpenländischer Callotfigur, der auf
seinem breiten Schlapphut eine Anzahl von bauchigen, in Grün und Blau marmo-
rierten Henkelkrüglein trägt (Nr. 383).
In Gmunden und Salzburg hat man auch gerne die manganfarbig gespritzten
Krüge hergestellt, die der alte Professor Halle in seinem zu Ende des 18. Jahr-
hunderts erschienenen Werk über die Fayence als „jaspiert" bezeichnet; unter
dieser Benennung erscheinen sie auch im vorliegenden Kataloge. Einer dieser
Krüge (Nr. 384) trägt das Wappen des Salzburger Erzbischofs Leopold Firmian.
Die große Gruppe der Salzburger Fayencen mit Blaumalerei nach Nürnberger
Vorbild, die im Katalog von Nr. 402 bis 418 beschrieben sind, sind bereits oben
unter den Nürnberger Fayencen besprochen worden.
Die Gruppe der Holitscher Fayencen (Nr. 427 u. ff.) enthält eine große
Anzahl außerordentlich wertvoller und seltener Stücke aus dieser unverdienter-
maßen zu wenig bekannten, alten kaiserlichen Fabrik, die von der Mitte des
18. bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Betrieb war und über eine über-
raschende Fülle von Dekorationsweisen verfügte. Sowohl die Muffel-, wie die
Scharffeuermalerei wurde in der dortigen Malerstube mit großem Geschick be-
trieben und es gibt wenig Fabriken, denen die Holitscher Maler und Modelleure
nicht Anregungen entnahmen und geschickt anwandten. So sind die zwei figuralen
Leuchter (Nr. 428), die auf einem Erdsockel, einen Baumstamm mit Katze und
Hund zeigen, Schretzheimer Modellen nachgebildet (A. Stöhr, „Deutsche Fayencen",
Seite 256).
- X -
der Schweiz lokalisieren kann (Nr. 331). Zwei zylindrische Henkelkrüge aus ein
und derselben Werkstätte mit der Darstellung des Apostels Simon in Blaumalerei
(Nr. 337 und 339) sind ohne Marke, dürften aber wohl Ansbacher Arbeiten sein.
Spuren von kalter Goldbemalung auf dem einen Krug und das Allianzwappen
Hohenzollern-Württemberg auf dem Zinndeckel desselben unterstützen diese
Annahme. In dieser Gruppe sind auch eine Anzahl von bemalten Tierfiguren aus
Fayence aufgenommen, die entweder als Tafelaufsätze oder als Deckelkännchen
gebildet sind. Der Ort ihrer Entstehung ist in den allermeisten Fällen nicht festzu-
stellen. Wir haben aus verschiedenen Fabriken Nachrichten über derartige Modelle,
so aus Straßburg, Schretzheim etc., am meisten waren sie in Holitsch beliebt, aber
es ist wahrscheinlich, daß sie auch in kleineren Manufakturen hergestellt wurden.
Eine weitere Abteilung umfaßt die österreichischen Alpenländer im weiteren
Sinne, wobei der Hauptteil auf die alten keramischen Betriebe Gmunden und
Salzburg entfällt. Die zwei Fayencen mit buntem, trübem Louis XVI.-Dekor in
Muffelfarben, der unter starkem Einfluß der gleichzeitigen Wiener Porzellane steht,
trägt als Marke ein L und die Stücke wurden bisher allen möglichen Werkstätten
zugeschrieben. Es sind aber nachweisbar sichere Arbeiten aus einer kleineren
Fabrik in Laibach, zu denen sich die nötigen Beweisstücke in genügender Anzahl
im dortigen Museum finden. Die Manufaktur hat sich in späterer Zeit hauptsächlich
mit der Herstellung von Steingutarbeiten befaßt und recht respektable plastische
Werke herausgebracht. Den Töpfereien zu Gmunden sind einige interessante
Arbeiten zuzuweisen, unter denen ich die Figur eines karikierten, zwerghaften
Krügelhändlers hervorhebe, eine Art von alpenländischer Callotfigur, der auf
seinem breiten Schlapphut eine Anzahl von bauchigen, in Grün und Blau marmo-
rierten Henkelkrüglein trägt (Nr. 383).
In Gmunden und Salzburg hat man auch gerne die manganfarbig gespritzten
Krüge hergestellt, die der alte Professor Halle in seinem zu Ende des 18. Jahr-
hunderts erschienenen Werk über die Fayence als „jaspiert" bezeichnet; unter
dieser Benennung erscheinen sie auch im vorliegenden Kataloge. Einer dieser
Krüge (Nr. 384) trägt das Wappen des Salzburger Erzbischofs Leopold Firmian.
Die große Gruppe der Salzburger Fayencen mit Blaumalerei nach Nürnberger
Vorbild, die im Katalog von Nr. 402 bis 418 beschrieben sind, sind bereits oben
unter den Nürnberger Fayencen besprochen worden.
Die Gruppe der Holitscher Fayencen (Nr. 427 u. ff.) enthält eine große
Anzahl außerordentlich wertvoller und seltener Stücke aus dieser unverdienter-
maßen zu wenig bekannten, alten kaiserlichen Fabrik, die von der Mitte des
18. bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Betrieb war und über eine über-
raschende Fülle von Dekorationsweisen verfügte. Sowohl die Muffel-, wie die
Scharffeuermalerei wurde in der dortigen Malerstube mit großem Geschick be-
trieben und es gibt wenig Fabriken, denen die Holitscher Maler und Modelleure
nicht Anregungen entnahmen und geschickt anwandten. So sind die zwei figuralen
Leuchter (Nr. 428), die auf einem Erdsockel, einen Baumstamm mit Katze und
Hund zeigen, Schretzheimer Modellen nachgebildet (A. Stöhr, „Deutsche Fayencen",
Seite 256).
- X -