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förderte. Feudi brachte ihn auch 1827 an die Akademie (vgl. die Akademiezeichnung
Nr. 708) und gab ihm seit 1828 Beschäftigung am k. k. Münz- und Antikenkabinette
als Zeichner und Kupferstecher. Als Fendi 1842 starb, fand er als dessen Nachfolger
daselbst eine dauernde Anstellung*). Seine engere Berufstätigkeit <Illustation der
Münzen-, Cameen^ und Siegelwerke von Amern, Bergmann und Melly) nahm ihn so
in Anspruch, daß ihm nur wenig Zeit für sein künstlerisches Schaffen blieb. Seinem
Meister Fendi strebte er auch in seinen Genrebildern nach, die für die Kunst Albert
Sdiindlers charakteristisch sind und in den sein schlidites warmherziges Wesen seinen
gemütvollen Ausdrud\ fand.

Zwei Frühbilder dieser Art (»Die letzte Pilgerreise« und »Das Almosen«)
befinden sich in der Sammlung des Grafen Land<oronski. Von den späteren seien
hervorgehoben: Mädchen beim Stickrahmen <1832>. — Ein verwundeter Offizier
empfängt in einer Mönchszelle die letzte Ölung <1834, Staatsgalerie). — Ein Schlosser^
meister übernimmt einen Knaben in die Lehre <1838, Sammlung Erzh. Ludwig
Viktor, jetzt Privatbesitz Wien). — Ein Sdiulknabe beim Brunnen <1838>. — Die
Werburg <1839). — Die letzte Pilgerreise (1840). — Die Zurückgabe des gefundenen
Geldbeutels <1841>. — Der Abschied des Handwerksbursdien <1841, Sammlung
Erzh. Ludwig Viktor, jetzt Privatbestitz Wien).

Der vorliegender Katalog enthält jene Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, die
sidi bis jetzt im Besitze der Nachkommen Sdiindlers befanden. Es sind dies in
erster Linie Bilder, die ihm und seinen Angehörigen als Familienerinnerungen teuer
waren, so sein feines, kleines Selbstporträt als Bräutigam aus dem Jahre 1837 mit
einem eigenhändigen Vermerk von seiner Braut Antonie Birnögger <Nr. 673, Tafel XXIII),
dann die lebendige Ölskizze, die er selbst von seiner Trauung vor dem prächtigen
Barodialtar der Klosterneuburger Stiftskirche gemalt hat und die für die Wiener
Künstlergeschichte von besonderem Interesse ist, weil sie im Hochzeitsgefolge die
Porträts seiner Freunde Fendi, Danhauser, Waldmüller, Ranftl und Sduibert zeigt
(Nr. 672, Tafel XXIX).

Vor allem aber das künstlerisch hodiwertigste, wundervoll fein gemalte Bildchen
<Nr. 671 Tafel XXVIII), das Schindler in seinem einfachen Atelierzimmer zeigt, mit seinem
kleinen Sohne und seiner Tochter, die ihm ernsthaft bei der Arbeit zusehen. Die
Wände sdimücken zwei Bilder, die sich audi in seinem Nachlasse vorfinden und an
denen er besonders gehangen haben muß, die große Kopie nach dem »Christus in
Emaus« Tizians im Louvre <Nr. 669, Tafel XXVI) und der 1836 entstandene
»Musikalisdie Mohr« <Nr. 670, Tafel XXVII) der mit patriotischen Gefühl, in das
sich ein humoristisdier Unterton mischt, in einem nadi Wien als Hausknecht ver-
schlagenen Wüstensohn einen begeisterten Untertanen des allen Kaisers Franz zeigt.

Von der Verehrung des Künstlers für den großen Venezianer gibt noch eine
zweite Kopie nach Tizian (Grablegung im Louvre, Nr. 628, Tafel XXVI), von seinem
Studium der alten Holländer das Bildchen Nr. 675 (Tafel XXV) Zeugnis.

Einen Entwurf zu einem Familienbildnis sehen wir in Nr. 652 (Taf. XXV) vor
uns, das die Frau des Künstlers mit zwei Kindern und seitwärts ihn selbst im Garten
einer Mödlinger Sommerwohnung darstellt. Eine Reihe von Bildern zeigt uns die

®) Vgl. zu diesem und dem folgenden den Artikel von C. v. Wurrbadi im Biograpliisd.cn
Lexikon des Kaiserthums Österreich, 30. Bd., S. lf.

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