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Dragendorff, Hans; Archäologische Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Alexander Conze: Gedächtnisrede gehalten am Winckelmannstage 1914 in der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — Berlin, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.41440#0008
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Um so mehr ist es unsere Pflicht, an einem Tage, der wie der heutige
der Erinnerung geweiht ist, uns zu sammeln, die Gedanken zurückzulenken,
des Mannes zu gedenken, der so schlicht und bescheiden durchs Leben ging,
und der doch Anspruch auf einen Ehrenplatz in unserer Wissenschaft hat;
an dessen Grab unsere archäologische Wissenschaft, unser Museum, unser
Institut, unsere Gesellschaft sich trauernd vereinen; dessen Andenken in
unserer Wissenschaft fortleben wird, wenn der Glanz mancher blendenden
Tagesgröße verblaßt ist.
Alexander Conze war kein Mann, den weite Kreise kannten. Äußeren
Ehren, billiger Popularität ist er immer abhold gewesen, in die breitere Öffent-
lichkeit mit seiner Person zu treten, hat er wenig Neigung verspürt, vielleicht
allzu wenig. So ist die Zahl derer, die außerhalb des Kreises der Fachgenossen
ihn kannten, klein geblieben, und ich glaube, auch innerhalb des Kreises
der Altertumsforscher, wenigstens der jetzt lebenden, sind nicht allzu viele, die
einen lebendigen Begriff mit seinem Namen verbinden; denen er mehr war
als der Mann, der die Geschäfte des Archäologischen Instituts besorgte; die
allenfalls wissen, daß er in Pergamon ausgegraben hatte, aber darüber hinaus
eine klare Vorstellung haben, was er für unsere Wissenschaft bedeutete,
welchen Platz er in ihr einnahm.
Aus einer anderen Generation ragte Conze in die unsere hinein. Man
muß sich klar machen, daß seine wissenschaftliche Produktion im Jahre 1855
beginnt; daß ein beträchtlicher Teil seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen
vor das Jahr 1870 fällt, d. h. in eine Zeit, in der die, zu denen wir jüngeren
jetzt als zu den Meistern und Führern unserer Wissenschaft aufblicken, soweit
sie nicht noch auf der Schulbank saßen, gerade auf die Universität kamen.
So vieles haben wir von unserem ersten Studiensemester an als einen
festen Besitz unserer Wissenschaft betrachtet, ohne uns viel zu fragen,
wo es herkam und wer es denn seinerzeit zuerst gefunden habe. Wie vielen
unter uns ist gegenwärtig, um nur ein paar Beispiele anzuführen, daß Conze
die erste Veröffentlichung und Würdigung des Kalbträgers von der Akropolis
gab; daß er zuerst den Strangfordschen. Schild, die Nachbildung des Schildes
der Parthenos veröffentlichte und würdigte, daß er überhaupt die wissen-
 
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