Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schulwesen: Oberitalien, Pavia, Turin.

243

Liutprand, der Geschichtsschreiber, fand hier seine Ausbildung1);
später war der oben erwähnte Novareser Diakon Stephan Lehrer
zu Pavia2). Wilhelm von Dijon studierte hier gegen das Ende
des Jahrhunderts Grammatik3). Während des ganzen 11. Jahr-
hunderts setzte sich diese rege wissenschaftliche Thätigkeit fort.
Der Mönch Almerich, „der Bär“ genannt, der als Lehrer des
jungen Königs Heinrich (III) berufen wurde, entstammte dem
berühmten Kloster Cielo d’Oro zu Pavia4). Lanfrank, eine der
Leuchten der Wissenschaft seiner Zeit, erhielt hier in seiner
Vaterstadt seine Ausbildung in den freien Künsten5). Bereits
zu seiner Zeit legte man auf die Kechtsstudien ein besonderes
Gewicht, die dann die Stadt so berühmt machten, dass die
Schüler, Geistliche wie Laien, scharenweise aus der Fremde
hierher strömten6). Ein Lehrer vom Kloster Cielo d’Oro ist
1081 urkundlich nachweisbar7); auch hier also blühte mit den
weltlichen Studien zugleich der geistliche Unterricht.
Turin wird in dem Erlasse von Olonna gleichfalls zur
Schulstätte bestimmt. Diesen Vorzug verdankte es seinem da-
maligen Bischöfe, dem Spanier Claudius (f 839), der bereits als
ein wichtiger und fruchtbarer theologischer Schriftsteller Erwäh-
nung fand8). Im übrigen wissen wir erst wieder aus der Mitte
des 11. Jahrhunderts9), dass Damiani die Turiner Geistlichen in
litterarischen Studien bewandert nannte10), und sein Zeugnis wiegt
um so schwerer, als er dies Lob mit Tadel in anderer Beziehung
verbindet. Der damalige Bischof Kunibert versuchte sich selbst
in der Dichtkunst11).

p Ibid. VI 3. Vergl. Wattenbach, G-Q I5 392.
2) S. seine Grabschrift bei Wattenbach, a. a. 0. I5 297.
3) Rod. Glab., V. S. Will. Div. 9 (AA. SS. Jan. I 59).
4) Greg. Catin. Chr. Farf. 5. 6 (Scr. XI 559). Vergl. Wattenbach,
GQ, II6 2; Steindorff, Jbb. Heinrich III, I 11.
5) Vergl. S. 205 nebst Anm. 5.
e) Über die Rechtsschule v. Pavia s. Fitting, Anf. 40; Ficker, Forsch.
§ 452 (III 44 fg.)
7) Der Name ist nicht genannt: Lami, eccl. Flor. mon. II 1404.
8) S. 188.
9) Opusc. XVII ist in der ersten Hälfte des Jahres 1059 verfasst:
Neukirch 82, 98.
10) Opusc. XVII an Bischof Kunibert (Opp. III 198).
n) Vergl. S. 202.
16,:
 
Annotationen