KÜNSTLER KIND
291
er, um die Gestaltungskraft der griechischen Kunst zu
erläutern, auf diese Fähigkeit des Kindes hinweist und
daran erinnert, dass das Kind Dinge begehrt, die dem
Erwachsenen wertlos erscheinen: „Gib mir das; ich will
mir etwas Schönes daraus machen!“ Und erkennen wir
diesen Drang des Kindes, diesen Drang der Menschen-
natur nicht wieder in allem fruchtbaren und schöpferischen
Wirken, welcher Art es auch sei und welcher Bestim-
mung es auch diene? „Gib mir das, ich will etwas Schönes
daraus machen,“ sagt der Walker und macht aus einem
Lappen einen geschmeidigen und sauberen Stoff. „Gib
ihn mir, ich will etwas Schönes daraus machen,“ sagt
der Färber und schmückt ihn mit der Pracht der Farben.
„Gib ihn mir, ich will etwas Schönes daraus machen,“
sagt der Schneider und wandelt ihn in ein köstliches
Kleid um. „Gebt mir eure Kinder,“ sagt der Lehrer; „ich
will schönere und reichere Menschen aus ihnen schaffen.“
„Gib mir deine Erfahrungen und Schätze“, sagt der For-
scher zur Wissenschaft; „ich will etwas Neues, Schönes
daraus machen.“ „Gebt mir die Machtmittel des Staates,“
sagt der Politiker; „ich will ihn zu etwas Kraftvollerem,
Schönerem gestalten.“ Alles Schöpfertum, alles echte Künst-
lertum wurzelt im Kinde und stets müssen wir die Kin-
dernatur darin wiedererkennen. „So ihr nicht werdet, wie
die Kindlein, kommet ihr nicht ins Himmelreich,“ sprach
Jesus; so wir nicht die Kindernatur in uns erhalten und
entwickeln, gelangen wir nicht zum Ziele schöpferischen
Menschentums. Und wenn wir, von Natur als Gestalter,
Schöpfer, Künstler geschaffen, ins Leben tretend unsere
Phantasie gelähmt, unsere Schöpferkraft verkümmert fin-
den, so muss es in erster Linie die Erziehung, die Schule
291
er, um die Gestaltungskraft der griechischen Kunst zu
erläutern, auf diese Fähigkeit des Kindes hinweist und
daran erinnert, dass das Kind Dinge begehrt, die dem
Erwachsenen wertlos erscheinen: „Gib mir das; ich will
mir etwas Schönes daraus machen!“ Und erkennen wir
diesen Drang des Kindes, diesen Drang der Menschen-
natur nicht wieder in allem fruchtbaren und schöpferischen
Wirken, welcher Art es auch sei und welcher Bestim-
mung es auch diene? „Gib mir das, ich will etwas Schönes
daraus machen,“ sagt der Walker und macht aus einem
Lappen einen geschmeidigen und sauberen Stoff. „Gib
ihn mir, ich will etwas Schönes daraus machen,“ sagt
der Färber und schmückt ihn mit der Pracht der Farben.
„Gib ihn mir, ich will etwas Schönes daraus machen,“
sagt der Schneider und wandelt ihn in ein köstliches
Kleid um. „Gebt mir eure Kinder,“ sagt der Lehrer; „ich
will schönere und reichere Menschen aus ihnen schaffen.“
„Gib mir deine Erfahrungen und Schätze“, sagt der For-
scher zur Wissenschaft; „ich will etwas Neues, Schönes
daraus machen.“ „Gebt mir die Machtmittel des Staates,“
sagt der Politiker; „ich will ihn zu etwas Kraftvollerem,
Schönerem gestalten.“ Alles Schöpfertum, alles echte Künst-
lertum wurzelt im Kinde und stets müssen wir die Kin-
dernatur darin wiedererkennen. „So ihr nicht werdet, wie
die Kindlein, kommet ihr nicht ins Himmelreich,“ sprach
Jesus; so wir nicht die Kindernatur in uns erhalten und
entwickeln, gelangen wir nicht zum Ziele schöpferischen
Menschentums. Und wenn wir, von Natur als Gestalter,
Schöpfer, Künstler geschaffen, ins Leben tretend unsere
Phantasie gelähmt, unsere Schöpferkraft verkümmert fin-
den, so muss es in erster Linie die Erziehung, die Schule