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340 DAS ERBE DER DEUTSCHEN TONMEISTER

Mozart, Beethoven, Weber, Schubert, Schumann, Wagner
lauschen, — drängt sich uns dann nicht die Empfindung
auf, dass diesen Meistern bei ihren kraftvollen und zarten,
leidenschaftlichen und übermütigen Melodien, Harmonien
und Rhythmen bereits das Bild eines neuen deutschen
Menschen vorgeschwebt hat, eines körperlich und geistig
vollkommen durchgebildeten, beweglichen und geschmei-
digen, anmutsreichen und kraftvollen Menschen voller
Hoheit und Würde? Fühlen wir nicht instinktiv den
schroffen Gegensatz, der zwischen diesen Schöpfungen
der von aller Erdenschwere befreiten Töne und den im
Konzertsaale ihnen lauschenden, von Schwere tief zu
Boden gedrückten Menschen besteht? Wohlan denn, lasst
uns dem Gebot unserer grossen deutschen Meister Folge
leisten und ihren Willen erfüllen, indem wir das Ideal,
das sie uns in ihren Tonschöpfungen gaben, nun an
uns selbst verwirklichen, indem wir ihre Musik leben und
ihre Rhythmen beherrschen lernen. Ein neuer Strom von
Lebensfreude, Heiterkeit, Jugend und Schönheit wird unser
Leben durchfluten, wenn der Tanz wieder in seine alten
Rechte eintritt. Die Griechen haben die köstliche und
fruchtbare Anschauung entwickelt, dass die Feste uns
gegeben seien, damit in ihnen und durch sie die rich-
tigen und gesunden Gewöhnungen der Kinder, die sonst
ihre Straffheit verlieren und zu Grunde gehen, wieder
auflebten, erhalten, geübt, ausgebildet würden. Feste sind
nur Feste, wenn wir an ihnen werden, wie die Kinder:
fromm, unschuldig, heiter. Feste sind nur Feste, wenn
wir uns an ihnen immer von neuem verjüngen und mit
der Jugend jauchzen und singen, hüpfen und tanzen. In
diesem Sinne kann die jammervolle Ödigkeit unserer
 
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