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Soziale Ansprüche der Künstler

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waren, und ganz erfolglos können diese Bestrebungen
nicht gewesen sein, da selbst von dem sokratischen
Kreise, der sich sicherlich nicht durch stürmischen
Kunstenthusiasmus auszeichnete, Zeuxis als vollgül-
tiger Kaloskagathos anerkannt worden ist^). Die
Anekdotenliteratur über Zeuxis zeigt aber auch, daß
er Wert darauf legte als Gentleman aufzutreten, und
darin wetteiferte mit ihm sein gefeierter Zeitgenosse
und Nebenbuhler Parrhasios, der sich ja selbst mit
Nachdruck als einen Mann in guten Verhältnissen zu
bezeichnen liebte^). Man wollte eben nicht mehr zu
den kleinen Leuten des Handwerkerstandes gezählt
werden; man forderte und erzielte hohe Honorare,
aber man verstand auch, großartig zu sein, schenkte
seine Werke weg oder verzichtete bei einem bedeuten-
den Staatsauftrage um der Ehre willen auf alle Ent-
schädigung^); kurz: die Selbsteinschätzung der
Künstler hatte sich gründlich geändert und ungemein
gesteigert, und so verlangten sie auch eine andere
Schätzung von der großen Welt. An Selbstbewußt-
sein hatte es wohl auch den Künstlern des 6. Jahrhun-
derts nicht gefehlt, allein es erschöpfte sich, wie aus
den zuweilen so reizend naiven Künstlerinschriften
zu ersehen ist, in dem Stolze auf die Güte des gelun-
genen Werkes und auf die erprobte Meisterschaft
überhaupt^). Jetzt aber trat ein Neues hinzu: der
Künstler will Signore sein und als solcher von Welt
und Gesellschaft sich anerkannt sehen. Den Hinter-
grund dieses Umschwunges bildet die Entstehung des
Künstlerruhmes, die in das 4. Jahrhundert fällt und im
Zeitalter der Diadochen bereits vollendet ist. Neben
sein Werk tritt jetzt der Künstler als eine auch per-
sönlich interessante Erscheinung, und selbst die gegen
Kunst und Künstler sonst so spröde Literatur nahm
 
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