Wirksamkeit der Pariser Akademie
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unter dem staatlichen Gesichtspunkte: sie war dazu
da, den Ruhm des Königs, den Glanz des Hofes, die
Wohlfahrt des Staates zu vermehren, und um diese
Aufgabe zu verrichten, mußte ihr Betrieb, wie der
aller anderen staatlichen Funktionen, streng geregelt
und zentralisiert sein. Im Staate Ludwigs XIV.
durfte es nur eine Kunst gehen, und der Akademie
lag es ob, diese Kunst zu vertreten, zu hüten und ihre
reine Lehre festzustellen, nach der sich dann die
Künstler zu richten hatten und nach der der Unter-
richt zu erteilen war. Zur Durchführung dieser
Ideen hatte er in Le Brun gerade den rechten Mann
gefunden, der, ein echter Doktrinär, von der allein-
seligmachenden Wahrheit der akademischen Lehre
felsenfest überzeugt und bis in Einzelheiten und Klei-
nigkeiten hinein von einer eigensinnigen und unduld-
samen Konsequenz war, und der zugleich seinen gan-
zen rücksichtslosen Willen und die volle Autorität
seiner künstlerischen und amtlichen Stellung daran
setzte, das französische Kunstleben fest in die Form
des Akademismus zu pressen. Dem Zwecke, die reine
Lehre in Frankreich als rocher de bronze zu stabi-
lisieren, dienten nun die Konferenzen der Akade-
mie^), in denen an der Hand von Kunstwerken die
Hauptprobleme der Kunst, speziell der Malerei, durch-
gesprochen wurden, und hier war es, wo die akade-
mische Doktrin endgültig jene eigentümlich fran-
zösische Prägung empfing, deren hauptsächliches
Merkmal darin lag, daß sie überall dogmatischer,
illiberaler, fanatischer war, als die Lehre der Ita-
liener. Hier wurde den Künstlern als die höchste
Aufgabe ihres Schaffens die Nachahmung der für vor-
bildlich erklärten Muster eingeprägt. Hier wurde das
bei antique in die Stellung des ein für allemal gülti-
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unter dem staatlichen Gesichtspunkte: sie war dazu
da, den Ruhm des Königs, den Glanz des Hofes, die
Wohlfahrt des Staates zu vermehren, und um diese
Aufgabe zu verrichten, mußte ihr Betrieb, wie der
aller anderen staatlichen Funktionen, streng geregelt
und zentralisiert sein. Im Staate Ludwigs XIV.
durfte es nur eine Kunst gehen, und der Akademie
lag es ob, diese Kunst zu vertreten, zu hüten und ihre
reine Lehre festzustellen, nach der sich dann die
Künstler zu richten hatten und nach der der Unter-
richt zu erteilen war. Zur Durchführung dieser
Ideen hatte er in Le Brun gerade den rechten Mann
gefunden, der, ein echter Doktrinär, von der allein-
seligmachenden Wahrheit der akademischen Lehre
felsenfest überzeugt und bis in Einzelheiten und Klei-
nigkeiten hinein von einer eigensinnigen und unduld-
samen Konsequenz war, und der zugleich seinen gan-
zen rücksichtslosen Willen und die volle Autorität
seiner künstlerischen und amtlichen Stellung daran
setzte, das französische Kunstleben fest in die Form
des Akademismus zu pressen. Dem Zwecke, die reine
Lehre in Frankreich als rocher de bronze zu stabi-
lisieren, dienten nun die Konferenzen der Akade-
mie^), in denen an der Hand von Kunstwerken die
Hauptprobleme der Kunst, speziell der Malerei, durch-
gesprochen wurden, und hier war es, wo die akade-
mische Doktrin endgültig jene eigentümlich fran-
zösische Prägung empfing, deren hauptsächliches
Merkmal darin lag, daß sie überall dogmatischer,
illiberaler, fanatischer war, als die Lehre der Ita-
liener. Hier wurde den Künstlern als die höchste
Aufgabe ihres Schaffens die Nachahmung der für vor-
bildlich erklärten Muster eingeprägt. Hier wurde das
bei antique in die Stellung des ein für allemal gülti-