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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0088

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runder turmähnlicher Anbau mit polygonalem
Helm. Noch ein zweiter Bau in der Ecker-
mannstraße steht für die Villenarchitektur des
Landhausviertels vor dem Ersten Weltkrieg
(Nr. 8). Die Mittelachse des streng symme-
trisch gegliederten Putzbaus ist durch einen
nahezu halbrunden Wintergartenvorbau, dem
im Obergeschoß ein Balkon mit einer loggia-
ähnlichen Architektur mit Säulenstellung auf-
gesetzt ist, sowie einen übergiebelten Dach-
ausbau stark betont.
Die übrige Bebauung dieses Viertels entstand
im wesentlichen zwischen den Weltkriegen.
Drei verputzte Doppelhäuser an der Kirchrö-
der Straße aus der Zeit um 1925 (Nr. 14/15,
16/17, 18/19) von exakt symmetrischem Auf-
bau zeigen zurückhaltend expressionisti-
schen Dekor, Nr. 18/19 stärker ausgeprägt mit
Skulpturenstellungen unter Baldachin zwi-
schen den Erdgeschoßfenstern der weit halb-
rund vorspringenden seitlichen Vorbauten.
Ebenfalls vom Formempfinden des Expres-
sionismus beeinflußt ist der halbrunde Winter-
gartenvorbau mit Balkon und der darüber-
liegende Dachausbau des im übrigen eher
biedermeierlich anmutenden Hauses Scho-
penhauerstraße 21 (1923, „Haus der Jäger“).

Formvorstellungen der Zeit um 1800 greift
auch das Wohnhaus Schopenhauerstraße 31
auf (um 1924). Etwa zur selben Zeit errichtete
der Architekt der Hannoveraner Stadthalle
Paul Bonatz in der Schopenhauerstraße ein
Wohnhaus für den Landesforstmeister Lieb-
recht (Nr. 28, 1923/24). Trotz des wegen des
Grundwasserstandes hohen Kellersockels ist
der in der Tradition der „Stuttgarter Schule“
stehende Bau aufgrund der Fensterreihungen
im Hauptgeschoß und des Mansardgiebel-
dachs stark horizontal entwickelt.
In der das Landhausviertel nach Osten ab-
schließenden Herderstraße fallen zwei Klin-
kerbauten aus der Zeit um 1924 wegen ihrer
qualitätvollen Gestaltung auf. Der Bau Her-
derstraße 1 an der Ecke zur Kirchröder Straße
ist eine rechtwinklig zueinander gestellte
Zweiflügelanlage. Die zwei Flügel sind gelenk-
artig verbunden durch eine viertelkreisförmige
Terrasse mit Freitreppe zum Garten und einen
auf vier Säulen aufgesetzten Balkon sowie ei-
nen gerundeten Zwischenbau unter eigenem
„Glockendach“. Letzter Bau der Herderstraße
am Waldrand ist mit Nr. 9 ein in den Detailfor-
men zurückhaltendes, zweigeschossiges
Wohnhaus, dessen Straßenseite durch einen

steilen bis in Höhe des Erdgeschosses herun-
terreichenden Spitzgiebel bestimmt wird. Der
einmal spitzwinklig gebrochene Ortgang ist
mit keramischen Formplatten versehen.

GARTENSTADT KLEEFELD
Die Anbindung an das bestehende Landhaus-
viertel, die Nähe der Eilenriede, die gute Ver-
kehrsanbindung und das Fehlen von Industrie
führten 1927 bei der Stadt Hannover zu dem
Entschluß, das ca. 300000 m2 große zusam-
menhängende städtische Gelände des ehe-
maligen Rittergutes Kleefeld zwischen Kirch-
röder Straße und Eisenbahnlinie in Form einer
Gartenstadt für den „bessergestellten Mittel-
stand“ zu bebauen.
Zur Erreichung entsprechender Entwürfe für
eine Siedlung mit etwa 600 Ein- und Zweifami-
lienhäusern schrieb die Stadt einen Wettbe-
werb unter den in Hannover ansässigen Archi-
tekten aus, der folgende Bedingungen formu-
lierte: Bei der Geländeaufteilung war ein Platz
mit je einer höheren Schule für Jungen und
Mädchen vorzusehen sowie ein zentraler
Platz mit Läden; Garten und Park des Ritter-

Schopenhauerstraße 28, Wohnhaus
Liebrecht, 1923/24, Architekt P. Bonatz


Schopenhauerstraße 31, Wohnhaus, um 1924


Eckermannstraße 8, Wohnhaus, um 1912


Herderstraße 9, Wohnhaus, um 1924


Blumhardtstraße 10, Stadtfriedhof Nackenberg,
Eingang, 1886


Kirchröder Straße 73, 72c, b, a, 72,
Gartenstadt Kleefeld


Kirchröder Straße 71a, b, cff.,
Gartenstadt Kleefeld


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