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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0094

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28 KIRCHRODE

Kirchrode schließt sich östlich an die südliche
Eilenriede an, die hier ebenso wie der Her-
mann-Löns-Park eine natürliche Bebauungs-
grenze für den Stadtteil bildet. Östlich des
1679 von Herzog Johann Friedrich zur Zucht
von Hochwild angelegten Tiergartens bildet
der Landwehrgraben die Grenze zu Anderten.
Im Süden ist die kürzlich fertiggestellte Hoch-
straße der B 65 gleichzeitig Grenze und op-
tische Barriere zum Neubaugebiet Bemero-
des. Von hier verläuft die Stadtteilgrenze ent-
lang der Brabeckstraße südlich am Stadtfried-
hof vorbei über die Bemeroder Straße bis zur
Eilenriede.
DAS ALTE DORF
Bis in die siebziger Jahre des 19. Jh. war
Kirchrode ein reines Bauerndorf, dessen Höfe
sich entlang der Tiergartenstraße zwischen
heutiger Kaiser-Wilhelm-Straße und Jöhrens-
straße, sowie der Brabeckstraße bis zur Kir-
che und Pfarre erstreckten. Dieser ehemalige
Dorfbereich ist heute durch Um- und Neubau-
ten stark überformt und als solcher nicht mehr

erkennbar. Neben den kirchlichen Bauten
sind nur noch sehr wenige der ehemaligen
Bauernhäuser in ihrer ursprünglichen Form
überkommen.
Die evangelische Pfarrkirche St. Jacobi, de-
ren Ursprung bis in das 12. Jh. zurückgeht, bil-
dete immer die südliche Grenze des Dorfes,
die gleichzeitig Grenze der Grafschaft Burg-
wedel war. Aus der Zeit der erstmaligen Er-
wähnung Kirchrodes als Kirchdorf 1337
stammt vermutlich der heutige, über quadrati-
schem Grundriß errichtete Westturm aus
Bruchstein mit rundbogigen Schallöffnungen
und Pyramidhelm. In den Jahren 1782-1784
wurde unter der Leitung von Zimmermeister
Rahlfs und Tischlermeister Lauber der jetzige
siebenachsige Saalbau auf rechteckigem
Grundriß angefügt. Das hell verputzte Bruch-
steinmauerwerk wird durch Eckquaderung
und Gewände der segmentbogig geschlosse-
nen Türen und Fenster in Sandstein betont.
Ein Mansarddach mit Gauben in Achslage der
Fenster schließt den Bau ab. Noch heute bil-
det die Kirche den beherrschenden Mittel-
punkt in Kirchrode.

Kleiner Hillen, ev. Pfarrkirche St. Jacobi


Unmittelbar gegenüber der Kirche, Kleiner Hil-
len 1, liegt umgeben von einem kleinen Garten
das Pfarrhaus der Gemeinde. Der weiß ge-
strichene Putzbau dürfte wohl etwa zeitgleich
mit dem Saal der Kirche errichtet worden sein.
1957 erfolgte ein Umbau, durch den neben
dem Grundriß vermutlich auch das Dach ver-
ändert wurde. Trotz der Veränderungen zei-
gen die Proportionen und Fensteröffnungen
ein Gebäude des 18. Jh., das in direktem
Zusammenhang zur benachbarten Kirche
steht.
Ebenfalls im Kontext zur Kirche steht der 1864
am Kleinen Hillen angelegte Friedhof, auf dem
noch einige schöne Grabsteine aus dem letz-
ten Viertel des 19. Jh. erhalten sind.
Einige Zeit nach dem Kirchröder Friedhof wur-
de 1878/79 in dessen Nähe an der Ostfeld-
straße der Andertener Friedhof eingerichtet.
Anderten hatte aufgrund schwieriger Boden-
verhältnisse keine Möglichkeit einen Friedhof
auf eigenem Gebiet anzulegen. Die kleine Ka-
pelle und die Einfriedigungsmauer aus Back-
stein, die noch aus der Anlage des Friedhofs
stammen, stellen ebenso wie der alte Baum-
bestand einen besonderen Kontrast zu der
umgebenden Neubebauung mit Einfamilien-
häusern dar. Wie auf dem Kirchröder Friedhof
sind auch hier einige ältere Grabstätten zu er-
wähnen, von denen insbesondere die Gruft
der Familie Konerding hervorzuheben ist, die
in Form einer kleinen Basilika mit romani-
sierenden Elementen im Jahre 1894 gebaut
wurde.
Von den wenigen erhaltenen Profanbauten
des alten Dorfes ist als herausragendes
Objekt das ehemalige Hallenhaus an der Bra-
beckstraße 6 zu nennen. Das mit roter Ziegel-
ausfachung versehene Fachwerkgebäude ist
ein Vierständerbau mit zweigeschossigem
Wohnteil. Der zur Brabeckstraße gelegene
Wirtschaftsteil trägt im Torsturz das Erbau-
ungsdatum „1824“. Trotz der Umnutzung zu
einem Polizeirevier wird aufgrund der erhalte-
nen äußeren Konstruktion die ehemalige bäu-
erliche Nutzung hervorragend verdeutlicht.
Neben diesem Wohnwirtschaftsgebäude do-
kumentieren zwei weitere Fachwerkgebäude
das alte Dorf Kirchrode. Diese ehemaligen
Wohnhäuser gehören heute zum Komplex
des Altenwohn- und Pflegeheimes Kirchrode
und des Krankenhauses Bethesda an der
Schwemannstraße.
Die Geschichte des Pflegeheimes begann
1867, als Konsul Schwemann der Henrietten-
stiftung in Kirchrode ein Haus zur Verfügung
stellte, mit der Verpflichtung für die Dorfjugend
eine Warteschule einzurichten. 1872 erhielt

Kleiner Hillen 1, Pfarrhaus


Brabeckstraße 6,
Wohnwirtschaftsgebäude, 1824


die Stiftung das Haus geschenkt und richtete
hier ein Siechenhaus ein. Das Gebäude wur-
de 1964 zum Bau der St. Simeon-Kirche ab-
gebrochen. 1874 wurde Alt-Bethesda gebaut,
das 1884 durch einen Anbau erweitert wurde.
Das Alt-Bethesda ist ein eingeschossiger
Backsteinbau unter Satteldach mit einer glei-
chartigen Erweiterung zur Nordseite, die als
Kapelle genutzt wurde. Ein schlanker, hoher
Dachreiter betont hier diese Funktion. Hervor-
zuheben sind am Hauptbau die gekuppelten
Fenster, die durch Maßwerk in den Oberlich-
tern und glasierte Ziegel in den Gewänden
und den Sohlbänken von den schlichten Back-

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