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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0116

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Straße wird geprägt durch die gleichförmige
Reihung der Gebäude und den durch Zwerch-
häuser und flache Risalite entstehenden
Rhythmus. Beiderseitige Vorgärten schaffen
im Gegensatz zur Wernerstraße einen leicht
durchgrünten Straßenverlauf.
32 MITTELFELD

Die Grenzen des Stadtteils Mittelfeld verlau-
fen im Norden entlang der Garkenburgstraße
und am südlichen Rande der Seelhorst, von
dort durch die Feldmark zur Gartenstraße und
entlang der Laatzener Straße bis zum Messe-
schnellweg. Im Süden bilden das Mastbrucher
Holz und die Hauptstraße die Grenze zum
Landkreis Hannover, im Westen die Karlsru-
her Straße. Vom Güterbahnhof Wülfel führt
die Grenze entlang der Bahnlinie Hannover-
Kassel zurück zur Garkenburgstraße.
Die Aufsiedlung des ehemals zur Gemarkung
Wülfel gehörenden Stadtteils begann erst am
Anfang des 20. Jh. im Bereich der Straßen im
Triftfeld/Ahornstraße, wo u.a. durch den Wül-

feler Arbeiter Spar- und Bauverein mehrge-
schossige Mietwohnhäuser entstanden. In
den zwanziger Jahren wurde auf der Westsei-
te der Ahornstraße und an der Straße Hohe
Linde diese Bebauung ergänzt.
Erst 1949 wurde im Rahmen des Wiederauf-
baus Hannovers ein städtebauliches Konzept
für das Gebiet zwischen Garkenburgstraße
und Eichelkampstraße entwickelt und die be-
stehende Bebauung ergänzt. Der neue
„Stadtteil“ sollte in 3000 Wohneinheiten ca.
10000 Menschen aufnehmen. Die Haupter-
schließung erfolgt über die Garkenburgstraße
(Straßenbahnanschluß) und die Straße Am
Mittelfelde, an die die einzelnen Wohnberei-
che angegliedert sind.
Als besonders beispielhaft für den frühen
Nachkriegswohnungsbau ist der Bereich um
den Rübezahlplatz anzusehen. Dieser bildet
mit seiner Nutzung als Markplatz den Kern
des nördlichen Wohngebiets, wo neben mehr-
geschossigen Wohnbauten auch entspre-
chende Infrastruktureinrichtungen (Läden, so-
ziale und kulturelle Einrichtungen) entstanden
sind.

Die Gebäude sind sehr schlichte dreigeschos-
sige Putzbauten mit Satteldächern, die auf der
Westseite dem weiten Schwung der Straße
folgen (Nr. 2-18) und auf der Ostseite zurück-
gelegen sind (Nr. 5-15), so daß hier der lang-
gestreckte, durch Bäume begrünte Platzraum
entsteht. Die Gebäude Nr. 15 und Nr. 25a (Kir-
chengemeinde) schaffen die Begrenzung im
Süden und Norden. Eine Betonung bildet der
Rübezahlbrunnen, der 1954 von Prof. Kurt
Lehmann gestaltet wurde und daran erinnern
soll, daß ein Großteil der Bewohner Mittelfelds
aus Schlesien stammt. Ebenso schlicht wie
die äußere Gestaltung der Häuser sind die
Grundrisse. Die zwei- und dreispännig ange-
ordneten Wohneinheiten bieten für heutige
Verhältnisse minimale Größen: So besitzen
die Zweizimmerwohnungen eine Fläche von
32-44m2, die Dreizimmerwohnungen ca.
55-56m2 (ein Sondertyp nur 39m2!). Bäder
gehörten allerdings zur Standardausstattung.
Nördlich dieser Bebauung stehen als streng
nord-süd-gerichtete Zeilen 21/2-geschossige
Reihenhäuser (Gleiwitzer Straße 2-23,
Schweidnitzer Weg 1-11, Waldenburger
Weg 1-16), die in äußerer Gestaltung und
Grundrißanordnung ebenfalls außerordentlich

Gleiwitzer Straße, Blick nach Norden


Messegelände, Hermesturm, 1957,
Architekt Gabriel


Rübezahlplatz, Westseite


Messegelände, ehern. Sonderbau für die
Zementindustrie, 1951


einfach ausgeführt sind. So haben die als rei-
ne Einfamilienhäuser konzipierten Bauten am
Waldenburger Weg eine Fläche von 78 m2 bei
fünf Zimmern. Die Hausbreite beträgt 4,0 m,
die Tiefe 8,70 m. Die breiteren und etwas tiefe-
ren Reihenhäuser an der Gleiwitzerstraße und
am Schweidnitzer Weg (7,0 m x 9,20 m) sind
so ausgelegt, daß jedes Geschoß eine Drei-
zimmerwohnung mit Küche enthält. Die
Wohnfläche beträgt 44m2. Noch heute wird
der überwiegende Teil der Häuser in der ur-
sprünglichen Aufteilung genutzt.
Speziell das Gebiet der Reihenhäuser bietet
mit der starken Durchgrünung (Straßenbäu-
me, Vorgärten, Hausgärten mit Obstbaumbe-
stand) und der Kleinteiligkeit der Gebäude ei-
nen sehr intimen Charakter. Sehr positiv wirkt
sich zudem die Tatsache aus, daß bereits er-
folgte Modernisierungen (Fenster, Anstriche)
in einheitlicher Form durchgeführt wurden.
Die Planung und Ausführung der Siedlung war
eng verbunden mit der Durchführung der Bau-
messe „Constructa“ im Jahre 1951. Die Neu-
bauten am Mittelfeld, in unmittelbarer Nähe
der Messe gelegen, konnten den Fachleuten
in vielerlei Hinsicht Anregungen und Ideen ge-
ben. Der Name „Constructa-Siedlung“ erin-
nert an die ehemalige Verbindung.
Die Idee, in Hannover Messen abzuhalten
ging im April 1947 von der britischen Militärre-
gierung aus. Die im gleichen Jahr durchge-
führte erste Exportmesse mit Ausstellern aus
der amerikanischen und britischen Zone fand
auf dem Gelände des ehemaligen Leichtme-
tallwerkes in Laatzen statt. Dieser Bereich ist
heute Teil des seit 1974 zu Hannover gehöri-
gen Messegeländes. Von den ehemaligen Fa-
brikgebäuden, die etwa auf dem Areal der
heutigen Hallen 12-17 standen, sind keine
Reste mehr vorhanden. Nach dem Erfolg der
ersten Messen wurde das Gelände in den fol-
genden Jahren großzügig erweitert und um-
faßt heute etwa die halbe Fläche des Stadt-
teils Mittelfeld.

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