Steigertahlstraße 15,13-1, Wohnhäuser, Velberstraße 9, 7-1
1925/27, Architekt F.W. Schick
Wohnhaus, Grundrißtyp Dreispänner mit
Mittelflügel, Limmerstraße 75 (Umzeichnung
Buschmann)
abschnitts mit abschließendem, breitem
Zwerchhaus z.T. mit Giebel (z.B. Limmerstra-
ße 71,77, 79) oder durch seitliche knapp vor-
springende Achsen (z.B. Limmerstraße 81).
Ganz flache Fassaden sind selten. Erker tau-
chen an den zudem durch türmchenartige
Dachausbauten betonten Eckhäusern auf
(Limmerstraße 67a, Fröbelstraße 1, Offen-
steinstraße 1).
Als Fassadenmaterial überwiegt Verblendzie-
gel (rot und gelb), reine Putzfronten kommen
kaum vor (Fröbelstraße 1). Die gotisierenden,
mit Formsteinen und Glasuren belebten rei-
nen Ziegelfassaden (z.B. Limmerstraße 79,
Kötnerholzweg 39, 41,47) bilden den minde-
ren Teil, der sich allerdings dank dem mehran-
sichtigen Eckbau Offensteinstraße 1 stärker in
die Wahrnehmung drängt. Im Ganzen domi-
niert jedoch renaissancistischer Putzdekor mit
der üblichen Variation der Fensterverdachun-
gen und Gesimse; zusätzlich tauchen be-
schlagwerkähnliche Ornamente am Giebel
auf (z.B. Limmerstraße 78). Häufiger als in der
Elisenstraße (s.u.) ist die Verwendung von
kantenbetonender Quaderung (Lang-Kurz-
Werk, z.B. Limmerstraße 67a, 72, 74, 76, 78),
welche die Fronten mit einer Vertikalgliede-
rung versieht. Eine Bereicherung des
Schmuckrepertoirs stellen die „Pilaster“ an
Limmerstraße 74 und 76 dar, die geschoß-
übergreifend die seitlichen Fassadenab-
schnitte hervorheben.
Diese im ganzen homogen wirkende Gruppe
von Wohn- und Geschäftsbauten prägt ent-
scheidend die für Linden-Nord eminent wichti-
ge Kreuzung und bewahrt gegenüber dem
östlich anschließenden Neubauten den typi-
schen Charakter eines großstädtischen Bau-
bereichs des ausgehenden 19. Jh.
In der Folgezeit hielt die Entwicklung der Lim-
merstraße zum Einkaufzentrum des Stadtteils
an. Im 20. Jh. verdrängten weitere Geschäfts-
bauten die Häuser der ersten Siedlungs-
schicht, so daß diese nur noch durch wenige,
stark veränderte Beispiele repräsentiert wird.
Trotzdem läßt sich am Wechsel der Geschoß-
zahl und der Baustile die Geschichte der Stra-
ße gut ablesen.
Den Osteingang der Limmerstraße prägt ein
Komplex der zwanziger Jahre dieses Jahr-
hunderts (s.o. Gebäude am Küchengarten-
platz), das westliche Ende vorm Schnellweg
beherrscht ebenfalls eine Gruppe von Bauten
aus dieser Zeit.
Blick in die Limmerstraße vom Kötnerholzweg, rechts Offensteinstraße 1
Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden an be-
reits begonnen, geplanten oder neu angeleg-
ten Straßenzügen Mietwohnhäuser, die vor al-
lem den Westen von Linden-Nord beherr-
schen (Bereich westlich der Erderstraße, an
der Windheimstraße, Nordabschnitt des Köt-
nerholzweges, Westabschnitt Fössestraße
usw.). Zu den ersten Nachkriegsbauten ge-
hört die 1925/27 nach Plänen von F.W. Schick
gebaute viergeschossige Häuserzeile auf der
Westseite der Steigertahlstraße (Limmerstra-
ße 122,124, Steigertahlstraße 1,3-17). Bau-
herr war die Gemeinnützige Siedlungsgenos-
senschaft Gartenheim, die sich 1919 mit dem
Ziel gegründet hatte, Siedlungshäuser vor al-
lem für Kriegsteilnehmer zu errichten. Wegen
der allgemeinen Wohnungsnot mußten die
Mitglieder ab 1925 auch den Bau von „Hoch-
häusern“ (mehrgeschossige Mietwohnhäu-
ser) akzeptieren, zu denen die Gruppe Stei-
gertahlstraße zählte. Es handelt sich um eine
langgestreckte Zeile von Putzbauten, die
durch einen Flügel mit Läden an die Limmer-
straße angeschlossen ist, und deren architek-
tonische Gliederung sich auf wenige aus dem
Nachleben des Neoklassizismus kommende
Elemente (z.B. Proportionen, „Kolossalord-
nung“, „Rustika-Derivat“, Gesimse, Symme-
trie) beschränkt; dabei stellt die skandierende
Zeile risalitartig vorgezogener übergiebelter
Eingangsbereiche das Hauptmotiv dar, dem
auf der Rückseite verhaltener die Akzentu-
ierung der Treppenhäuser entspricht. Die
Bauten, die ursprünglich die westlich an-
schließende Besiedlung des Fössefeldes (vgl.
Limmer, Friedhofstraße) einleiten sollten, zei-
gen mit ihrem Limmerstraßenflügel den histo-
rischen Verlauf der Straße an, die nach dem
Zweiten Weltkrieg durch den Bau des West-
schnellwegs umgeleitet wurde.
Steigertahlstraße
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