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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0177

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Die Kapelle liegt etwas dezentral auf der Süd-
seite der Wülfeler Straße und bildet mit der
ehemaligen Schule einen kleinen Platzbe-
reich. Das Gebäude ist ein kleiner dreijochiger
Backsteinbau, der 1866/67 von dem hanno-
verschen Architekten Wilhelm Lüer an Stelle
einer 1825 abgebrochenen Fachwerkkapelle
errichtet wurde. Der ost-west-gerichtete Bau
besitzt eine über einen seitlichen Eingang er-
schlossene Vorhalle, von der auch der dach-
reiterähnliche Turmaufbau zu erreichen ist.
Eine fünfseitige Apsis schließt die Ostseite.
Der gotisierende Backsteinbau hat zwar nur
bescheidene Ausmaße (es standen nur 4000
Taler zur Verfügung), ist jedoch in den Propor-
tionen und der Durchbildung der Details ein
beachtenswertes Beispiel für die Architektur
der Hannoverschen Schule.
Der den Kapellenplatz im Osten begrenzende
Bau des ehemaligen Armen- und Schulhau-
ses wurde in abgewinkelter Form in zwei Bau-
abschnitten errichtet (Wülfeler Straße 5c). Der
ältere Teil, ein eingeschossiger, langgestreck-
ter Backsteinbau unter Schopfwalmdach,
wurde 1852/56 erstellt. Der platzbegrenzende
zweigeschossige Anbau stammt vermutlich

Wülfeler Straße 5, Kapelle, 1866/67,
Architekt W. Lüer


Wülfeler Straße 5c, ehern. Armenhaus


aus den zwanziger Jahren. Das Gebäude do-
kumentiert in seiner schlichten Gestaltung ein
für die dörfliche Sozialgeschichte charakteri-
stisches und bedeutendes Objekt.
Während die kirchlichen Bauten des Dorfes im
Süden an der Wülfeler Straße errichtet wur-
den, konzentrierte sich der Besitz der Grund-
herren Bemerodes an der Brabeckstraße. Das
heutige Rittergut I, Brabeckstraße 169, ent-
stand 1624 aus der Zusammenlegung von äl-
terem Besitz und einem eingezogenen Halb-
meierhof, der an dieser Stelle lag. Der Guts-
herr Berkelmann erbaute in der Folgezeit als
neues Wohnhaus das heute noch vorhandene
zweistöckige Fachwerkgebäude. Die Propor-
tionen und das Gefüge des Gebäudes, sowie
die Vorkragung des Obergeschosses auf ge-
fasten, vortretenden Balkenköpfen und gerun-
deten Füllhölzern läßt auf eine Erbauungszeit
aus dem Ende des 17./Anfang des 18. Jh.
schließen. 1908 entstand der östliche Anbau
im Landhausstil, bei dem der polygonale Eck-
turm mit der hohen Dachhaube einen beson-
deren Akzent setzt. Von den Wirtschaftsge-
bäuden des Gutes sind zwei Scheunen zu er-
wähnen, die von der älteren Bausubstanz er-

halten geblieben sind. Die erste Scheune, in
unmittelbarer Nähe des Wohnhauses gele-
gen, ist ein mit verputzten Gefachen versehe-
ner Wandständerbau, der um 1860 errichtet
wurde. Die zweite Scheune, im rückwärtigen
Bereich des Gutes an der Winkelstraße gele-
gen, ist ebenfalls ein Fachwerkbau, der hier
mit Backstein ausgefacht wurde. Die um 1870
gebaute Scheune ist mit einer Länge von 28
Fach eines der größten Wirtschaftsgebäude
Bemerodes. Als kleiner Akzent im großen
Gutspark ist der am Eingang gelegene Gar-
tenpavillon zu werten, der wohl zeitgleich mit
dem Anbau des Wohnhauses errichtet wurde.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Bra-
beckstraße (Nr. 184) entstand Ende des 19.
Jh. aus einem ehemaligen Halbmeierhof und
einem Kötnerhof das zweite Gut Bemerodes.
Neben den stark veränderten Wohn- und Wirt-
schaftsgebäuden sind heute nur noch eine äl-
tere Scheune und die Torpfeiler im ursprüngli-
chen Zustand erhalten. Die um 1810 erbaute
Fachwerkscheune ist in Bemerode die einzige
Scheune mit einer Querdurchfahrt. Sie be-
stimmt durch ihre Lage in der Straßenfluchtli-
nie gemeinsam mit den zum Gut gehörenden

Brabeckstraße 169, Rittergut I, Herrenhaus


Brabeckstraße 169, Rittergut I,
Herrenhaus, Anbau von 1908


Brabeckstraße 178, Landarbeiterdoppelhäuser


Brabeckstraße 169, Scheune, um 1870


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