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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0178

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beiden Landarbeiterdoppelhäusern (Nr. 178)
entscheidend den Straßenverlauf der Bra-
beckstraße im alten Dorfbereich. Allen Ge-
bäuden kommt hohe städtebauliche Bedeu-
tung zu.
Von den alten Hofstellen Bemerodes haben
sich bis heute nur wenige Bauten erhalten. Als
bedeutendste Gesamtanlage ist der ehemali-
ge Halbmeierhof Wülfeler Straße 4 zu nennen,
der in eindrucksvoller Weise eine geschlosse-
ne Hofanlage aus der Mitte des 19. Jh. mit
Wohnwirtschaftsgebäude, Ställen, Scheune,
Garten und altem Baumbestand dokumen-
tiert. Das Wohnwirtschaftsgebäude ist ein
Vierständerbau mit zweigeschossigem
Wohnteil und wurde um 1840 gebaut. Der
Wirtschaftsteil ist inzwischen zu Wohnzwek-
ken umgenutzt. Der am Wirtschaftsgiebel an-
gebaute langgestreckte Stall entstand 1841
ebenfalls als Fachwerkbau mit einem massi-
ven Schweinestall in Sandstein. Die große, die
Wülfeler Straße begleitende Scheune, ein
Backsteinbau von 1855, wurde nach Kriegs-
zerstörung 1944 wieder aufgebaut. Eine von
den alten Torpfeilern (1855) unterbrochene
Backsteinmauer umfaßt das gesamte Grund-

stück an der Wülfeler Straße und Hinter dem
Dorfe. Die westliche Ortseinfahrt aus Rich-
tung Wülfel wird entscheidend durch die Hof-
anlage geprägt, wobei die gegenüberliegende
Scheune, Wülfeler Straße 9, ebenfalls eine
wichtige städtebauliche Funktion übernimmt.
Der Fachwerkbau mit seitlicher Längsdurch-
fahrt verengt durch seine Lage den Straßen-
raum und bildet gleichsam eine Art Torsitua-
tion zum alten Dorf. Zudem kommt der 1810
erbauten Scheune als ältestem Wirtschafts-
gebäude Bemerodes besondere bau- und
ortsgeschichtliche Bedeutung zu.
Der Bereich des nördlichen Dorfeingangs wird
an der Gabelung der Brabeckstraße und Hin-
ter dem Dorfe durch zwei ehemalige Kötner-
höfe bestimmt. Das auf der Ostseite der Stra-
ße etwas zurückgelegene Wohnwirtschafts-
gebäude (Brabeckstraße 167) ist ein Vierstän-
derbau mit zweigeschossigem Wohnteil, der
1843 gebaut wurde. Der im Äußeren unverän-
derte Bau ist neben dem Wohnwirtschaftsge-
bäude Wülfeler Straße 4 das einzige erhaltene
Objekt dieses Typus in Bemerode. Vom zwei-
ten Kötnerhof (Brabeckstraße 176), an mar-
kanter Stelle in der Straßengabelung gelegen,
ist das zweistöckige Wohnhaus erhalten, das

um 1840 in Fachwerk errichtet wurde. Die
Wirtschaftsgebäude sind verändert bzw. er-
neuert. Der Bau bildet den Anfang der stra-
ßenprägenden Bebauung auf der Westseite
der Brabeckstraße (s.o.).
Die städtebaulich bedeutende Situation des
Ortseingangs wurde nach dem Ersten Welt-
krieg genutzt, um ein Kriegerdenkmal aufzu-
stellen. Bereits 1889 war außerhalb des Ortes,
an der Gabelung der Wülferoder- und Wasse-
ler Straße ein pylonartiger Gedenkstein errich-
tet worden, der an kaiserliche Militärparaden
erinnert.
Die erste Ortserweiterung des alten Dorfes er-
folgte etwa um die Mitte des 19. Jh., vermut-
lich im Rahmen der 1848 durchgeführten Ver-
koppelung. Am nördlichen Ortsausgang ent-
standen im Bereich der Einmündung der Be-
meroder Straße kleine Anbauerstellen. Das
letzte nahezu unverändert erhaltene Gebäu-
de dieser kleinen Höfe ist das Haus Brabeck-
straße 166, ein eingeschossiges Fachwerk-
wohnhaus unter Halbwalmdach. Die städte-
baulich bedeutsame Lage an der Einmündung
der Bemeroder Straße gibt dem Haus eine be-
sondere Wertigkeit.

Enthorststraße 8, 6, 4, 2, Wohnhäuser Brabeckstraße 167, Wohnwirtschaftsgebäude,
1843


Brabeckstraße 176, Wohnhaus, um 1840 Wülferoder Platz, Kapelle, 1756,
Zimmermeister Blume


Bis zum Anfang des 20. Jh. wird im Anschluß
an diese Anbauerstellen und im Westen des
Dorfes die bestehende Bebauung ergänzt. So
entsteht an der Wülfeler Straße und der Ent-
horststraße eine Ortserweiterung, die sich in
der Architektur bereits mehr an städtischen
Vorbildern orientiert. Es sind überwiegend
kleine Backsteinbauten, zumeist eingeschos-
sig mit Zwerchhaus und einfachem gotisieren-
den Dekor, wie sie zeitgleich auch in anderen
hannoverschen Stadtteilen insbesondere für
die Arbeiterschaft entstehen. Als besonders
geschlossen und gut erhalten kann die Ge-
bäudegruppe Enthorststraße 2-8 angesehen
werden. Die weitere bauliche Entwicklung Be-
merodes im 20. Jh. vollzog sich vor allem im
Norden des alten Dorfes und hat heute zu ei-
nem Zusammenwachsen mit Kirchrode ge-
führt. Die großen Siedlungsbereiche der
zwanziger bis siebziger Jahre sind jedoch in
ihrer architektonischen Qualität nur von gerin-
ger Bedeutung.
472 WÜLFERODE
Wülferode gehört als Ortsteil zu Bemerode
und liegt im östlichen Bereich dieses Stadt-
teils. Es nimmt flächenmäßig den größten Teil
des Gebietes in Anspruch. Der Ort liegt am
Osthang des Kronsberges, Hannovers höch-
ster Erhebung, und hat als einziges der einge-
meindeten Dörfer keine direkte bauliche An-
bindung an die Stadt. Die nähere Umgebung
wird stark durch die weiten Flächen der Felder
und durch das Bockmerholz geprägt.
Wülferode gehört wie Bemerode, Kirchrode
und andere wüst gewordene Orte zu den Ro-
dungsdörfern, die durch die Hildesheimer Bi-
schöfe im 10. und 11. Jh. angelegt wurden.
1404 wird Wülferode erstmals urkundlich er-
wähnt. Zu dieser Zeit vergrößerte sich der Ort
durch die Aufnahme von Einwohnern wüst ge-
wordener Dörfer aus der unmittelbaren Nähe.
Der Kernbereich des heutigen Dorfes dürfte
sich zu der Zeit bereits um den Bereich der Ka-
pelle gebildet haben, die 1483 bezeugt wird.

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