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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0179

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Noch heute prägen der 1756 errichtete Nach-
folgebau der ersten Kapelle und die umgeben-
den, auf den Kirchenbau ausgerichteten Hof-
anlagen den Charakter des Dorfes ganz ent-
scheidend.
Die von dem hannoverschen Zimmermeister
Blume gebaute Fachwerkkapelle ist ein klei-
ner rechteckiger Saalbau, auf dem ein einfa-
cher mittiger Dachreiter das hohe Walmdach
bekrönt. Die neben der Davenstedter Kapelle
einzige hannoversche Fachwerkkapelle liegt
im Zentrum des Wülferoder Platzes in inselar-
tiger Situation unmittelbar gegenüber dem
westlichen Dorfeingang und ist so von hoher
städtebaulicher Bedeutung für den Ort.
Die gleiche Bedeutung kommt dem nördlich
der Kapelle gegenüberliegenden Wohnwirt-
schaftsgebäude Wülferoder Platz 5 zu. Die
ehemalige Brinksitzerstelie ist mit dem zum
Platz ausgerichteten Wirtschaftsteil, der 1744
gebaut wurde, das älteste Gebäude Wülfero-
des. Der Vierständerbau ist hier mit gefasten
Balkenköpfen und abgerundeten Füllhölzern
versehen, während der 1797 erbaute zwei-
stöckige Wohnteil bereits profilierte Hölzer in
den Vorkragungen aufweist. Der Wirtschafts-
teil wurde nachträglich vermutlich beim Anbau

des Wohnteils um ein Gefach verbreitert. Das
Haus ist neben der Kapelle und der nachträg-
lich verputzten Scheune Nr. 4 der einzige Bau
mit verputzten, weiß gestrichenen Gefachen
am Wülferoder Platz. Alle übrigen Gebäude
besitzen Backsteinausfachung.
Der östlich benachbarte ehemalige Halb-
meierhof Wülferoder Platz 4 hat in seiner An-
lage bereits die seit der Mitte des 19. Jh. üb-
liche Trennung von Wohn- und Wirtschaftsge-
bäuden vollzogen. Das zurückgelegene zwei-
stöckige Wohnhaus entstand 1861. Die sehr
gut proportionierte sechsachsige Fassade
nimmt in der Mitte den Eingang auf, der in
Form einer Toreinfahrt gestaltet ist. Die zur
Straße gelegene ehemalige Scheune, ein
1812 errichteter Bau mit seitlicher Längs-
durchfahrt, ist inzwischen zu einem Wohn-
haus umgebaut. Die ursprüngliche Back-
steinausfachung wurde verändert (s.o.). Inter-
essant ist die weite Vorkragung der östlichen
Traufseite, die von Knaggen gestützt wird. Im
hinter dem Wohnhaus gelegenen Obstgarten
befindet sich noch ein kleines Stallgebäude
aus Fachwerk, das wohl etwa zeitgleich mit
der Scheune gebaut wurde. Von zwei weite-
ren Hofanlagen, die den Platzraum umschlie-

ßen, sind an älteren Gebäuden noch die
Scheunen erhalten. 1775 wurde die große
Fachwerkscheune Wülferoder Platz 1 erbaut,
die mit ihrer seitlichen Längseinfahrt zu den ty-
pischen Scheunenbauten Wülferodes gehört.
Der gleiche Typus wird durch den Bau Debbe-
roder Straße 2 repräsentiert, der 1812 errich-
tet wurde und den Platz gemeinsam mit dem
Backsteinbau der Gastwirtschaft (Bockmer-
holzstraße 4) nach Süden begrenzt. Der ge-
samte Platzbereich stellt für die Stadt Hanno-
ver ein einzigartiges Ensemble eines ge-
schlossenen Dorfbereiches dar.
Bereits im 18. Jh. bestand im Südosten des
Ortszentrums eine Erweiterung an der heuti-
gen Niederfeldstraße und der Bockmerholz-
straße. Von den älteren Höfen in diesem Ab-
schnitt ist als einziges unverändertes Objekt
das Wohnhaus des ehemaligen Küsterhofes
Niederfeldstraße 21 erhalten. Das heute als
Gaststätte genutzte zweigeschossige Fach-
werkgebäude wurde am Anfang des 19. Jh.
erbaut. Es erfüllt durch die Lage in der Blick-
achse der Straße, unmittelbar an der fast
rechtwinkligen Kurve eine wichtige städtebau-
liche Funktion.

Wülferoder Platz 4, Wohnwirtschaftsgebäude,
1861


Wülferoder Platz, Blick nach Norden


Wülferoder Platz, Blick nach Osten



Niederfeldstraße 21, Wohnhaus, Anfang 19. Jh.

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Debberoder Straße 2, Scheune, 1812


Wülferoder Platz, Blick nach Westen


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