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Hannig, Henner [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,1): Landkreis Hannover — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44257#0265
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Die Kirche und weitere dorftypische Gebäu-
de prägen den alten Ortskern. Herausra-
gend ist der Vierständerbau ZUM NESSEL-
BERG 14. Das durch die Haustypen des
Weserberglandes beeinflußte Fachwerkge-
bäude mit mittigem Dielentor und Utlucht
rechts am Wirtschaftsgiebel ist im rundbogi-
gen hohen Dielentor datiert 1753. In direk-
ter Nachbarschaft steht auf der Hofstelle
ZUM NESSELBERG 12 auf einem Sand-
steinsockel ein kleines, leider bereits stark
verfallenes Backhaus in Fachwerk mit
Lehmstakung. Südlich wird dieser Bereich
abgeschlossen durch die Gebäude der un-
regelmäßig angelegten Hofanlage ZUR AL-
LERHAUBE 1. Das zweigeschossige Wohn-
haus in Ziegelbauweise auf fast quadra-
tischem Grundriß, um die Jahrhundertwen-
de entstanden, ist durch umlaufende Dach-
und Geschoßgesimse, durch fünf Fenster-
achsen mit rundbogigen Öffnungen und
vorgelegter Treppe aus Sandstein geglie-
dert. Bemerkenswert als Bautyp ist der im
hinteren Hofbereich liegende zweistöckige
Wandständerbau mit weiß verputzten Gefa-
chen und weitem Dachüberstand auf der
östlichen Traufe.

Die alte ehemalige Schmiede, ZUM NES-
SELBERG 16, ein eingeschossiger Bau, z.T.
in Bruchsteinmauerwerk, bildet den östli-
chen Abschluß des alten Kernes. Der Fach-
werkbau stammt aus der ersten Hälfte des
19. Jh. Im Nordgiebel ist er über eine mitti-
ge Toreinfahrt erschlossen. Die straßensei-
tige Traufe ist leicht eingezogen. Die in der
Nachbarschaft entstandenen Höfe liegen
im ersten Erweiterungsbereich Altenha-
gens. Diese Erweiterung erfolgte durch die
Aufnahme der Sedemünder Bauern, die ihre
Siedlung während der Hildesheimer Stifts-
fehde (1519-1523) aufgeben mußten. Sie
ließen sich um den alten Ortskern unter
Aussparung der Westseite nieder. Leider
sind auch hier viele der vorhandenen alten
Gebäude in den letzten Jahren baulich
stark verändert worden.
Während der nächsten Siedlungswelle im
17. und 18. Jh. wurde der Bereich zwischen
dem Tiergarten im Osten und dem Friedhof
im Westen besiedelt. Aus dieser Zeit
stammt der Vierständerbau der Hofstelle
SPIEGELBERGERSTRASSE 1. Der Fach-
werkbau mit liegenden, weiß verputzten Ge-


Altenhagen I, Zum Nesselberg 14, Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1753

fachen ist im Dielentorbalken datiert 1756.
Als Wetterschutz ist das Giebeldreieck mit
roten Dachziegeln behängt. In direkter
Nachbarschaft entstand 1825 in städtebau-
lich reizvoller Lage das zweistöckige Pfarr-
haus ZUM NESSELBERG 28 mit zweiläufi-
ger vorgelegter Treppe. Der ehemals fünf-
achsige Fachwerkbau wurde um 1880 um
sechs Wandgefache erweitert. Etwa zwei
Jahrzehnte früher einzuordnen ist der zwei-
stöckige Wandständerbau unter Satteldach
im Hohlweg 5. Das auf hohem Bruchstein-
sockel mit regelmäßigem Fachwerk erbaute
Wohnhaus ist in die Siedlungsphase der
Töpferansiedlung einzuordnen, die um
1750 einsetzte. Die Haupthäuser wurden
leider zum größten Teil stark umgebaut.
Auch die ehemals zahlreichen Nebenge-
bäude sind nur noch z.T. vorhanden. Ge-
nannt werden soll das kleine Brennhaus in
Fachwerk unter Satteldach auf hohem
Bruchsteinsockel in der Töpferstraße 12.
Die Bedeutung des damaligen Steinhauer-
Handwerks von Altenhagen wird deutlich
durch die zahlreichen hannoverschen Bau-
ten wie z.B. das Kestner-Museum, Teile des
Opernhauses, des ehemaligen Weifen-
schlosses, der heutigen Universität und des
Neuen Rathauses, die aus Steinen der
Steinbrüche von Altenhagen erstellt wur-
den.
Neben den im Tal kaum erkennbaren Müh-
lengebäuden ist die geschlossene Hofanla-
ge an der ALTEN LANDSTRASSE 1, außer-
halb im Nordosten der Ortschaft, wegen
ihrer Einheitlichkeit in Material und Dach-
form besonders auffallend. Der fast quadra-
tische Wirtschaftshof wird dreiseitig von
Wirtschaftsgebäuden in roten Ziegeln um-
standen. Die Symmetrie der Anlage wird
durch die mittig angeordneten Erkerhäus-
chen auf den Wirtschaftsgebäuden betont.
Das zweigeschossige Wohnhaus in Ziegel-
bauweise ist durch umlaufende Sockel-, Ge-
schoß- und Dachgesimse gegliedert. In den
durch Lisenen geteilten Wandflächen liegen
die Rundbogenfenster des 1887 datierten
Wohnhauses.

SPRINGE-ALVESRODE

Die Rodungssiedlung wurde 1304 bis 1324
erstmals als Rodinghe und 1561 als Alves-
rohde erwähnt. Das Holzrecht im Deister ist
1422 urkundlich dokumentiert. Aus der als
kleiner Rundling angelegten Siedlung ent-
stand um 1700 eine lockere Haufensied-
lung. Die Höfe waren dem Amtshof in Sprin-

Altenhagen I, Zum Nesselberg 16,
ehern. Schmiede, frühes 19. Jh.


Altenhagen I, Spiegelbergerstraße 1,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1756


ge zinsverpflichtet. Neben den Land- und
Forstwirtschaftsbetrieben gab es bis ins 19.
Jh. nur Handwerker, die den Eigenbedarf
der Siedlung deckten. In der Musterrolle
von 1585 zählte Alvesrode 180 Einwohner,
1648 nach dem Dreißigjährigen Krieg nur
noch 150, doch 40 Jahre später bereits wie-
der 230 Einwohner. 1785 waren in Alves-
rode 45 Feuerstellen, davon 10 Vollmeier,
7 Halbmeier, 8 Voll- und 12 Halbkötner.
Hinzu kamen 5 Beibauern, die Mühle, die
Schule und das Gemeindehirtenhaus.
1760 verfügte Alvesrode bereits über ein
Schulgebäude, das 1839 um die Kapelle

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