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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0152
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durch eine weitgehend ungestörte Konstruk-
tion, Fassadengliederung und Grundrissdispo-
sition mit Mitteldiele charakterisierte Vierstän-
derbau Knickstraße 2 (um 1850) belegt, dass
das einfache Ackerbürgerhaus bis in die jüng-
ste Vergangenheit einen festen Platz in Burg-
dorf einnahm und der kleinbäuerliche Betrieb
auch im städtischen Bereich im späten 19.Jh.
noch nicht wegzudenken war.
Belege dieses Typs bleiben in Burgdorf jedoch
selten; es dominieren städtisch beeinflusste
Fassaden, die dem traditionellen Fachwerkbau
die Repräsentativität eines Massivbaus verlei-
hen sollten: Als typische Vertreter dieser Stil-
richtung sind die zweigeschossigen Gebäude
Kleine Bahnhofstraße 11 und Nr. 13 (um
1840/50) anzuführen, deren klassizistische
Portalrahmungen und Fensterverdachungen im
Zusammenspiel mit teilmassiven Abschnitten
bzw. einer seltenen Art von Massivbauweise
vortäuschender Holzverkleidung an städtisch-
repräsentative Vorbilder anzubinden versuchen.
Ähnliche Bestrebungen sind am bündig abge-
zimmerten, zweigeschossigen Fachwerkbau
und einstigen Ackerbürgerhaus Mühlenstraße 1
südlich der Aue zu registrieren (nach 1810).
Die nördlichen Vorstadtstraßen
Der kleinstädtische Charakter Burgdorfs wurde
spätestens mit der Niederlegung der Wälle ab
1802 (der Graben selbst wurde erst um die
Jahrhundertwende verfüllt), der Anlage ver-
schiedener Vorstädte und dem Bau einer eige-
nen Bahnhofsstation 1845 aufgegeben; es
waren dies insgesamt Bestrebungen, mit denen
sich die über Jahrhunderte räumlich begrenzte
Stadt zum Umland hin öffnete:
Die erste Flächenvergrößerung nach Osten
(nach 1809) bis zum Kleinen Brückendamm
dokumentiert der bündige Wandständerbau
Bergstraße 2, der wohl unmittelbar nach dem
Brand 1809 als aber einfaches Wohnhaus
errichtet wurde.
Den Ausbau der nördlichen Wohnvorstädte
bezeichnen namentlich die Straßenzüge Vor
dem Celler Tor, Gartenstraße oder Wallgarten-
straße - ihr Ausbau scheint um die Mitte des
19.Jh. im vollen Gange gewesen zu sein. In der
Wallgartenstraße wurde der bereits vorgestell-
te Typ der eingeschossigen, traufständigen
Fachwerkbauten mit Zwerchhausaufbau (Nrn.
6-13; erb. um 1869) aufgegriffen, der hier aller-
dings als schmales Reihenhaus ohne Verputz
oder hölzerne Verkleidung deutlich schlichter
wirkt als sein fast zeitgleiches Pendant in der
Hannoverschen Neustadt. Eine Begründung
liefert die damalige Bewohnerschaft der
Wallgartenstraße - hier siedelten vornehmlich
Landarbeiter, die sich mit Vier-Raum-Wohnun-
gen (Küche, Kammer, Stube, Laden oder zwei-
te Kammer) auf kleinstem Raum begnügten;
Abort und Waschküche schlossen sich in
schmalen Flügeltrakten hofseitig an. Heute
haben Dachgauben, moderne Türen und
Fenster den direkt an die Straße grenzenden,
historischen Bauten deutlich zugesetzt, doch
blieb der Siedlungscharakter der bescheidenen
Reihenhäuser relativ unbeschadet erhalten.


Burgdorf, Am Brandende 1, ehern. Ackerbürgerhaus von „1648"


Burgdorf, Blick von Nordosten in die Wallgartenstraße 13, 12, ff

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