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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0230
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gemeinen Wiesen der Wietzeniederung, wäh-
rend der Ackerboden östlich der erschließen-
den Straße (heute Burgwedeler Straße) lag.
Nördlich dieser homogenen Kernsiedlung,
1781 fälschlicherweise als „auf der Brand -
Riede'1 bezeichnet, lassen zehn schmalere
Parzellenzuschnitte lang gestreckter Hofplätze
(es fehlt der Eichenbestand) erkennen, dass es
sich hier um eine typische Nachsiedler- bzw.
Kötnersiedlung handelt, die zu einer kleinen
haufendorfartigen Ansiedlung im Norden, die
eigentliche „Branderiede", vermittelt. Diesen
abseits gelegenen Bauern- bzw. wiederum
Kötnerstellen (1586: sechs Höfe) stand auf-
grund der Bodenbeschaffenheit kein Ackerland
in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung, viel-
mehr mussten sie ihre Felder außerhalb der
Siedlung bewirtschaften. Beide Ansiedlungen
veranschaulichen die seit dem 16.Jh. steigende
Zahl an Nachsiedlern, die die über Jahrhunder-
te konstante Zahl von 19 Halbhöfen und zwei
Viertelhöfen ergänzten (1586: 14 Kötner; 1770:
26 Kötner).
Die historischen Pläne vermitteln einen Über-
blick über das auffallend weitläufige Ackerland
der Hohenhorster Bauerschaft, die unter allen
Bauerschaften die größte Hudeberechtigung
bzw. Huderecht in der lang gestreckten Wietze-
niederung besaß - vergleichsweise optimale
Voraussetzungen für Ackerbau und Viehzucht,
wie auch die Zahlen der Pferdezucht bestätigen
(1521: 114 Pferde gegenüber 243 Pferden im
Isernhagener Gesamtbestand). Nachteilig wirk-
te sich allerdings der hohe Eisengehalt des
Wassers unmittelbar in der Bauerschaft aus,
der angeblich zu Versorgungsproblemen des
Viehbestandes führte.
Ein zweiter überaus florierender Erwerbszweig
war der Hopfenhandel, ablesbar an den im
Isernhagener Bereich höchsten Zahlen der im
Hopfenhandel tätigen Bauern (1688: 17 Hop-
fenfahrer; 1740: 18 Hopfenfahrer; 1770: neun
Hopfenfahrer). Umso verheerender werden die
Folgen empfunden worden sein, die sich mit
dem Bedeutungsverlust des Hopfens im 18.Jh.
einstellten.
Die Einwohnerzahlen stagnierten zunächst und
stiegen erst im 20.Jh. sprunghaft an, deutlich
erkennbar an den weit in das ehemalige
Ackerland hineingebauten Wohnsiedlungen der
Nachkriegszeit. Noch heute ist die Unterschei-
dung zwischen der einstigen Kötnersiedlung im
Norden und der Kernsiedlung deutlich nachvoll-
ziehbar, abzulesen am verhältnismäßig jungen
Baubestand an der Brandriede und jahrhunder-
tealten Hallenhäusern in der übrigen Bauer-
schaft.
So entstanden nach dem Brand 1814, dem etli-
che Brandriede-Höfe zum Opferfielen, die eins-
tigen Kötnerhöfe im neuen Baustil des Vier-
ständerbaus und in großzügigen Dimensionen
neu (Brandriede 1: „1815"; Scheune „1830";
Burgwedeler Str. 215: „1817"), begleitet von
Scheunen oder sonstigen Nebengebäuden.
Daher vermitteln die gleichmäßig gerasterten
Fassaden und die hinter den Wirtschaftstrakten
aufgehenden, mitunter beeindruckenden zwei-
geschossigen Wohnteile nur noch wenig von

Hohenhorster Bauerschaft um 1820, Einteilung anhand der Verkoppelungskarte (Dr. Peters 1985), in: H. Hannig/
E.W. Peters, Isernhagener Skizzen von Goy, Isernhagen 1989



Hohenhorster Bauerschaft, Brandriede 1, Wohnwirtschaftsgebäude


Hohenhorster Bauerschaft, Brandriede 2, ehern. Wirtschaftsgebäude von „1815”

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