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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0248
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Wirtschaftstraktes gestellten Kopfbaus zur
Straße hin belegt, dass es sich hier um ein
repräsentatives, kommunales Gebäude handelt
(heute Kindergarten).
Anders als in Kirchhorst, wo die stark frequen-
tierte Hauptdurchgangsstraße zu etlichen
Modernisierungen zwang, zeigt sich das
benachbarte Stelle noch teilweise ländlich,
bereichert durch einige historische Bauten.
Kernbereich der früher wirtschaftlich von der
Schafzucht getragenen Siedlung ist der ehema-
lige Harmshof, dessen baulicher Zusammen-
hang durch moderne Parzellierungen und die
starke Verdichtung durch translozierte Bauten
allerdings kaum mehr zu spüren ist:
Das einstige Zweiständerhaupthaus des
namengebenden Harmshofes (Harmshof 4)
erhebt sich abgerückt von der Straße in impo-
nierenden Dimensionen (13 x 25 Meter; beein-
druckend der Luchtbalken von sieben Metern
Länge!) und entstand laut Bauinschrift im Jahr
1656. Demzufolge zitiert es den zeittypischen,
durch eingehälste Kragbalken, Knaggen,
Füllhölzer und hölzerne Brüstungsbretter
akzentuierten Scheingeschossgiebel (mit hoch
liegender Giebelschwelle), während der Wohn-
teil erstaunlicherweise bereits als Stockwerks-
bau ausgeführt wurde. Als man um 1910 den
Ziegelstall anfügte, fiel die linke Kübbung dem
Anbau zum Opfer. 1985 wurde sie bei der tief-
greifenden Sanierung und Umnutzung von
Haupthaus und Stall rekonstruiert, wobei man
auch das massive Erdgeschoss des im 19.Jh.
modernisierten Wohnteiles entfernte bzw. in
Fachwerk erneuerte; als historische Details sind
daher lediglich die kurzen Fußbänder im Dach-
geschoss zu benennen.

Kirchhorst, Steller Straße, Reliefstele


Zur Hofstelle gehörte die vorgelagerte, um
1983/84 nach ihrem Ab- und Wiederaufbau
gesamtheitlich zu Wohnzwecken umgenutzte
Längsdurchfahrtsscheune (Harmshof 1), deren
hölzerne Brüstungsbretter im hohen Scheinge-
schossgiebel heute Fensterbänder ersetzen.
Unsicher ist bislang die Datierung des durch
Taubandknaggen gestalteten Gebäudes im
Unterrähmgefüge, das die Lokalforschung als
ein Werk des endenden 16.Jh. interpretiert. Bei
Sanierungsarbeiten kam überdies ein im West-
giebel eingemauerter Ziegel mit der Jahreszahl
„1569” zum Vorschein, dessen Datierung
wiederum mit der Bauinschrift „MfeisterJ Dep-
ken” im Torbalken harmoniert; die Familie Dep-
ken ist im 16. und 17.Jh. als Baumeisterfamilie
bei verschiedenen Isernhagener Bauten belegt.
Der ehemalige Speicher des Harmshofes (Nr. 8)
erhebt sich hinter dem Haupthaus, ein mit absi-
chernden kurzen sowie langen Fußstreben
abgezimmerter Stockwerksbau. Als Speicher-
fläche fungierten die Ober- und Dachgeschos-
se, das Erdgeschoss wurde hingegen als
Backraum genutzt, der über eine schmale,
rundbogige Pforte zugänglich war. Das von
Zahnschnittleisten umzogene, dendrochronolo-
gisch in das Jahr 1671 datierte funktionale
Gebäude wurde 1987/88 ebenfalls gesamtheit-
lich zu Wohnzwecken umgenutzt. Das gegen-
überliegende Backhaus (Nr. 5) entstand erst im
Jahr 1838, abzulesen am typischen Konstruk-


Kirchhorst, Harmshof 1, ehern. Längsdurchfahrtsscheune

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