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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0259
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Niedernhägener Bauerschaft, Am Ortfelde 86, ehern. Wohnwirtschaftsgebäude, „1574"



Niedernhägener Bauerschaft, Am Ortfelde 86, Ansicht des Wirtschaftsgiebels, (Bauaufnahme Dr. Fließ), in: Han-
noversche Geschichtsblätter, Hann. 1978, N.F,. Bd. 31

bau in Unterrähmkonstruktion des endenden
18.Jh. zu erkennen (um 1790/1800).
Stark schattende Taustabknaggen gestalten
auch beide Giebelseiten des im Unterrähm-
gefüge erstellten Zweiständerhallenhauses Nr.
13 am westlichen Ortsanfang, das nach seiner
Bauinschrift zehn Jahre jünger als das erst-
genannte Wohnwirtschaftsgebäude datiert
(„1584”). Quer liegende Gefache finden sich
hier ebenso wie der direkt über Stichbalken vor-
kragende Drempel mit den hölzernen Brüs-
tungsplatten, der in gleicher Form - ein seltener
Beleg - auch den Wohngiebel abschließt. Trotz
der Dielenumnutzung zu Wohnzwecken (um
1985) blieb der überwiegende Teil dieser
bemerkenswerten Konstruktion und Aufteilung
mitsamt der drei Fach langen Luchtbalken weit-
gehend unangetastet.
Die Zeit um 1580/90 dokumentieren in der
Niedernhägener Bauerschaft zwei weitere Ge-
bäude, Zweiständerbauten, deren Wohnteil die
charakteristische Zweigeschossigkeit (Stän-
derbauweise), der Wirtschaftsgiebel den direkt
über Stichbalken und Taubandknaggen vor-
springenden Scheingeschossgiebel aufweist.
Paarweise angeordnete, lang gekehlte Kopf-
bänder stützen die Ständer, die zusammen mit
den Riegeln die typischen liegenden Gefache
ausbilden: Vieles der Außen- und Innenkon-
struktionen wurde beim Hallenhaus Nr. 70 auf-
gegeben, als man um 1982 zum Umbau und
Sanierung schritt (neue Torinschrift „1576”); der
heutige Wirtschaftsgiebel ist formfremd, nur die
vertikal strukturierten Knaggen (Bündelung aus
vertikalen und horizontalen, tordierten Bändern)
bleiben eindeutiges Indiz der Zeit um/vor 1600.
Ungestört zeigt sich hingegen das Gefüge des
Kammerfachs, die hohen, zwei Geschosse über-
fangenden Ständer und die durch eingescho-
bene Balken erbrachte Zweigeschossigkeit.
Eine seltene Verzierung des Wirtschaftsgiebels
zeigt das in der 2. Hälfte des 19.Jh. umgebau-
te bzw. in der Kübbung erneuerte Hallenhaus
Nr. 101 am östlichen Ende der Straße, das sich
mitsamt der massiven Längsdurchfahrts-
scheune (um 1910) hinter einer backsteinernen
Mauer der Jahrhundertwende (Pforte „1881”)
erhebt. Das nach der Ortschronik im Jahr 1586


erbaute, 1982 sanierte und zur Bürofläche um-
gestaltete Hallenhaus betonen keine Holzboh-
lenausfachungen, wie sie sonst die Scheinge-
schosse des Giebeltrapezes zieren (hier:
Vorsprung über Stichbalken). Stattdessen
rhythmisieren Fußwinkelhölzer den flachen
Giebeldrempel in einer Form, die an liegende
Rundbögen erinnert - ein offensichtlich dekora-
tives Moment, das sich am zweigeschossigen
Kammerfach (eingeschobene Balkenlage) aller-
dings nicht wiederholt. Zeittypisch präsentieren
sich darüber hinaus seine plastischen Tau-
bandknaggen. Dekorativ verziert zeigt sich
auch der zugehörige Hopfenspeicher, ein zwei-
geschossiger, durch Ankerbalken unterteilter
Ständerbau mit einer recht altertümlichen Form
der Karniesknagge und dem von Punktlinien
begleiteten Rautendekor. Dies und die vorhang-
bogige, erdgeschossige Pforte erinnern an das
Gutshaus im wedemarkschen Elze, das laut
Jahresringanalyse um 1570 entstand.

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