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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0274
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Hofstelle Fellwiesenweg 8, der um 1800 als
bündig abgezimmertes Wohnwirtschaftsge-
bäude ohne Giebelbetonung oder sonstige
Zierdetails entstand und darin den vornehmlich
in der Wedemark errichteten späten Zweistän-
derhallenhäusern gleicht.
Wie allgemein üblich, so mündet auch im
Langenhagener Bereich die bauliche Entwick-
lung der traditionellen Wohnwirtschaftsgebäu-
de im Massivbau ein, der um 1870/80 einge-
schossige Ziegelbauten mit flachen Blendglie-
derungen und plastischen Friesen, sog.
Deutsche Bänder, als auch Zwerch hausauf-
bauten über dem Fletteingang entstehen lässt
(Im Eikhof 11: „1908”). Wird bestehende Subs-
tanz allerdings massiv umkleidet oder aber nur
zur Sichtseite hin massiv erneuert, so ergibt
sich zuweilen das Nebeneinander von älterem
Ständergerüst im Innern, Fachwerkwohnteil
und massiven Blendgiebel, der dann im Falle
eines erneuerten Zweiständerhauses in der sel-
tenen, tief heruntergezogenen Form mit seit-
lichen Kübbungen erscheint (Heidestr. 22:
„1881”; Vierständerbau Kirchstr. 83 von 1792,
z.T. massiv erneuert „1870”).
Parallel entwickeln sich die reinen Wohnbauten
heraus, zumeist traufständige Ziegelbauten mit
aufwendig gestalteter Straßenfront, die mit dem
axialen Übereinander von Portal, Zwerchhaus
und Zwerchgiebel kleinstädtischen Bauprin-
zipien folgen und vom Wohnen und Wirtschaf-
ten unter einem Dach eindeutig Abstand neh-
men. Diese Bauform dokumentiert sehr an-
schaulich das neugotische Ziegelwohnhaus
Alt- Engelbostel 64, dessen Schauwert durch
die massive zeitgleiche Umfriedung und den
Stake-tenzaun des Vorgartens eine zusätzliche
Stei-gerung erlebt.
Verschiedentlich wurde bereits auf funktionale
Nebengebäude und vor allem Scheunen ver-
wiesen, die die Wirtschaftshöfe allgemein
umgrenzen - weitaus seltener bleiben Kleinst-
bauten wie Speicher und Backhäuser. Die we-
nigen Engelbosteler Beispiele folgen dem gän-
gigen Typus des kleinen Wandständerbaus
unter Satteldach mit verbreitertem Giebel. Die
Backhäuser der Hofstelle Alt-Engelbostel 37
und auf dem 1928 eingemeindeten, weitab
gelegenen Gutsbezirk Kananohe nordöstlich
Engelbostels (Kananohe 5) datieren vermutlich
noch in das 18.Jh. zurück.
Die dargestellten Entwicklungen heben eine
Hofstelle als einzigartig für die Engelbosteler
Bau- und Ortsgeschichte hervor, das histori-
sche Gehöft mit Gaststätte Resser Straße 1 an
der Abzweigung der Kirchstraße von der Straße
Alt-Engelbostel, dessen Zufahrt eine Längs-
durchfahrtsscheune in der charakteristischen,
prächtigen Ausprägung des frühen 18.Jh.
(„1741”) flankiert. Das Haupthaus, ein Vierstän-
derbau des Jahres 1800, zeigt die für diese
Region äußerst selten erhaltene K-Strebe, die
vorwiegend in den Neustädter Dörfern anzutref-
fen ist - in Engelbostel bleibt sie hingegen ein-
zigartig. Vermutlich war mit dieser Verstre-
bungsfigur ein besonderer Sichtwert verbun-
den, denn immerhin wurde das Wohnwirt-
schaftsgebäude als Ausschank und Pferde-

Engelbostel, Alt Engelbostel 64, Wohnhaus


Engelbostel, Resser Straße 1, Hofanlage



Engelbostel, Resser Straße 1, Speicher

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