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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0471
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auf rechteckigem Grundriss, aus Bruchsteinen
geschichtet und mit einem mächtigen, quadra-
tischen Turmaufsatz bekrönt (Kirchwinkel). Rot-
farbene Eckquaderungen beleben mit gleichfar-
benen Gewänden der rundbogigen Fenster-
bahnen die seit 1982 nach Befund grau ge-
tünchten Fassaden, die wenig von der Farbig-
keit im Innern erahnen lassen. Die Quellen nen-
nen J. M. Schilling und J. E. Lutz als Erbauer
der muldenförmig gewölbten Kapelle, deren
Innenraum die goldfarben umrandeten blau-
marmorierten Kassettierungen der eingestellten
Emporen bestimmen. Die ebenfalls nach Be-
fund rekonstruierte Blautönung verbindet sie
mit dem barocken, durch Mensaschranken ab-
gesetzten Umgangskanzelaltar (1748/49), de-
korative Hintergrundfolie für Lesepult und
Kelchtaufe und zugleich räumliches Gegen-
stück zur Furtwängler & Hammer-Orgel von 1915.
Der von der heutigen Hauptdurchgangsstraße,
der Peiner Straße, über eine steinerne Pforte
(„K. Meldau 1928”) zugängliche Kirchhof setzt
sich aus einer aufgelassenen Bestattungsfläche
(vier Grabmale des 19.Jh.) und einer massiv
umfriedeten Ehrenanlage zusammen. Mit ihren
halbkreisförmig gruppierten Gedenksteinen als
Mahnmale zur Erinnerung der Toten des Ersten
Weltkrieges (nach 1921) bildet sie einen beein-
druckenden Auftakt zum rückseitig anschlie-
ßenden Kirchhof.
Wenige Meter östlich erhebt sich das in
Vierständerbauweise errichtete Haupthaus der
alten Kötnerstelle Peiner Straße 41. Das nach
einem großen Brand im Jahr 1826 wieder auf-
gebaute Hallenhaus zitiert in fast altmodischer
Weise die K-Strebe in seinem der Straße zuge-
wandten Wirtschaftsgiebel, eine Konstruktion,
die nach 1800 eigentlich kaum mehr nachzu-
weisen ist. Neben den anspruchsvoll gearbeite-
ten Fletttüren fällt der giebelseitige Zugang ins
Auge; der ausgesprochen schmale Vorschauer
dokumentiert die seltene Form einer großzügi-
gen Tür, die vom breit gespannten Dielentor
deutlich abzusetzen ist.
1790 entstand am entgegengesetzten Rande
des Dorfes das Wohnwirtschaftsgebäude Am
Heerberge 5, ein lange vom Verfall bedrohtes
und schließlich grundsaniertes Vierständerhal-
lenhaus, das trotz seines Umbaus zum
Wohnhaus (um 1980) noch vieles seiner alten,
durch Schrägstreben gesicherten Konstruktion
bewahren konnte.
Auf eine weitaus längere Geschichte blickt
indes ein weitab des Dorfkerns gelegenes
Gebäude zurück, die schon 1420 schriftlich
belegte, heute ausgesprochen romantisch
anmutende Eltzer Mühle am idyllischen
Prangenhohlgraben (Zur Eltzer Mühle 2). Der
überkommene Bau, ein lang gestreckter Fach-
werkbau unmittelbar an einem Verbindungsarm
zwischen Erse und Fuhse, datiert allerdings
deutlich jünger - erst um 1830/40 wird das zum
Mühlenkolk giebelständige Gebäude mit ange-
schlossenem Wirtschaftstrakt (Querdiele) er-
richtet worden sein. Die lange Zeit vom Verfall
bedrohte, 1959 stillgelegte Mühle gilt als ein
seltener Beleg eines offenen unterschlächtigen
Wasserrades, 1917 als sog. Staberrad an der
Eltze, Kirchwinkel, Kirche, Blick von Nordwesten auf den Saalbau

Eltze, Kirchwinkel, Kirchengrundriss (Plansammlung des Nieders. Landesamtes für Denkmalpflege)



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