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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0515
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Mellendorf, Königl. Preuß. Landes-Aufnahme 1897, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation
Niedersachsen)


zöge und die Bischöfe von Hildesheim, zurück,
um erneut verschiedenen Familien übertragen
zu werden (von Alten, von Bortfeld etc.).
Die Kurhannoversche Landesaufnahme erfass-
te 1771 lediglich 46 Feuerstellen (1628: ein
Vollhof, elf Halbhöfe, 22 Kothstetten, sieben
Brinksitzer) - ein Adels- oder Meierhof wurde
nicht kartiert.
Einst grenzten den Ort noch Wiesenfluren von
der östlich benachbarten Streusiedlung Oster-
höfe ab, während er im Westen unmittelbar an
die Poststraße von Bremen nach Hannover
stieß. Wirtschaftlich wurde Mellendorf über
Jahrhunderte von der Landwirtschaft und ins-
besondere der Schweinezucht getragen, die in
den Waldbeständen auf den Böden der
Brelinger Berge günstige Voraussetzungen
fand. Vor allem im 16.Jh. scheint in Mellendorf
ein gewisser Wohlstand geherrscht zu haben -
danach ist ein deutlicher Rückgang der
Zuchtviehzahlen und eine zunehmende Wald-
verwüstung zu registrieren.


Die Gründung einer Ziegelei im Norden, der
Ausbau der alten Poststraße (heutige Land-
straße L 190) und der Bau einer Bahnhofssta-
tion (Am Bahngleis 1) von 1890 im Osten der
Ortschaft verliehen Mellendorf den Charakter
einer modernen kleinstädtischen Gemeinde
und setzten ihm weitere Grenzen - bis zur
Kartierung der Königl.-Preußischen Landesauf-
nahme 1897 wuchs es allmählich mit Osterhöfe
zusammen und bereits an die modernen Ver-
kehrsachsen heran. Mit der Niederlassung zahl-
reicher Fabriken (Fabrik für landwirtschaftliche
Maschinen Wiedemann 1913, Emaillierwerk
Hannover KG 1925, Hannoversche Fahnen-
fabrik 1934, Großmolkerei Mellendorf 1936
etc.), dem Ausbau der Ortschaft nach ca. 1950
und dem damit verbundenen sprunghaften
Anstieg der Einwohnerzahlen (1939: 1121
Einw.; 1968: 3392 Einw.; 1980: 5534 Einw.)
wandelte sich erneut das Gesicht Mellendorfs,
das nach und nach zu einem regionalen
Zentrum avancierte.

Ev.-Iuth. Kirche St. Georg
Ähnlich vielschichtig wie die gewachsene
Ortsstruktur zeigt sich auch die Baugeschichte
der leicht erhöht gelegenen Kirche, ursprünglich
eine Eigenkirche des ortsansässigen Adels,
nach der Rechtsaufhebung eine Filialgründung
Bissendorfs (Kirchweg 1).
Den ältesten Kern repräsentiert das aus
Backsteinen im Klosterformat geschichtete,
später erhöhte Langhaus mit 5/8-Schluss
(„1497”), dessen Fassaden schmale Strebe-
pfeiler (drei im 17.Jh. vorgesetzt) im Wechsel
mit gedrückten Spitzbogenfenstern rhythmisie-
ren. Bis 1715 war das Innere des flach gewölb-
ten Langhauses farbig gefasst - heute sind nur
noch zwölf 1983 freigelegte Weihekreuze zu
erkennen, die zusammen mit den rot gefassten
Formziegeln der Gewölberippen (der ursprüng-
liche aufgemalte Blattstab teilweise rekonstru-
iert) und den Stabprofilen der spätgotischen
Fensterlaibungen den hellen Saalraum akzentu-
ieren. Ihn dominieren der heute eine Kreuzi-

Mellendorf, Kirchweg 1, Kirche St. Georg, Blick zum Altar

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