Idensen, An der Sigwardskirche 2, Sigwardskirche, Detail der prachtvollen Innenausstattung, Nordseite, um 1130
Rhein unter der Führung der hl. Ursula und ihr
Märtyrertod. Die in Turmhöhe fragmentarisch
erhaltenen Malereien auf der Westwand des
Langhauses bilden ein Pendant zur imposanten
Majestas Domini im Osten.
Die in Kalk-Secco-Technik mit aus Halbedel-
steinen gewonnenen Farben aufgebrachte
Malerei steht seit ihrer Wiederentdeckung
immer wieder im Blickpunkt wissenschaftlichen
und denkmalpflegerischen Interesses und
wurde zwischen 1981 und 1989 aufgrund des
fortgeschrittenen Schadensbildes an den Mal-
schichten aufwendig erfasst und instand ge-
setzt. Vermutlich ist sie ein Werk Helmarshau-
sener Mönche, obwohl auch byzantinische und
französische Anleihen in der Stilistik und ikono-
graphischen Auswahl nicht zu übersehen sind;
dementgegen plädiert die ausgesprochen früh
datierte Wölbung des Kirchenschiffes für tech-
nologische Übernahmen aus dem Rheinland.
Die von dekorierenden Ausstattungsstücken
weitgehend frei gehaltene Kirche birgt lediglich
zwei reliefierte Grabplatten (1576 und 1617)
und ein spätgotisches Agnus-Dei-Relief
(„1501“) in der erdgeschossigen Turmhalle,
über der sich die durch ein Vierpassfenster
belichtete und durch drei Altarnischen ausge-
stattete bischöfliche Privatkapelle befindet.
Idensen, Brinkstraße 20, Wohnwirtschaftsgebäude, „1847"
Idensen, Brinkstraße 14, Wohnwirtschaftsgebäude von 1835 mit Scheune von „1886"
Die Sigwardskirche gehört zweifellos zu den
bedeutendsten sakralen Kleinbauten des
12.Jh. im deutschen Sprachraum.
Neue Kirche
Der Sigwardskirche gegenüber erhebt sich eine
neugotische Backsteinkirche mit markantem
westwerkartigem Vorbau, die nach Planungen
C. W. Hases in überraschend kurzer Bauzeit in
den Jahren 1887/1888 entstand (Nr. 4) - ein
baulicher Hinweis auf die spektakulären Diskus-
sionen um den Abbruch der Sigwardskirche
und zugleich der Beleg, dass man vom Ab-
bruch der romanischen Kirche schließlich Ab-
stand nahm. Der Saalbau wird dreischiffig
gegliedert durch die hölzernen, über die
gesamte Innenraumhöhe laufenden Stützen der
u-förmig geführten Empore. Neben der Em-
pore, die durch einen fließenden Übergang in
die Deckenkonstruktion sicherlich als Bestand-
teil der Architektur und somit als ein Werk
Hases zu lesen ist, entstammen wohl auch die
Orgel, Kanzel und der Altar seinem Entwurf.
Dementgegen wurden eine Memorialtafel mit
interessanter Hintergrundlandschaft (1563),
zwei Leinwände des 16.Jh., ein Epitaph der Zeit
um 1600 und zwei weitere Gemälde des 17.Jh.
aus der alten Pfarrkirche hierher verbracht.
Zusammen mit dem sog. alten (Nr. 2a) und
dem neuen Pfarrhaus Brinkstraße 2, einem
Ensemble aus einem im Heimatstil errichteten
Backsteinbau („1911“) und einem zweige-
schossigen Fachwerkbau mit anschließender
lang gestreckter Pfarrscheune („1785“) bildet
die Neue Kirche den Auftakt zur ländlich
geprägten Brinkstraße, an der sich einige späte
Hallenhäuser mit regionaltypischen, bündig
abgezimmerten Wirtschaftsgiebeln aneinander
reihen. Die von geringen Ständerquerschnitten,
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