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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0107
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Trotz Reformation und Säkularisation stand die
Bernwardsgruft den Katholiken durchgängig
zur Verfügung, auch heute gehört sie noch zur
katholischen Pfarrkirche St. Magdalenen.
Kreuzgang
Durch die während des Zweiten Weltkrieges
erlittenen Verluste sind vom ehemaligen nörd-
lich anschließenden Klausurtrakt des Klosters
nur noch Rudimente erhalten. Dies gilt auch für
den ursprünglich dreiflügeligen Kreuzgang, von
dem nach partiellen Abbrüchen im 19. Jh. bis
heute lediglich ein Teil des westlichen Flügels
verblieb. Allerdings vermag dieser Torso durch-
aus ein Bild der qualitätvollen mittelalterlichen
Bauplastik zu vermitteln. Der westliche Kreuz-
gangflügel geht in seinen Ursprüngen auf
Bischof Bernward zurück. Nach dem Brand um
1162 wurde noch vor der Neuweihe 1186
durch Bischof Adelog im Zuge umfangreicher
Baumaßnahmen das heutige Stufenportal zum
nordwestlichen Querhaus eingefügt. Dieses so
genannte Adelog-Portal gilt mit seiner reichen
Kapitellplastik als ein Höhe- und Endpunkt der
Romanik in Norddeutschland. Die gravierends-
te Veränderung erfolgte mit der vollständigen
Umgestaltung unter Abt Gottschalk um
1230/50. Gewölbetragende Wandvorlagen und
Dienste sind mit außerordentlich plastisch orna-
mental und figürlich gestalteten Kapitellen aus-
gestattet, heute größtenteils in einem schlech-
ten Erhaltungszustand. Mit der hier gezeigten
qualitätvollen Bauplastik sind erstmals frühgo-
tische Formen in Hildesheim nachweisbar, die
Rückschlüsse auch auf Beziehungen nach
Magdeburg zulassen. In der rhythmisch geglie-
derten Jochfolge wird ein das Weltengericht
thematisierendes Joch besonders hervorge-
hoben. Es handelt sich hierbei um das vierte
Joch von Süden vor dem Eingang zum
Kapitelsaal. Ausgestattet wurde es mit vorge-
setzten Bündelsäulen, figürlichem Schmuck
und dem würfelförmigen, herabhängenden
Schlussstein. Außergewöhnlich ist ferner die so
genannte „Drachenrippe“ zwischen dem sieb-
ten und achten Joch. Im späten 15. Jh. brachte
man an der äußeren Arkadenwand des Kreuz-
gangflügels Strebepfeiler und Blendbögen an,
außerdem wurde der Kreuzgang wie auch die
Kirche im 19. Jh. einer intensiven Restaurierung
durch C. W. Hase unterzogen.
Einzig erhaltene Relikte der umfangreichen
barocken Erweiterungsbauten der Klosteran-
lage, von der ein Teil noch in den fünfziger Jah-
ren des 20. Jh. abgetragen wurde, sind ledig-
lich zwei Sandsteinportale. Das 1724 datierte
Eingangsportal zum ehemaligen Klosterareal
am Ende der Klosterstraße Hagentorwall 17/
Klosterstraße 7a bildet heute einen der Zu-
gänge zum Gymnasium Andreanum. Der Figu-
renschmuck in den Nischen der Südseite wur-
de durch moderne Plastiken ersetzt. Auf der
Nordseite existieren noch die barocken Figuren
der hl. Scholastika und die der Erzengel Gabriel
und Raphael. Vom ehemaligen Officinien-
gebäude, ehemals zwischen Kirche und Abts-
haus gelegen, ist das in das Jahr 1753 datierte
Portal, Hagentorwall 16, auf dem Gelände des
heutigen Gymnasiums überkommen. Kräftige
Eckpilaster rahmen das dreiachsig gestaltete

Hildesheim, Ev. Kirche St. Michaelis, Kreuzgang, historische Aufnahme vor 1945


Hildesheim, Hagentorwall 17/Klosterstraße 7a, Portal, heute Eingang zum Gymnasium Andreanum


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