Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0255
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
lassen vermuten, daß Neuenkirchen bereits vor
Errichtung des Seedeichs besiedelt war. Im
Kirchspiel übernahm die seit dem beginnenden
17.Jh. bezeugte Ziegelproduktion insbesondere
zu Anfang des 19.Jh. eine wachsende Rolle. An
wirtschaftlicher Bedeutung gewann seit dem
Ende des 18.Jh. auch das Haufendorf selbst, in
dem sich zahlreiche Gewerbetreibende nieder-
ließen und seit 1836 ein Jahrmarkt abgehalten
wurde. Die Einwohnerzahl im Kirchort betrug
1848 339 Einwohner, die in 60 Wohngebäuden
lebten.

Als Hauptachse durchzieht den Ort die aus Sü-
den von Bederkesa kommende Dorfstraße im
Verlauf der heutigen L 117, die aus der 1880-92
angelegten Chaussee Otterndorf-Neuenkirchen-
Bederkesa hervorgegangen ist. Von ihr zweigt in
Höhe der Kirche der westlich ausbuchtende
Postweg ab, der nach der Kurhannoverschen
Landesaufnahme von 1767 den nördlich aus
dem Ort hinausführenden Hauptweg darstellte,
um weiter nördlich wieder in die Dorfstraße ein-
zumünden. Die ursprüngliche Bebauungsgrenze / ; ;
bildete, auch noch auf der Preußischen Landes- ZA EA
aufnahme von 1897, die in der Mitte beider Neuenkirchen, Kurhannoversche
Straßen als Querverbindung dienende, heutige
Norderstraße. Hingegen reichte die südliche Be-
bauung beiderseits der Dorfstraße bis nahe an
die Abzweigung der heutigen Kolkstraße heran.
Diese erschließt ein sich nach Norden ausdeh-
nendes, ab den fünfziger Jahren aufgesiedeltes
Neubaugebiet mit großzügiger Parzellierung der
jüngeren, in den siebziger und achtziger Jahren
bebauten Fläche.














E HN ZA

Landesaufnahme, 1767 (Landesvermessung und Geobasisinformation Nds.)



;

Ev. Kirche St. Marien

Östlich der Dorfstraße, zurückgesetzt von der
Wohnbebauung, steht auf dem ehemaligen
Friedhof die wohl um die Mitte des 14.Jh. über
Findlingsftundament in Backstein errichtete Kir-
che, ein Rechtecksaal mit eingezogenem Chor
und Westturm. Da der Bau bereits 1901 neu ver-
blendet wurde, ist der gotische Mauerverband
nur noch an der östlichen Giebelwand des Schif-
fes erkennbar, an die sich der in Übereinstim-
mung mit der Datierung der hier eingelassenen
Inschrifttafel nach archivalischen Belegen 1606
erbaute Rechteckchor anschließt. Der bereits in
früheren Jahrhunderten mehrfach ausgebesserte
und zuletzt 1991 durchgreifend instand gesetzte
Turm, den ein oktogonaler Helm bekrönt, ist ver-
mutlich etwas jünger als das Schiff. Den mit einer
Ausnahme von spitzbogigen Fenstern belichte-
ten Innenraum schließt eine Balkendecke, die
1902 nach dem Muster der 1618 von H. J. Her-
kenhoff ausgeführten Bemalung mit Wappen in
Beschlag- und Rollwerkkartuschen auf den ein-
zelnen, eine Kassettendecke imitierenden Fel-
dern geschmückt wurde. Ältestes Ausstattungs-
stück ist ein von drei Figuren getragener Bronze-
taufkessel (1.Hälfte 14.Jh.), dessen Wandung 18
Reliefs mit Passionsszenen zieren. Eine vom An-
fang des 16.Jh. stammende Kreuzigungsgruppe
mit lebensgroßen Figuren aus Eichenholz ist hin-
ter dem Altar im Chor aufgestellt. Die 1620 datier-
te Kanzel mit dem gleichaltrigen Schalldeckel,
den eine Christusfigur im Strahlenkranz bekrönt,
zeigt in den von Ecksäulchen getrennten Feldern
des Korbs gemalte Evangelistendarstellungen.
Reiche Schnitzereien präsentiert die 1662 bemal-
te Westempore, deren Brüstung korinthische Neuenkirchen, Kirche St. Marien, Ansicht von Südosten





2
 
Annotationen