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H O H ETO RWALL/PAWE LSTRASS E
Das Verbindungsglied zwischen Wilhelmitor-
wall und dem im Norden weiterführenden
Hohetorwall ist eine kreisrunde Platzanlage,
die noch Bestandteil des Kraheschen Wall-
ringplanes ist. Im Osten des Platzes mündet,
vom Stadtkern her in gerader Linie kom-
mend, die Sonnenstraße, eine wichtige inner-
städtische West-Ost-Verbindung, die auf der
anderen Seite unter dem Namen Am Hohen
Tore in südwestlicher Richtung zur Oker führt
und dort über eine Brücke die westlichen
Stadtteile erreicht. Bis zum Ende des 19.Jh.
lag hier am jenseitigen Ufer der Oker der von
P.J. Krähe errichtete Komplex des Hoheto-
res, des alten Stadtzuganges im Westen.
Erst in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre
des 19. Jh. setzte Am Hohen Tore eine regere
Bautätigkeit ein, es wurden Grundstücke ge-
teilt und die Pawelstraße neu angelegt, die
kurz vor dem Okerübergang von der Straße
Am Hohen Tore abzweigt und nach einem
Knick in östlicher Richtung zum Wilhelmitor-
wall zurückläuft. Hier steht, unter der Adresse
Pawelstraße 8 ein gut erhaltenes Beispiel
gründerzeitlicher Bautätigkeit in diesem Wall-
bereich. Das dreigeschossige Wohnhaus mit
schmalem Vorgarten zur Straße liegt direkt
an der Oker, auf die die Balkone der Rück-
seite und der westlichen Schmalseite ausge-

richtet sind. Der Bau ist 1877 von Maurermei-
ster Grobe errichtet und zeigt bis auf die er-
neuerten Fenster noch weitgehend die origi-
nale Substanz bis hin zur Einfriedung, die als
schmiedeeiserner Gitterzaun zwischen
Sandsteinpfosten gesetzt ist. Der Bau ist mit
symmetrisch aufgebauter Fassade entwor-
fen und zeigt zwei schmale Seitenflügel, die
einen leicht zurückspringenden, dreiachsi-
gen Mitteltrakt flankieren, der mit Loggien
und Baikonen geöffnet ist. Rundbogen, Säu-
len, Balusterbrüstungen und eine auf
schmiedeeiserner Stützkonstruktion ru-
hende Glasverdachung im obersten Ge-
schoß, geben dem Bau zusammen mit dem
übrigen spätklassizistischen Putzdekor ein
repräsentativ und großzügig wirkendes Er-
scheinungsbild.
Am Hohetorwall selbst liegen mit einigem
Abstand voneinander noch drei Villen, die
trotz mehr oder weniger gravierender Verän-
derungen, aufgrund ihrer städtebaulichen
Funktion, bzw. ihrer besonderen Ausgestal-
tung Denkmalwert besitzen.
Hohetorwall 1A, auf der Westseite des kreis-
runden, zur Kraheschen Wallringkonzeption
gehörenden Platzes gelegen, ist vor allem
unter städtebaulichen Gesichtspunkt zu be-
werten, da der Bau als Endpunkt in der
Achse der Sonnenstraße liegt, die hier, vom
Altstadtmarkt kommend, in den Platz ein-

mündet. Der Bau selbst hat durch Umgestal-
tungen im Dachbereich und veränderte Fen-
steröffnungen viel von seinem ursprüglichen
Erscheinungsbild eingebüßt. Er wurde 1894
als zweigeschossige Villa in gelbem Ziegel-
mauerwerk mit historistischer Putzgliede-
rung errichtet.
In Neorenaissanceformen mit reichem Werk-
steinschmuck präsentiert sich Hohetor-
wall 14 als ein großzügig entworfener Villen-
bau, dessen originale Raumdisposition im
Erdgeschoß eine Reihe Repräsentations-
räume und im Obergeschoß die privaten
Zimmer der Familie auswies. Auf hohem
Werksteinquadersockel ist der Bau in gelben,
zweifarbig gebändertem Ziegelmauerwerk
aufgeführt und im Bereich der Fenster, Bal-
kone und Zwerchgiebel mit reichem Werk-
steinschmuck, überwiegend aus dem For-
menkanon der deutschen Renaissance aus-
gestattet. Bis auf leichte Veränderungen im
Dachbereich (Dachflächenfenster), stimmt
das Äußere des Gebäudes noch weitgehend
mit dem von Fröhlich und Baumkauff 1887
gezeichneten Entwurf überein.
Ebenfalls nach einem Entwurf von Fröhlich
und Baumkauff wurde die etwas weiter nörd-
lich am Hohetorwall 11 gelegene Villa für den
Senatspräsidenten Dr. H. Wolf errichtet. Der
zweieinhalbgeschossige, verputzte Bau, zu
dem noch die Eisengittereinfriedung nach


Hohetorwall 11, Villa, 1903, Architekten Fröhlich und Baumkauff


Pawelstraße 8, Wohnhaus, 1877, Architekt Maurermeister Grobe


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