Helmstedter Str. 54B, Kath. Friedhof, Kapelle, 1901, Arch. C. Mittendorf u. W. Moneke
Helmstedter Str. 78, 1910
KATHOLISCHER FRIEDHOF
(Helmstedter Straße 54B).
Nachdem 1880 ein Antrag der katholischen
Gemeinde zur Erweiterung ihres Friedhofes an
der Hochstraße (s. dort) abgelehnt wurde, ent-
stand östlich des Brodweges der neue katholi-
sche Friedhof. Er wurde auf einem schiefwinkli-
gen Grundstück angelegt, mit einer von Nord-
west nach Südost verlaufenden Hauptachse,
von der in paralleler Führung die Nebenwege
zur Unterteilung der Gräberfelder abzweigen.
Der Eingang liegt im Süden an der Helmstedter
Straße und führt auf einen ovalen Platz, auf
dem die Friedhofskapelle errichtet wurde. Sie
ist ein schlichter Ziegelbau, einschiffig mit poly-
gonaler, eingezogener Apsis und Strebepfeilern
am Langhaus. Im Chorbereich sind dem Haupt-
bau auf beiden Seiten spiegelbildlich entworfe-
ne rechteckige Nebenräume angebaut, von de-
nen der eine als Leichenhalle und der andere
als Sakristei dient. Das neuromanische Portal
im Südgiebel, die Gewände der rundbogigen
Fenster sowie Sockel, Gesimse und Pfeilerab-
deckungen sind in Kalkstein gearbeitet. Auf ei-
nem Werksteinunterbau mit rundbogigem Kon-
solenfries ruht auch der kleine hölzerne Giebel-
reiter für die Totenglocke. Errichtet wurde der
bescheidene Bau 1901 von der Firma C. Mit-
tendorf & W. Moneke, die auch das Pfarrhaus
der katholischen Nicolaigemeinde am Magnitor-
wall erbaute (s. dort, Bd. I).
Auf der Südseite der Helmstedter Straße hat
sich zeitparallel zur Anlage der neuen Friedhöfe
eine Reihe von Kleingewergebetrieben angesie-
delt, hauptsächlich Gärtnereien und Steinmetz-
werkstätten, die meist in Ziegelbauten unter-
schiedlicher Ausformung untergebracht sind
und zwischen 1900 und 1930 entstanden.
Überdurchschnittlichen gestalterischen und re-
präsentativen Anspruch hat hier lediglich das
um 1910 entstandene villenähnliche Wohnhaus
Helmstedter Straße 78, das zu seiner Erbau-
ungszeit noch außerhalb der Stadtgrenze lag
und als Wohnhaus eines Gartenbaubetriebes
errichtet wurde. Vor allem die zur Straße gerich-
tete Nordansicht des zweigeschossigen ver-
putzten Baues ist mit zwei polygonalen Aus-
luchten im Erdgeschoß, mittigem, geschwun-
genem Balkon mit Eisenbrüstung und einer
großen Fledermausgaube im Mansarddach be-
sonders stark durchgestaltet. Der Eingangsbe-
reich des auf einem Hausteinsockel ruhenden
Gebäudes liegt im Westen und besteht aus ei-
ner Freitreppe mit überdachtem Vorplatz. Als
besonderes gestalterisches Detail ist hier der
Hermenpfeiler zu nennen, der in Gestalt eines
alten Mannes mit Schlüsselbund in der Linken,
die freie Ecke des Vordaches trägt.
ALTEWIEKRING
Neben dem Hagenring im Norden des östlichen
Stadterweiterungsgebietes besitzt auch der Al-
tewiekring im Südosten noch einige zusam-
menhängende Gruppen gründerzeitlicher Wohn-
bebauung, denen unter städtebaulichem Aspekt
Denkmalwert zukommt.
Mit der Anlage des Altewiekringes begann ab
der Mitte der achtziger Jahre die Ausführung
des „Wilhelminischen Ringes“ auf der Grundla-
82



