Aufgrund der ständig zunehmenden Wohn-
raumnot seit der Mitte der zwanziger Jahre, mit
denen auch die Hauptbauphase im Siegfried-
viertel begann, wurden die Grundstücke jedoch
mehrgeschossig bebaut, typisierte und stan-
dardisierte Entwürfe wurden zur Kosteneinspa-
rung notwendig. Als Hauptbauträger fungierte
für die Bauphase im Kernbereich von 1926 - 31
die „Nibelungen Wohnbau GmbH“. Wie die
ganze Siedlung ist auch der innere, heute als
Baudenkmal geltende Siedlungskern mit dem
Burgundenplatz und seiner Randbebauung von
verschiedenen Architekten in formal differieren-
den Gebäudekomplexen bebaut worden. Die
straffe, städtebauliche Leitidee ist mit stilistisch
unterschiedlichen Architekturen realisiert wor-
den, die aber in vielen Details verbindende Ge-
meinsamkeiten aufweisen und auf die stadt-
räumliche Situation Bezug nehmen. Der gras-
bewachsene, von Hecken und Bäumen
eingefriedete Burgundenplatz und seine Rand-
bebauung sind das Herzstück der Siedlung, in
dem sowohl das städtebauliche Konzept als
auch die architektonische Realisierung beispiel-
haft für den ganzen Siedlungskomplex in be-
sonderer Dichte anschaulich werden. Ein hohes
Maß an überkommener Originalsubstanz auch
bei Fenstern und Türen in diesem Bereich un-
terstützen zusätzlich die Einstufung dieses Teil-
gebietes als Denkmalgruppe.
Die Hauptverkehrsader des Siegfriedviertels ist
die Siegfriedstraße, die die ganze Siedlung in
west-östlicher Richtung durchläuft und den
Burgundenplatz in einen größeren, fast quadra-
tischen nördlichen und einen kleineren längs-
rechteckigen südlichen Bereich teilt. Parallel zur
Siegfriedstraße tangiert den Burgundenplatz im
Norden die als Wohnstraße angelegte Hilde-
brandstraße; auf den südlichen Platzteil mün-
den, in besonderen Torsituationen endend und
diagonal an den Platz herangeführt, die Sieg-
lind- und die Siegmundstraße. Den einzigen
asymmetrischen Akzent in dieser geschlosse-
nen Straßen-/Platzfigur stellt die Arminiusstraße
dar, die in der Nordostecke auf den Platz trifft
und die die nördlichen Bereiche der Siedlung
erschließt.
Drei- bis viereinhalbgeschossige Bauten fassen
die durch die Siegfriedstraße geteilte Fläche
des Burgundenplatzes ein, wobei streng funk-
tionalistische Flachdachbauten mit mehr kon-
servativen und mit expressionistischen Elemen-
ten versehene Walmdachbauten nebeneinander
stehen. Vier Architekten teilten sich den Auftrag
der Bebauung des Burgundenplatzes, die in-
nerhalb von vier Jahren abgeschlossen war:
1927/28: Westliche und südliche Platzrandbe-
bauung mit den Torbauten an der
Einmündung der Sieglind- und der
Siegmundstraße
(Burgundenplatz 1, 2, Siegfriedstraße 21, 22,
23, 24, 25, 26, 27, 28, 109, Sieglindstraße 14,
15, Siegmundstraße 7, 8). Bis auf das Eck-
haus zur Hildebrandstraße im Nordwesten des
Platzes, das von H. Flesche entworfen wurde,
stammen die Bauten dieses ersten Abschnittes
von J. Kölling. Im Süden erstellte Kölling dreige-
schossige Walmdachhäuser mit z.T. horizonta-
len Gliederungsbändern, Gestaltungsmittel, die
mit der gegenüberliegenden Häuserzeile am
nördlichen Platzrand korrespondieren. Hervor-
gehoben sind die Mündungen der Radial-
straßen Sieglind- und Siegmundstraße (Nrn.
14, 15 und 7, 8), die als dreieinhalbgeschossi-
ge Flachdachbauten mit geknickten Fassaden,
verbunden durch einen farblich abgesetzten,
eingeschossigen Brückenbau, ausgebildet sind.
1929: Östliche und nördliche Platzrandbe¬
bauung
(Burgundenplatz 3, 4, Siegfriedstraße 110,
Hildebrandstraße 9, 43, 44, 45, 46, 47, 48, Ar-
miniusstraße 1). Nahezu identisch mit der
westlichen Zeile von Kölling und Flesche ent-
warfen F. Rambow (Burgundenplatz 4, Sieg-
friedstraße 110) und Preuße (Burgundenplatz
3, Hildebrandstraße 9) den Ostriegel als vier-
einhalbgeschossigen Scheibenbau mit Flach-
dach, rückwärtigen viergeschossigen Walm-
dachanbauten und eingeschossigen Ver-
kaufspavillons an den Ecken zur Siegfriedstraße
(Rambow). Die nördliche Verlängerung zur Hil-
debrandstraße (Preuße) spiegelt wiederum den
viergeschossigen Walmdachbau Flesches auf
der Westseite, der formal überleitet zur eben-
falls von Flesche entworfenen viergeschossigen
Nordzeile. Diese Bauten nehmen, wie schon er-
wähnt, durch zarte Horizontalprofile wieder Ge-
staltungsmomente der südlichen Platzbebau-
ung auf. Lediglich die zurückspringenden Flü-
gelbauten dieser Zeile sind wieder viereinhalb-
geschossig, flach gedeckt und ohne Gliede-
rungselemente. Dem östlichen dieser beiden
Bauten kommt dabei die Funktion der opti-
schen Überleitung in die Arminiusstraße zu.
1931: Die letzte Lücke in der Umbauung
des Burgundenplatzes wird von Köl-
ling geschlossen
(Arminiusstraße 60, Hildebrandstraße 48).
Die einzige, aus dem regelmäßigen Straßenra-
ster ausscherende Achse, die an der Nord-
ostecke auf den Burgundenplatz treffende Ar-
miniusstraße, erhält an ihrer Einmündung durch
Köllings funktionalistischen Doppelbau einen in-
dividuellen Akzent. Zwei über Eck miteinander
verbundenen viereinhalbgeschossigen Flach-
dachbauten ist im Rücksprung ein nur vierge-
schossiger Baukörper eingestellt, wodurch die
Ecksituation sowohl in der Höhe als auch in der
Tiefe gestaffelt wird. Die durchfensterten Ge-
bäudekanten sind an diesem Bau ein individua-
lisierendes, wenn auch zeittypisches Moment,
das in dieser ausgeprägten Form sonst an kei-
nem Bau des Platzes vorkommt.
Siegfriedviertel, Siedlungskern, Grundriß 1927 (H. Flesche)
190
raumnot seit der Mitte der zwanziger Jahre, mit
denen auch die Hauptbauphase im Siegfried-
viertel begann, wurden die Grundstücke jedoch
mehrgeschossig bebaut, typisierte und stan-
dardisierte Entwürfe wurden zur Kosteneinspa-
rung notwendig. Als Hauptbauträger fungierte
für die Bauphase im Kernbereich von 1926 - 31
die „Nibelungen Wohnbau GmbH“. Wie die
ganze Siedlung ist auch der innere, heute als
Baudenkmal geltende Siedlungskern mit dem
Burgundenplatz und seiner Randbebauung von
verschiedenen Architekten in formal differieren-
den Gebäudekomplexen bebaut worden. Die
straffe, städtebauliche Leitidee ist mit stilistisch
unterschiedlichen Architekturen realisiert wor-
den, die aber in vielen Details verbindende Ge-
meinsamkeiten aufweisen und auf die stadt-
räumliche Situation Bezug nehmen. Der gras-
bewachsene, von Hecken und Bäumen
eingefriedete Burgundenplatz und seine Rand-
bebauung sind das Herzstück der Siedlung, in
dem sowohl das städtebauliche Konzept als
auch die architektonische Realisierung beispiel-
haft für den ganzen Siedlungskomplex in be-
sonderer Dichte anschaulich werden. Ein hohes
Maß an überkommener Originalsubstanz auch
bei Fenstern und Türen in diesem Bereich un-
terstützen zusätzlich die Einstufung dieses Teil-
gebietes als Denkmalgruppe.
Die Hauptverkehrsader des Siegfriedviertels ist
die Siegfriedstraße, die die ganze Siedlung in
west-östlicher Richtung durchläuft und den
Burgundenplatz in einen größeren, fast quadra-
tischen nördlichen und einen kleineren längs-
rechteckigen südlichen Bereich teilt. Parallel zur
Siegfriedstraße tangiert den Burgundenplatz im
Norden die als Wohnstraße angelegte Hilde-
brandstraße; auf den südlichen Platzteil mün-
den, in besonderen Torsituationen endend und
diagonal an den Platz herangeführt, die Sieg-
lind- und die Siegmundstraße. Den einzigen
asymmetrischen Akzent in dieser geschlosse-
nen Straßen-/Platzfigur stellt die Arminiusstraße
dar, die in der Nordostecke auf den Platz trifft
und die die nördlichen Bereiche der Siedlung
erschließt.
Drei- bis viereinhalbgeschossige Bauten fassen
die durch die Siegfriedstraße geteilte Fläche
des Burgundenplatzes ein, wobei streng funk-
tionalistische Flachdachbauten mit mehr kon-
servativen und mit expressionistischen Elemen-
ten versehene Walmdachbauten nebeneinander
stehen. Vier Architekten teilten sich den Auftrag
der Bebauung des Burgundenplatzes, die in-
nerhalb von vier Jahren abgeschlossen war:
1927/28: Westliche und südliche Platzrandbe-
bauung mit den Torbauten an der
Einmündung der Sieglind- und der
Siegmundstraße
(Burgundenplatz 1, 2, Siegfriedstraße 21, 22,
23, 24, 25, 26, 27, 28, 109, Sieglindstraße 14,
15, Siegmundstraße 7, 8). Bis auf das Eck-
haus zur Hildebrandstraße im Nordwesten des
Platzes, das von H. Flesche entworfen wurde,
stammen die Bauten dieses ersten Abschnittes
von J. Kölling. Im Süden erstellte Kölling dreige-
schossige Walmdachhäuser mit z.T. horizonta-
len Gliederungsbändern, Gestaltungsmittel, die
mit der gegenüberliegenden Häuserzeile am
nördlichen Platzrand korrespondieren. Hervor-
gehoben sind die Mündungen der Radial-
straßen Sieglind- und Siegmundstraße (Nrn.
14, 15 und 7, 8), die als dreieinhalbgeschossi-
ge Flachdachbauten mit geknickten Fassaden,
verbunden durch einen farblich abgesetzten,
eingeschossigen Brückenbau, ausgebildet sind.
1929: Östliche und nördliche Platzrandbe¬
bauung
(Burgundenplatz 3, 4, Siegfriedstraße 110,
Hildebrandstraße 9, 43, 44, 45, 46, 47, 48, Ar-
miniusstraße 1). Nahezu identisch mit der
westlichen Zeile von Kölling und Flesche ent-
warfen F. Rambow (Burgundenplatz 4, Sieg-
friedstraße 110) und Preuße (Burgundenplatz
3, Hildebrandstraße 9) den Ostriegel als vier-
einhalbgeschossigen Scheibenbau mit Flach-
dach, rückwärtigen viergeschossigen Walm-
dachanbauten und eingeschossigen Ver-
kaufspavillons an den Ecken zur Siegfriedstraße
(Rambow). Die nördliche Verlängerung zur Hil-
debrandstraße (Preuße) spiegelt wiederum den
viergeschossigen Walmdachbau Flesches auf
der Westseite, der formal überleitet zur eben-
falls von Flesche entworfenen viergeschossigen
Nordzeile. Diese Bauten nehmen, wie schon er-
wähnt, durch zarte Horizontalprofile wieder Ge-
staltungsmomente der südlichen Platzbebau-
ung auf. Lediglich die zurückspringenden Flü-
gelbauten dieser Zeile sind wieder viereinhalb-
geschossig, flach gedeckt und ohne Gliede-
rungselemente. Dem östlichen dieser beiden
Bauten kommt dabei die Funktion der opti-
schen Überleitung in die Arminiusstraße zu.
1931: Die letzte Lücke in der Umbauung
des Burgundenplatzes wird von Köl-
ling geschlossen
(Arminiusstraße 60, Hildebrandstraße 48).
Die einzige, aus dem regelmäßigen Straßenra-
ster ausscherende Achse, die an der Nord-
ostecke auf den Burgundenplatz treffende Ar-
miniusstraße, erhält an ihrer Einmündung durch
Köllings funktionalistischen Doppelbau einen in-
dividuellen Akzent. Zwei über Eck miteinander
verbundenen viereinhalbgeschossigen Flach-
dachbauten ist im Rücksprung ein nur vierge-
schossiger Baukörper eingestellt, wodurch die
Ecksituation sowohl in der Höhe als auch in der
Tiefe gestaffelt wird. Die durchfensterten Ge-
bäudekanten sind an diesem Bau ein individua-
lisierendes, wenn auch zeittypisches Moment,
das in dieser ausgeprägten Form sonst an kei-
nem Bau des Platzes vorkommt.
Siegfriedviertel, Siedlungskern, Grundriß 1927 (H. Flesche)
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