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Kimpflinger, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0217

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bild noch weitgehend von bäuerlicher Architek-
tur mit Dreiseit- und Streckhöfen und von einer
unregelmäßigen Straßen- und Wegeführung be-
stimmt, die den lockeren Verband einer Haufen-
dorfsiedlung gut erlebbar werden läßt. Wenn
auch viele der alten Hofstellen inzwischen so
stark verändert sind, daß ihnen keine Denkmal-
qualität mehr zukommt, so hat sich doch in der
unmittelbaren Nachbarschaft der Kirche eine
größere Gruppe von Bauten erhalten, die dort
eine dichte historische Atmosphäre erzeugen
und als Gesamtheit schützenswert ist. Sie setzt
sich zusammen aus dem zum Teil noch romani-
schen Kirchenbau (Im Dorfe), dem westlich da-
von liegenden Pfarrhaus (Schulgasse 1), den
Hofanlagen Im Dorfe 12 und 13 auf der Ostsei-
te der Straße sowie dem Hof Nr. 9 auf der
Westseite. Als wichtiges raumschließendes Ele-
ment nördlich der Kirche fungiert der große
Stallbau der Hofanlage Alte Kirchstraße 6.
Den markantesten Akzent in dieser Bauten-
gruppe setzt die Kirche, die inmitten des ehe-
maligen Kirchhofes liegt, der seit Verlegung des
Friedhofes an den Nordrand des Dorfes in der
Mitte des 19.Jh. als einfaches Rasengelände
angelegt ist. Der Kirchenbau selbst besitzt ein
langgestrecktes, gerade schließendes und mit
dem Turm bündiges Schiff, das vermutlich im
westlichen Teil noch aus romanischer Zeit
stammt und erst später nach Osten erweitert
worden ist. Die heutigen großen Fenster mit
Stichbogen stammen aus dem 18.Jh. und eini-
ge, vermutlich aus der Renaissancezeit stam-
mende, vermauerte Fenster sind im Bruchstein-
mauerwerk der Süd- und der Ostseite noch zu
erkennen. Der romanische Westturm ist über
rechteckigem Grundriß errichtet, er hat im Nor-
den und Süden einen Dreieckgiebel und ein
Satteldach, dessen Firstrichtung quer zu dem
des Kirchendaches verläuft. Rundbogige
Schallöffnungen, einzeln oder gedoppelt, um-
geben auf allen vier Seiten den Glockenstuhl.
Der schmucklose Eingang zur Kirche liegt in der
Südseite des Turmes; dort sind an der Kirchen-
mauer auch noch zwei Grabsteine des 18.Jh.
befestigt. Von der Innenausstattung ist nur der
Taufstein aus dem Jahre 1641 erwähnenswert,
dessen Becken einen volutengeschmückten
Holzdeckel trägt mit einer Knabenfigur und ei-
nem Lamm als Bekrönung.
Das westlich der Kirche liegende Pfarrhaus
(Schulgasse 1) ist ein stattliches, zweigeschos-
siges Fachwerkgebäude mit einer ebenfalls
zweigeschossigen, übergiebelten Auslucht auf
der Südseite. Abgesehen von einigen zarten
Profilierungen an den Balkenköpfen und Füllhöl-
zern des nur leicht vorkragenden Oberstockes,
ist das aus dem Jahre 1703 stammende Fach-
werk schmucklos. Das Pfarrhaus hat in jüngerer
Zeit im Südwesten einen modernen Ergän-
zungsbau erhalten, der, in seiner Kubatur an die
umliegenden Bauten angepaßt, über eine ein-
geschossige Verbindung an den Altbau ange-
schlossen ist. Im Süden folgt auf den Kirchhof
die Hofanlage Im Dorfe 9, die als Dreiseitanlage
mit Wohnhaus, Scheune und Stallbau gruppiert
ist. In der Tiefe des Hofes liegt der Ziegel-/
Fachwerkstall, wohl um 1880 entstanden, und
im Süden der Hoffläche die große Fachwerk-
scheune, die 1850 datiert ist und zur Straße hin
mit einer Längseinfahrt und zum Hof mit einer
Quereinfahrt geöffnet ist. Das zweigeschossige


Mascherode, Im Dorfe 9, Hofanlage

Mascherode, Schulgasse 1, Pfarrhaus, 1703


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