Nach Auflösung des Königreiches Westfalen
unterstand Ölper 1814-1825 dem Kreisamt
Bettmar, später, 1825-1850, dem Kreisamt
Riddagshausen und seit 1850 der Kreisdirek-
tion Braunschweig. Seit 1934 ist der Ort in die
Stadt Braunschweig eingemeindet.
Der Ortskern Ölpers entwickelte sich in leichter
Hanglage beidseitig der heutigen Dorfstraße,
die von der Celler Heerstraße nach Überque-
rung der Schölke nach Norden abzweigt und
an der Mühle die Möglichkeit bot, die Oker zu
überqueren. 1345 gliederten sich 23 kleine An-
wesen um die Dorfstraße, die, im Süden an der
Schölkebrücke beginnend, in Dorfmitte an der
Westseite des Kirchplatzes vorbeiführte. Im
Norden gabelte sich die Dorfstraße und führte
nach Westen hinauf zur Celler Heerstraße und
nach Osten Richtung Oker zur ehemaligen
Wassermühle. Diese war - 1388 erstmalig er-
wähnt, als sie in städtischen Besitz gelangte -
nicht nur über Jahrhunderte wirtschaftlicher
Mittelpunkt des Dorfes, sondern auch zeitweilig
der bedeutendste Mühlenkomplex im Bereich
Braunschweig. 1859 endete Ölpers Mühlenge-
schichte durch Aufgabe, Verkauf und Zuschüt-
tung des Mühlenkolks. Lediglich das steinerne
Stadtwappen von 1522 sowie die Wegeführung
der Dorfstraße in diesem Bereich blieben erhal-
ten.
Nachdem der Rat der Stadt Braunschweig die
Landwehr bis nach Ölper führte und parallel zur
östlich verlaufenden Celler Heerstraße aufwer-
fen ließ, eine Zollstation am nördlichen Dorfrand
einrichtete und die Landwehr von dort aus di-
rekt bis zur Oker führte, war das Siedlungsge-
biet von Oker und Landwehr völlig eingeschlos-
Ölper, Luftbild von Westen (Stadtvermessungsamt Braunschweig)
Ölper, Celler Heerstr. 142, Wohnwirtschaftsgebäude, 1828
sen. Mit dem Anwachsen auf 45 Hofstellen im
Jahr 1672 wurde auch die Fläche zwischen
Dorfstraße und Steinweg (Celler Heerstraße)
überbaut. Hier siedelten sich die Großkotsas-
sen bzw. Kotsassen an und überließen den
Kleinkotsassen das Terrain unmittelbar an der
Dorfstraße. Tagelöhner und Häuslinge, die als
Brinksitzer keine großen Hofflächen besaßen,
begannen Mitte des 17.Jh. neben den hoch-
wassergefährdeten Randlagen im Süden und
Norden auch den schmalen Streifen zwischen
Landwehr und Celler Heerstraße zu besiedeln,
so daß im Jahre 1777 die Ortslage vollständig
bebaut war.
Zu dieser Zeit war auf den Kothöfen überwie-
gend das niederdeutsche Hallenhaus vertreten,
ein etwa 14 Fach langer und vier Fach hoher
Vierständerbau. Er war in Lehmfachwerk errich-
tet und hatte in der Regel einen zweigeschossi-
gen Wirtschaftsgiebel in Geschoßbauweise und
einen zweistöckigen Wohnteil, der stockwerk-
weise so abgezimmert war, daß sich eine nahe-
zu einheitliche Traufhöhe ergab.
In Ölper findet sich eine ortstypische Variante,
bei der die Hälfte der Giebelseite des Wirt-
schaftsteiles neben dem Stallteil über das Die-
lentor vorgezogen ist, so daß eine rechteckige
Vorschauer entsteht, deren Dachlast von einem
freistehenden Eckständer aufgenommen wird,
der auf einem Findling als Prellstein fußt. Die
straßenseitige Hofzufahrt führt hier direkt auf
diese Vorschauer zu. Dort liegt auch das zwei-
flügelige Tor, das die Diele, den Hauptwirt-
schaftsraum freigibt; sie war in der Regel ein
zweigeschossiger Mehrzweckraum, der im Erd-
geschoß seitlich von den Ställen umgeben war
und frontal zur Küche und den Wohnräumen
führte. Von dieser Diele aus waren Kammern
und Vorratsräume im Obergeschoß über eine
Holztreppe zu erreichen. Der geräumige Bo-
denraum konnte die Ernte an Flachs und Hop-
fen aufnehmen. Typisch für diese Zeit sind da-
her die mehrreihigen Dachluken zum Trocknen
des Hopfens. Das gesamte stark belastete Ge-
füge war aus Eiche, während die Konstruktion
des Dachstuhls meist aus Weichholz erstellt
wurde. Die heute noch anzutreffenden liegen-
den Gefache mit einem Verhältnis von 2:1 (Län-
ge/Höhe) sind typisch für die damalige Ausfa-
chung mit Lehmstakung, die erst in späteren
Jahren - und gelegentlich bei Reparaturen - mit
Ziegelausfachung ersetzt wurde. Von diesem,
bis in die heutige Zeit für Ölper ortsbildprägen-
den Typ des niederdeutschen Hallenhauses fin-
det man noch einige Exemplare auf der Ostsei-
te der Celler Heerstraße und auf der Westseite
der Dorfstraße.
Südlich der Einmündung der heutigen Dorf-
straße in die Celler Heerstraße - gegenüber
dem „Ölper Turm“ wurde 1828 ein Wohnwirt-
schaftsgebäude errichtet (Celler Heerstraße
142), dem in der folgenden Zeit parallel dazu ei-
ne Scheune und rückseitig ein Stall folgten. Das
giebelständige Wohnwirtschaftsgebäude mit
der nach Südwesten geöffneten Vorschauer an
der mit Feldsteinen gepflasterten Hoffläche hat-
te ebenso wie die Scheune Reihen von
Schleppgauben, um Hopfen bzw. später Zicho-
rien zu trocknen. 1913 wurde mittig in der südli-
chen Traufseite ein zweigeschossiges Zwerch-
haus mit stockwerkweise auskragendem Giebel
eingebaut und durch Abnahme des Ziegelbe-
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unterstand Ölper 1814-1825 dem Kreisamt
Bettmar, später, 1825-1850, dem Kreisamt
Riddagshausen und seit 1850 der Kreisdirek-
tion Braunschweig. Seit 1934 ist der Ort in die
Stadt Braunschweig eingemeindet.
Der Ortskern Ölpers entwickelte sich in leichter
Hanglage beidseitig der heutigen Dorfstraße,
die von der Celler Heerstraße nach Überque-
rung der Schölke nach Norden abzweigt und
an der Mühle die Möglichkeit bot, die Oker zu
überqueren. 1345 gliederten sich 23 kleine An-
wesen um die Dorfstraße, die, im Süden an der
Schölkebrücke beginnend, in Dorfmitte an der
Westseite des Kirchplatzes vorbeiführte. Im
Norden gabelte sich die Dorfstraße und führte
nach Westen hinauf zur Celler Heerstraße und
nach Osten Richtung Oker zur ehemaligen
Wassermühle. Diese war - 1388 erstmalig er-
wähnt, als sie in städtischen Besitz gelangte -
nicht nur über Jahrhunderte wirtschaftlicher
Mittelpunkt des Dorfes, sondern auch zeitweilig
der bedeutendste Mühlenkomplex im Bereich
Braunschweig. 1859 endete Ölpers Mühlenge-
schichte durch Aufgabe, Verkauf und Zuschüt-
tung des Mühlenkolks. Lediglich das steinerne
Stadtwappen von 1522 sowie die Wegeführung
der Dorfstraße in diesem Bereich blieben erhal-
ten.
Nachdem der Rat der Stadt Braunschweig die
Landwehr bis nach Ölper führte und parallel zur
östlich verlaufenden Celler Heerstraße aufwer-
fen ließ, eine Zollstation am nördlichen Dorfrand
einrichtete und die Landwehr von dort aus di-
rekt bis zur Oker führte, war das Siedlungsge-
biet von Oker und Landwehr völlig eingeschlos-
Ölper, Luftbild von Westen (Stadtvermessungsamt Braunschweig)
Ölper, Celler Heerstr. 142, Wohnwirtschaftsgebäude, 1828
sen. Mit dem Anwachsen auf 45 Hofstellen im
Jahr 1672 wurde auch die Fläche zwischen
Dorfstraße und Steinweg (Celler Heerstraße)
überbaut. Hier siedelten sich die Großkotsas-
sen bzw. Kotsassen an und überließen den
Kleinkotsassen das Terrain unmittelbar an der
Dorfstraße. Tagelöhner und Häuslinge, die als
Brinksitzer keine großen Hofflächen besaßen,
begannen Mitte des 17.Jh. neben den hoch-
wassergefährdeten Randlagen im Süden und
Norden auch den schmalen Streifen zwischen
Landwehr und Celler Heerstraße zu besiedeln,
so daß im Jahre 1777 die Ortslage vollständig
bebaut war.
Zu dieser Zeit war auf den Kothöfen überwie-
gend das niederdeutsche Hallenhaus vertreten,
ein etwa 14 Fach langer und vier Fach hoher
Vierständerbau. Er war in Lehmfachwerk errich-
tet und hatte in der Regel einen zweigeschossi-
gen Wirtschaftsgiebel in Geschoßbauweise und
einen zweistöckigen Wohnteil, der stockwerk-
weise so abgezimmert war, daß sich eine nahe-
zu einheitliche Traufhöhe ergab.
In Ölper findet sich eine ortstypische Variante,
bei der die Hälfte der Giebelseite des Wirt-
schaftsteiles neben dem Stallteil über das Die-
lentor vorgezogen ist, so daß eine rechteckige
Vorschauer entsteht, deren Dachlast von einem
freistehenden Eckständer aufgenommen wird,
der auf einem Findling als Prellstein fußt. Die
straßenseitige Hofzufahrt führt hier direkt auf
diese Vorschauer zu. Dort liegt auch das zwei-
flügelige Tor, das die Diele, den Hauptwirt-
schaftsraum freigibt; sie war in der Regel ein
zweigeschossiger Mehrzweckraum, der im Erd-
geschoß seitlich von den Ställen umgeben war
und frontal zur Küche und den Wohnräumen
führte. Von dieser Diele aus waren Kammern
und Vorratsräume im Obergeschoß über eine
Holztreppe zu erreichen. Der geräumige Bo-
denraum konnte die Ernte an Flachs und Hop-
fen aufnehmen. Typisch für diese Zeit sind da-
her die mehrreihigen Dachluken zum Trocknen
des Hopfens. Das gesamte stark belastete Ge-
füge war aus Eiche, während die Konstruktion
des Dachstuhls meist aus Weichholz erstellt
wurde. Die heute noch anzutreffenden liegen-
den Gefache mit einem Verhältnis von 2:1 (Län-
ge/Höhe) sind typisch für die damalige Ausfa-
chung mit Lehmstakung, die erst in späteren
Jahren - und gelegentlich bei Reparaturen - mit
Ziegelausfachung ersetzt wurde. Von diesem,
bis in die heutige Zeit für Ölper ortsbildprägen-
den Typ des niederdeutschen Hallenhauses fin-
det man noch einige Exemplare auf der Ostsei-
te der Celler Heerstraße und auf der Westseite
der Dorfstraße.
Südlich der Einmündung der heutigen Dorf-
straße in die Celler Heerstraße - gegenüber
dem „Ölper Turm“ wurde 1828 ein Wohnwirt-
schaftsgebäude errichtet (Celler Heerstraße
142), dem in der folgenden Zeit parallel dazu ei-
ne Scheune und rückseitig ein Stall folgten. Das
giebelständige Wohnwirtschaftsgebäude mit
der nach Südwesten geöffneten Vorschauer an
der mit Feldsteinen gepflasterten Hoffläche hat-
te ebenso wie die Scheune Reihen von
Schleppgauben, um Hopfen bzw. später Zicho-
rien zu trocknen. 1913 wurde mittig in der südli-
chen Traufseite ein zweigeschossiges Zwerch-
haus mit stockwerkweise auskragendem Giebel
eingebaut und durch Abnahme des Ziegelbe-
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