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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0149
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Lübbow-Rebenstorf, Wiederaufbauplan,
1834, Niedersächsisches Staatsarchiv
Hannover, 33i Rebenstorf 1 pk


te eine Brandkatastrophe den gesamten Ort
mit Ausnahme des heute noch vorhandenen
Pfarrhauses von 1800 sowie eines weiteren
heute verschwundenen Gebäudes, das einst
als Schul- und Küsterhaus diente. Auch die
mittelalterliche Feldsteinkirche brannte aus.
Der Wiederaufbau geschah unter Verwen-
dung der traditionellen Vierständerhäuser, die
giebelständig mit gleichmäßigen Abständen
untereinander errichtet wurden. Da die recht
enge Parzellenstruktur nicht geändert wurde,
mußten die Häuser Nr. 4 und Nr. 8 auf ihren
Hofplätzen weit zurückgesetzt werden, damit
die damals gültigen Abstandsbestimmungen
eingehalten werden konnten. Am 15. August
1858 wurde Haus Nr. 14 vom Blitz getroffen
und abermals eingeäschert. Bereits nach drei
Monaten war das Gebäude wiederum in Vier-
ständerkonstruktion erstanden. Um 1890
wurde dem Haus Nr. 1 am westlichen Orts-
eingang ein zweigeschossiges Wohnhaus
straßenseitig vorgebaut. Seither sind die Höfe
nur weiter ausgebaut und die Haupthäuser
der Höfe Nr. 15 und Nr. 22 abgebrochen wor-
den, so daß Rebenstorf ein kaum verändertes
Zeugnis für den völligen Neubau eines Dorfes

Lübbow-Rebenstorf, Dorfstraße, Kirche von Osten


Lübbow-Rebenstorf, Dorfstraße nach Westen


Lübbow-Rebenstorf, Nr. 14,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1858


Lübbow-Rebenstorf, Nr. 4,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1835


im frühen 19. Jh. ist. Zu dem intakten Ortsbild
gehören die vorderen Hofbegrenzungen, die
den Straßenraum mit den beidseitigen Som-
merwegen einfassen.
LÜCHOW

Im südlichen Teil des Kreisgebietes etwa in
der Mitte zwischen den Städten Salzwedel
und Dannenberg wird die Flußniederung der
Jeetzel durch einen gleichnamigen Geestrük-
ken im Westen und den Kolborner Berg im
Osten stark eingeengt, so daß eine günstige
Übergangsmöglichkeit entsteht. Diese geo-
graphische Situation führte zur Anlage eines
festen Platzes zur Sicherung des Überweges,
der zunächst ein Knüppeldamm gewesen sein
mag. An ihm entwickelte sich im Schutz der
Burg eine Siedlung, deren Name Lüchow sich
vom sorbischen Luch = Sumpf ableitet und
damit die Lage des Ortes treffend charakteri-
siert. Diese vermutete Entstehungsgeschich-
te der Stadt Lüchow kann sicher durch gezielt
angesetzte Grabungen ergänzt und erweitert
werden. Schriftliche Belege über Gründung
und Frühzeit der Stadt gibt es dagegen nicht.
Sie wird erstmals in einer Urkunde des Jahres
1144 greifbar. Zu dieser Zeit hatten bereits die
Grafen von Warpke ihren Stammsitz im We-
sten verlassen und sich in Lüchow, nach dem
sie sich auch nannten, angesiedelt. Damit
kann davon ausgegangen werden, daß der
Ort bereits eine gewisse regionale Bedeutung
erlangt hatte. Eineinhalb Jahrhunderte später
wird Lüchow im Jahre 1293 erstmals als lüne-
burgische Stadt bezeichnet. Seit 1319 war ih-
re Befestigung in Angriff genommen worden.
Lüchow ist damit die einzige Stadt des Wend-
landes, die im Mittelalter mit einem Mauerring
gesichert wurde, dessen letzter Rest der
Glockenturm in der Kalandstraße ist und des-
sen Verlauf durch Straßennamen (Mauerstra-
ße) und die beiden Hauptarme der Jeetzel, an
denen die Tore standen, belegt ist. Die Kirche
St. Johannis ist ein weiterer Zeuge mittelalter-
licher Baukunst der Stadt. Das benachbarte
Schloß dagegen, dessen letztes Überbleibsel
der Amtsturm ist, erlebte erst um 1500 seine
letzte große Bauphase. Eine Brandkatastro-
phe im Jahre 1589 vernichtete die Stadt weit-
gehend. Während des Dreißigjährigen Krie-
ges ist Lüchow im Jahre 1643 von einem
schwedischen Regiment geplündert und
schwer geschädigt worden. Elf Jahre später
entstand ein Merianstich, der eine Ausdeh-
nung der Stadt und der beiden Vorstädte als
durchgehender beidseitig bebauter Straßen-
zug belegt, wie er bis ins 20. Jh. hinein beste-
hen blieb.
Das alles überschattende Ereignis in der jün-
geren Geschichte Lüchows ist ein Brand, der
am 24. 4. 1811 innerhalb weniger Stunden
das Schloß, 184 Wohnhäuser und 239 Neben-
gebäude, mithin % der Stadt vernichtete. Zu
beklagen war auch der Verlust nahezu sämtli-
cher älterer Urkunden und Dokumente, so daß
heute Lüchows Geschichte des Mittelalters
und der Neuzeit nur äußerst spärlich belegt ist.
Vor dem Wiederaufbau wurde auf Veranlas-
sung der damaligen französischen Militärre-
gierung die gesamte Stadt vermessen und
kartiert. Anschließend wurden die Straßen

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