Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
den Gefachen fehlen außerdem, im Gegensatz
zu den übrigen ornamental ausgemauerten
Brüstungsgefachen, die paarig angeordneten
Fußbänder. Im siebten Gefach von Osten ehe-
mals eine Tür, in deren geschweiftem Sturz die
Initialen „I. P.“ und „A. P.“ (Johan Pinning und
Anna Pinning) die Bauherrschaft identifizieren.
Anlässlich einer Sanierung nach einem Brand-
schaden 1997 ist über dem vormaligen, fast die
gesamte Länge einnehmenden Erdgeschoss-
saal eine bemalte Holzdecke zutage getreten:
qualitätvolle Groteskenmalerei mit floralen
Motiven sowie Fruchtbündeln, zwischen denen
Puttoköpfe und Tierdarstellungen (Vögel, Bär,
Eichhörnchen) angeordnet sind. Das Dachwerk
mit zwei eingezapften Kehlbalkenlagen aufge-
schlagen und im ersten Geschoss mit einfach
stehendem Stuhl verstärkt.
- Nebenhaus (Am Berge 26). Schmales, ehe-
maliges, vermutlich auf das 15. Jh. zurückge-
hendes Dielenhaus mit massiver, zweigeschos-
siger Putzfassade und rückwärtiger Fachwerk-
konstruktion (wohl 18. Jh.) unter steilem Sattel-
dach. Das Giebeldreieck mit hochkant gestell-
ten Steinen ausgefacht. Im Gegensatz zu dem
historistisch mit Fensterfaschen und Gesims
überformten Erdgeschoss der Westfassade be-
zeugen das gleichfalls dreiachsige Oberge-
schoss und der durch ein Bandgesims davon
getrennte Steilgiebel mit Traut- und Firststaffeln
eine Umgestaltung vermutlich des späten
18.Jh. Die Decke eines Balkenkellers im west-
lichen Hausbereich 1962 entfernt, sodass nur
noch die in Klosterformatziegeln gemauerten
Umfassungswände mit zwei Segmentbogen-
nischen an der Nordwand erhalten sind. Raum-
bildendes Element inmitten des bereits im spä-
ten 19.Jh. bis in die jüngste Zeit als Gaststätte
genutzten Erdgeschossraums ist eine gussei-
serne, korinthisierende Säule. Den rückwärti-
gen, früher wohl abgetrennten Raum zeichnet
eine stuckierte Decke mit Mittelrosette und fes-
tongeschmückter Kehle aus. In der über das
Nachbarhaus Nr. 25 zugänglichen Oberge-
schosswohnung zwei barocke Türen mit
Sichelbeschlägen. Das Sparrendach von zehn
Innengebinden ist mit zwei angeblatteten Kehl-
balkenlagen ausgesteift.
- Der Hofflügel an der Nordseite des Grund-
stücks schließt unmittelbar an das Haus Am
Berge 26 an. Den vor allem im Erdgeschoss
veränderten zweigeschossigen Fachwerkbau
von zehn Gebinden gliedern hofseitig im Ober-
geschoss paarweise kräftige Fußbänder. Neben
der Jahreszahl 1617 in der Mitte der Schwelle
die Initialen des Bauherrn Johan Pinning, der
als Müllergeselle in die hier ansässige Brauer-
familie Schrantz eingeheiratet hatte. Im öst-
lichen Drittel des Satteldachs Aufzugsluke unter
Schleppdach. Nach Osten folgt, ebenfalls zwei-
geschossig und unter Satteldach, ein weiterer
zweigeschossiger Fachwerkflügel der 2. Hälfte
des 19. Jh.
Am Berge 27/28. Das traufständige, walmge-
deckte Haus aus dem Umbau eines älteren
Dielenhauses im 18.Jh. unter Einbeziehung der
Durchfahrtbebauung hervorgegangen (das
Anwesen seit 1504 bis ins 18.Jh. im Besitz von
Brauern; s. auch Nr. 29). Einen Hinweis auf
diese Bauphase gibt die 1775 dem neuen
Eigentümer und Brauer J. H. Behnke gewährte

achtjährige Schossbefreiung. Der zugehörige
giebelständige Trakt sowie die Flügel- und
Hintergebäude bereits 1901 erneuert bzw.
erweitert und abermals 1960 umgebaut. Bau-
künstlerische Akzente, hinter deren Wirkung die
jüngeren Ladeneinbauten zurücktreten, setzen
die barocken Gestaltungselemente des ver-
putzten Erdgeschosses: in der zweiten Achse
von rechts das Ädikulaportal mit abgeschrägter,
genuteter Putzlaibung, das ein verkröpfter
Segmentgiebel bekrönt. Die zeitgleiche zweiflü-
gelige Brettertür mit Oberlicht zeigt über aufge-
legten bauchigen Kissen relativ strenge
Profilleisten in symmetrischer Anordnung. Im
nördlichen Fassadenabschnitt dominiert die
rundbogige Durchfahrt mit Keilstein. Links
daneben als Zugang zum Laden eine zweiflü-
gelige, spätklassizistische Tür mit je vier quad-
ratischen Füllungen. Durch ein Bandgesims
getrennt, gliedert sich das Obergeschoss in sie-
ben regelmäßige Fensterachsen. Die Keller-
anlage, wohl vom Vorgängerbau des 15./16.Jh.
übernommen, mit zwei parallel verlaufenden
Segmentbogentonnen im östlichen Bereich und
einem weiteren, gleichfalls segmentbogig über-
spannten Kellerraum an der Straße. Im Erd-
geschoss dokumentieren der 1901 datierte
Terrazzo des Eingangsbereichs sowie die
Zimmertüren eine von dem Bierverleger August
Schlüter eingebrachte Ausstattung. Von der
breiten Eingangsdiele führt vor der südlichen
Außenwand eine zweiläufige Barocktreppe mit
ornamental ausgesägtem Geländer auf den
Vorplatz des Obergeschosses, der zwei stra-

ßenseitig gelegene Räume erschließt. Diese mit
einer profilierten Voutendecke und barocken
Türen ausgestattet. Im südwestlichen Raum vor
einer halbrunden Ofennische des 18.Jh. ein
späthistoristischer Kachelofen mit Neure-
naissancedekor. Das Dach des 18.Jh. anläss-
lich eines Ausbaus 1935 mit einer großen stra-
ßenseitigen Schleppgaube versehen.
Am Berge 29. Schmales, traufständiges Ge-
bäude wohl des 17.Jh. unter Satteldach. 1717
als Bude zu dem vormaligen Brauhaus Nr.
27/28 gehörend; im Brandkassenregister 1824
als separates Wohnhaus taxiert. Über dem
massiven, verputzten Erdgeschoss mit Zwi-
schengeschoss ein leicht vorkragender Spei-
cherstock in Fachwerk, der nach Süden mit
einer massiven Wand abschließt und dessen
straßenseitiges Fachwerk vermutlich während
des 18.Jh. erneuert wurde. Das nicht unterkel-
lerte Erdgeschoss, einst mit rechtem Stuben-
einbau und dahinterliegender Feuerstelle in der
hohen Diele, nimmt seit 1891 ein Ladenge-
schäft auf; darüber im Zwischengeschoss 1906
die drei vorhandenen Fensterachsen eingebaut,
die sich im Obergeschoss wiederholen. Das
zweigeschossige Dach ist bis zur ersten
Kehlbalkenlage ausgebaut. Für den hofseitig
1891 errichteten, zweistöckigen Fachwerkbau,
ursprünglich unter Pultdach als Lager für die
Schlachterei Mundinus gedacht, zeichnete
ebenso wie für den gleichzeitigen Umbau Zim-
mermeister Ohr. Lendorf verantwortlich. Sein
Obergeschoss seit 1929 in die Wohnfläche des

Am Berge 34, 1819, Westfassade


171
 
Annotationen