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rhythmisieren zwei gekuppelte Mittelachsen
und zwei einfache Stichbogenachsen zu beiden
Seiten. Die Gestaltung verbindet eine kubisch
klassizistische Baukörperauffassung mit poin-
tiert eingesetztem Dekor in neugotischen
Formen: blättergefüllte Vierpässe als Füllungen
der Erdgeschossfensterbrüstungen, eine Säule
mit Knospenkapitell zwischen den beiden
gekuppelten Obergeschossfenstern, die außer-
dem ein Balkon mit dekorativem Eisengeländer
akzentuiert, und ein Weinrankenfries unterhalb
der Traufe. Die Schmuckformen werden auf der
südlichen Giebelseite weitergeführt, deren
Mittelachse risalitartig vorgezogen ist. Hingegen
die Rückseite völlig schlicht gehalten. In das
Dekorationskonzept sind die holzsichtige, zwei-
flügelige Haustür in der rechten Achse, das
dahinterliegende Treppenhaus mit beschnitzten
Pfosten sowie die in zwei Räumen erhaltene
Stuckkehle einbezogen.
Bei der St. Johanniskirche 8/9, 10. Zwei trauf-
ständige Wohnhäuser unter Satteldach vom
Ende des 19.Jh. auf einer wohl kurz zuvor von
dem Anwesen Altenbrückertorstraße 15 abge-
trennten Parzelle bzw. auf dem Areal des vor-
maligen Schusteramthauses (Nr. 10). Bauherr
war 1897 der Zimmermeister Th. Owerien, des-
sen Zimmerplatz sich auf dem rückwärtigen
Grundstück zur Straße Hinter der Altenbrücker
Mauer (heute llmenaustraße) erstreckte. Beide
Häuser als Rohziegelbauten mit Kellergeschoss
aufgeführt und die Fassaden durch geputzte
Gesimse in gleichmäßiger Verteilung von fünf
Stichbogenachsen gegliedert. Ihren Gestaltwert
gewinnen sie durch die Verwendung vorgefer-
tigter Stuckelemente, die dem klassizistischen
Formengut entnommen sind. Das linke Haus
Nr. 10 mit den Motiven der Balusterbrüstung im
Erd- und den rosettengefüllten Brüstungen im
Obergeschoss sowie den beiden Friesen der
laufenden Welle als Geschossgesimse von
einer stilisierten Ornamentik geprägt, die sich in
der Formgebung der beiden eisernen Balkon-
brüstungen vor zwei der Obergeschossachsen
fortsetzt. Kräftiger Horizontalabschluss durch
ein profiliertes Konsolgesims. Mit Ausnahme
der Treppenanlage haben sich keine nennens-
werten historistischen Ausstattungsstücke er-
halten. Das rechte, von Owerien selbst be-
wohnte Haus Nr. 8/9 präsentiert mit den
Akanthusranken in den Brüstungen des Erdge-
schosses, den Blumenfestons im Oberge-
schoss sowie dem Anthemionfries eine florale
Ornamentik. Als Ausweis seiner handwerk-
lichen Fertigkeit hob Owerien das von ihm
bewohnte Haus durch ein Fachwerkzwerch-
haus über den beiden linken Achsen hervor,
das er mit einem palladianischen Fenster, einem
Schwebegiebel und einem konsolgestützten
Balkon ausstattete. Beide Bauteile mit aufwän-
digen Schmuckbrettern in Reflexion des zeitty-
pischen Landhausstils dekoriert. Der über die
rechte Achse mit vorgelegter Treppe erschlos-
sene Grundriss einschließlich der ostwärts gele-
genen Treppe und der Türen des Oberge-
schosses unverändert überkommen.
Bei der St. Johanniskirche 11. Ehemaliges
Eichamt der Stadt mit Dienstwohnung. Im
Auftrag des Magistrats anstelle eines 1904
abgebrochenen Vorgängerbaus nach Plänen

des überregional bekannten Werkbundarchi-
tekten Hans Holthey 1912/13 erbaut. Zweige-
schossiger Klinkerbau unter Satteldach mit frei-
stehendem Südgiebel. Klar gefügter Baukörper
aus zwei sich durchdringenden Trakten: ein
traufständiger Haupt- und ein linker, etwas
niedrigerer giebelständiger Trakt mit dreiseitig
gebrochenem Eingangsvorbau unter Hauben-
dach. Rückseitig begleitet den Haupttrakt ein
Altan. Das Haus dokumentiert eine Stilrichtung
der Reformarchitektur zu Beginn des 20.Jh.,
die an die baukünstlerische Tradition des Spät-
barock bzw. Frühklassizismus anknüpfte. Ent-
sprechend beschränkt sich die Gestaltung auf
geschweifte Giebel sowie gestufte Bandge-
simse zwischen den Haupt- und Giebelge-
schossen. Zusätzlich verleihen den Flächen der
übergiebelten Trakte oberhalb des Erdge-
schosses gestufte Lisenen ein flaches Relief,
das die Umrahmungen der Türen aufgreifen. Zu
beiden Seiten des rundbogigen Haupteingangs
im traufständigen Trakt, erreichbar über eine
parallele, brüstungsbegrenzte Treppe, zwei
halbrunde Nischen; darin Knabenfiguren aus
Terrakotta mit Maßgefäßen bzw. einer Waage
mit Gewichten. Zum bauhistorischen und
-künstlerischen Wert des Gebäudes trägt

wesentlich die erhaltene wandfeste Ausstat-
tung bei (Fenster, Treppenhaus, Türen).
Bei der St. Johanniskirche 12. Ehemaliges Die-
lenhaus (1460d, Dachwerk), im 16. und 17.Jh.
als Brauhaus genutzt, zu dem bis etwa in die
Mitte des 18.Jh. das Nebenhaus auf dem heu-
tigen Grundstück Nr. 11 gehörte. Seit der 2.
Hälfte des 18.Jh. bis um 1940 vorwiegend
Lohgerber als Eigentümer verzeichnet. Wand-
ständerbau unter Satteldach, dessen Südwand
nach Abbruch des Nachbarhauses 1905/06 im
westlichen Teil massiv verblendet wurde. Wohl
im Zuge eines zweigeschossigen Durchbaus
um 1825/30 die massive Westfassade mit
einem von Traufstaffeln begleiteten Dreieck-
giebel klassizistisch umgestaltet. Dabei die
Geschosse einschließlich der beiden Giebel-
geschosse durch Bandgesimse getrennt. Im
verputzten Erdgeschoss zu beiden Seiten des
korbbogigen Eingangs zwei hochrechteckige
Fensterachsen. Zweiflügelige Haustür mit je drei
querrechteckigen, profiliert gerahmten Füllun-
gen und spitzbogig verglastem Oberlicht. Die
fünf Fenster des Obergeschosses wie alle übri-
gen Öffnungen durch scheitrechte Stürze
geschlossen. In den beiden Dachgeschossen


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Bei der St. Johanniskirche 11,12

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