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Grapengießerstraße 1, Südostansicht

dass die verputzte Fassade heute dreigeschos-
sig erscheint. Der Rundbogeneingang in dem
nach einem Brand 1994 instand gesetzten
Erdgeschoss nimmt eine barocke Brettertür mit
aufgelegten Profilleisten auf. Auf der Nordseite
des Dachs war noch 1906 im kielbogigen Sturz
einer Bodenluke das Datum „1599“ zu lesen.
Im westlichen Abschnitt der Südseite gehört zur
älteren Bautenschicht das zweigeschossige
Gebäude Nr. 32, das seine Wirkung an der
Nordwestecke der Schlägertwiete insbesonde-
re aus dem hell geschlämmten Volutengiebel
mit Dreieckaufsatz bezieht, während das
Erdgeschoss seit einem Umbau 1971/72 neu
verblendet ist. Der Giebel entstammt dem 1749
unter dem neuen Eigentümer, dem Kramer-
Ältermann Johann Christoph Gackenholz, vor-
genommenen Umbau eines älteren Dielenhau-
ses, den eine entsprechend datierte Inschrift-
tafel unter dem zweiten Obergeschossfenster
von Osten belegt. Das Pendant an der gegen-
überliegenden Ecke der Schlägertwiete, das

zweigeschossige, ebenfalls mindestens früh-
neuzeitliche Wohnhaus Nr. 33, zeigt sich hinge-
gen stärker durch Überformungen des 19.Jh.
bzw. des 20.Jh. in seinem Erscheinungsbild
beeinträchtigt, weist jedoch traufseitig unter der
Schlämme älteres Mauerwerk auf.
Grapengießerstraße 1. Dreigeschossiger Back-
steinbau vermutlich der 2. Hälfte des 15.Jh.
unter Satteldach, den unterschiedliche Hand-
werker und Kramer nutzten. Die vormals wohl
in einem Staffelgiebel auslaufende Südfassade
vermutlich um 1800 verändert, indem der Gie-
bel begradigt, mit Traufstaffeln und einem Drei-
eckaufsatz ausgestattet sowie durch Bandge-
simse in drei Dachgeschosse untergliedert wur-
de. In den zweigeschossigen Ausluchten, von
denen die linke eingeschossig nach Süden
erweitert ist, je ein Kellerzugang. 1891 Einrich-
tung zweier mittig erschlossener Läden, wovon
der östliche 1912 geteilt und ein weiterer Ein-
gang an der abgeschrägten Südostecke ange-

legt wurde. Die östliche, im Erdgeschoss
damals mit einer Nutung verputzte Traufseite
1969 neu verblendet. Hier markiert über den
südlichen Fensterachsen ein langer Hoizsturz
die ehemalige Dielenhöhe. Darüber im niedrige-
ren Obergeschoss der Rest einer segmentbogi-
gen Blendarkade mit Viertelkreissteinen. Von
der klassizistischen Umgestaltung im Innern die
in der Nordwestecke am Ende des östlichen
Flurs inmitten eines Sandsteinplattenbelags
positionierte Treppe mit gerundetem Anfänger-
pfosten und einfachem Geländer aus Vierkant-
stäben. Darunter Abgang zu dem in mehrere
Räume untergliederten, im 18.Jh. als Wohn-
keller verzeichneten Keller mit einer quer gerich-
teten Bohlenbalkendecke, dessen Westwand
tiefe, formsteinlos gemauerte Segmentbogen-
nischen enthält. Den Fußboden bedecken
Ziegel in Klosterformat. Von angeblatteten
Kehlbalkenlagen ausgesteiftes Dachwerk; zu-
sätzlich im ersten Dachgeschoss, das südlich
drei Zargenrahmenfenster mit profiliertem Mit-
telpfosten belichten, ein außermittig stehender
Stuhl. Im dritten Dachgeschoss großes Win-
denrad mit horizontaler Welle.
Grapengießerstraße 3. Breite Hausstätte, be-
stehend aus giebelständigem Haupthaus, an-
schließendem Hofflügel und östlich folgendem
Nebenhaus (ehemalige Durchfahrt) mit Saal-
bau. Als Besitzer im 16.Jh. unterschiedliche
Handwerker belegt, u.a. 1535 ein Gold-
schmied. Während des 17.Jh. befand sich das
Anwesen, auf dem gleichzeitig ein Herbergier-
haus betrieben wurde, im Eigentum von Fak-
toren, 1746 und 1816 wird eine zugehörige
Holzhofgerechtigkeit genannt. Entsprechend
der noch Ende des 18.Jh. fortgeführten Her-
bergsnutzung richtete man im Nebenhaus
während des 19.Jh., als vornehmlich Kauf-
leute Eigentümer waren, eine Gaststätte ein.
Giebelständiges Haupthaus: zweigeschossi-
ger Backsteinbau des 16.Jh. mit Zwischen-
geschoss. Altes Mauerwerk im Nordabschnitt
der westlichen Traufseite sichtbar, wo drei
zugemauerte Segmentbögen das hohe Erd-
geschoss markieren, darüber im Oberge-
schoss drei Rechteckfenster. Die Fassade
1860 in schlichten neugotischen Formen mit
geschossübergreifenden Stichbogenblenden
im hohen Erdgeschoss zu beiden Seiten des
mittigen Eingangs vorgeblendet. Von der
historistischen Gestaltung nach einem durch-
greifenden Umbau 1958 lediglich die Glie-
derung des fünfachsigen Obergeschosses
sowie des Giebeldreiecks mit zwei mittigen
Ladeluken übereinander, dem Ortgangfries,
den Terrakottasternen im ersten Dachge-
schoss und der Firststaffel bewahrt. Damals
einen Durchbruch zum Nebenhaus angelegt,
das Erdgeschoss entkernt und das Gewölbe
des Kellers ersetzt, der sich in der Osthälfte
des Hauses befindet. Seine historische
Konstruktion am deutlichsten an der west-
lichen Traufwand ablesbar mit drei von
Viertelkreissteinen eingefassten Segmentbo-
gennischen. An einem Formstein die im 16.Jh.
übliche runde Stadtmarke als Ziegelstempel.
Kehlbalkendach von 18 Gespärren mit drei
angeblatteten Balkenlagen. Diejenige im ers-
ten Dachgeschoss, das außermittig südlich
ein stehender Stuhl mit abgefasten Säulen ein-

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