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geschlossenen Bebauung sind die Fassaden
der Dielen- und Nebenhäuser während des 18.
und 19.Jh. größtenteils, vor allem durch die re-
gelmäßige Anordnung gleich großer Fenster,
überformt worden; zunehmend ist darüber hin-
aus eine traufständige Ausrichtung der Archi-
tektur zu beobachten (vgl. z.B. Nr. 38). Gleich-
zeitig wurde das Bild aus steinsichtigen und
geschlämmten Backstein bauten um glatt ver-
putzte Fassaden in heller Farbgebung berei-
chert.
Im nordwestlichen Abschnitt der Heiligengeist-
straße dokumentiert eine Reihe von Wohn-
häusern, die teilweise mindestens frühneuzeit-
lichen Ursprungs sind, eine klassizistische und
eine nachfolgende historistische Bauphase. Als
schmales Giebelhaus unter niedrigem Steilgie-
bel ließ sich der Weißbäcker Müller 1847 von W.
Campe das zweigeschossige Haus Nr. 21 er-
richten, dessen geschlämmte Fassade schlicht
durch zwei Bandgesimse gegliedert ist (das
obere wegen des Behangs nicht sichtbar). Auf
dem benachbarten Anwesen Nr. 22/23, das

1714 über ein Brauhaus, ein Nebenhaus und
einen Wohnkeller verfügte, wurde die bereits in
der 1. Hälfte des 16.Jh. nachgewiesene Brau-
nutzung bis in die 1. Hälfte des 19.Jh. fortge-
führt. Den Umbau der beiden zweigeschossi-
gen Häuser mit gleich hoher Traufe, aber diffe-
rierenden Dachhöhen veranlasste vermutlich
der Brauer F. C. Schröder, der das Grundstück
1766 erworben hatte und die Gebäude, wohl
nach Abschluss der Bauarbeiten, 1807 neu für
die Brandkasse taxieren ließ. Das Haupthaus
Nr. 22 wurde unter Einbeziehung der Seiten-
wände eines wahrscheinlich giebelständigen
Vorgängerbaus über dessen nordsüdlich gela-
gertem Gewölbekeller neu aufgeführt. Nur
durch die gleichmäßige Anordnung der fünf
leicht einschneidenden Fensterachsen unter
scheitrechten Stürzen strukturiert, beherrscht
die gut proportionierte Backsteinfassade ein
dreiachsiges Zwerchhaus mit Okulus im Drei-
eckgiebel. Das Nachbarhaus Nr. 23, 1807 als
„Nebenwohnung inclusiv des Brauhauses“ be-
schrieben, dürfte nach Ausweis der ge-

Heiligengeiststraße, Südostabschnitt nach Westen


schlämmten und zweigeschossig durch ein
Bandgesims unterteilten Südfassade unter
Einbeziehung von Substanz mindestens des
16.Jh. überwiegend neu gegen Ende des
18.Jh. aufgeführt worden sein. In der sechs-
achsigen Fassade ist östlich eine Durchfahrt
zum Hof integriert, die schon 1906 verbreitert
worden war. Die Rückfront sowie der Südteil
des westwärts anschließenden Gebäudetrakts
verfügen hofseitig über eine Fachwerkkons-
truktion. Am nördlichen massiven, mit einem
Krüppelwalmdach schließenden Gebäudeteil
ist, abgesehen von starken Eingriffen in das
historische Mauerwerk, an der Stirnseite eine
etwa mittig verlaufende Abbruchkante bemer-
kenswert. Von den ursprünglich zwei Kehlbal-
kenlagen des Daches ist heute nur noch eine
erhalten, die ebenso einen Hinweis auf die früh-
neuzeitliche Herkunft des Gebäudes gibt wie
die bei der jüngsten Sanierung unterteilte Kel-
leranlage, bestehend aus einer breiten Seg-
mentbogentonne unter dem östlichen Hausbe-
reich und einer schmaleren im Westen (nach
Norden flach erneuert). Am Durchgang zur
westlichen Tonne fallen grün glasierte Viertel-
kreissteine auf.
Das Ergebnis einer baulichen Umorganisation
mehrerer Baukörper stellt das Gebäude Heili-
gengeiststraße 24/25 dar, dessen westlicher
Trakt giebelständig unter der Adresse Schlä-
gertwiete 8 erschlossen ist. Als Standort eines
Brauhauses schon in der 1. Hälfte des 16.Jh.
bezeugt und bis ins 18.Jh. hinein unter dieser
Bezeichnung in den Quellen präsent, verfügte
es 1714 über neun Hinterbuden an der Schlä-
gertwiete, die in gleicher Anzahl auch noch
1821 unter dem Besitzer J. Ch. D. Isenberg,
einem „Ackersmann“, verzeichnet sind. Ver-
mutlich sein Sohn, der Malermeister F. Isen-
berg, beauftragte 1847 W. Campe mit dem
Umbau seines Anwesens. Zusammengefasst
unter einem nach Westen halb abgewalmten
Dach entwickelt sich an der Heiligengeiststraße
eine langgestreckte, geschlämmte Massivfront,
die in der Hausmitte ein dreieckübergiebeltes
Zwerchhaus zu drei Achsen akzentuiert. Die
ungleichmäßige Verteilung der Fenster beider-
seits des dreiachsigen Mittelteils gibt an dieser
Traufseite ebenso wie die rückwärtige Fach-
werkkonstruktion von Nr. 24 einen Hinweis auf
die Zusammenfassung unterschiedlicher Bau-
körper. Ein hier überkommenes Brettdocken-
geländer wohl der 1. Hälfte des 18.Jh. belegt
eine vorangegangene Umbauphase der ver-
mutlich ursprünglich frühneuzeitlichen Bebau-
ung, deren Relikt ein segmentbogig gewölbter
Keller bildet. Im nicht unterkellerten Trakt Nr.
25, dessen Nordwand durchgehend in Kloster-
formatziegelmauerwerk aufgebaut ist, doku-
mentieren die zweiflügelige Eingangstür mit
Kassettenfüllungen, eine Treppe mit schlichtem
Rundstabgeländer und das den gesamten Bau
überspannende Kehlbalkendach mit einer ein-
gezapften Balkenlage den Umbau des 19.Jh.
Aus dieser Umgebung schlichter, im Klassizis-
mus überarbeiteter Altbausubstanz ragt das
1908 nach Plänen des Maurermeisters J.
Päpper errichtete Mietwohnhaus Nr. 24a durch
sein Bauvolumen heraus. Die formale Detail-
ausprägung der ziegelverblendeten, dreige-
schossigen Südfassade, zu der ursprünglich
die kleinteilig versprossten Oberlichter der

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