Ilmenaustraße, Abschnitt der Ilmenau zwischen Rats- und Abtsmühle, Grundriss der Stadt Lüneburg, C. E.
Appuhn, 1802 (StA Lg, K 10c, Nr. 10, k)
Angestellte und Salinenarbeiter dienten. Wäh-
rend die Buden im östlichen Abschnitt für
Gerichtsknechte bis auf ein aufgestocktes
Gebäude verschwunden sind, haben sich die
genannten drei Häuser für Fahrtknechte der
Saline im westlichen Abschnitt erhalten. Im
Gegensatz zu den beiden von Umbauten ge-
prägten Gebäuden Nr. 6 und 7, beides ur-
sprünglich eingeschossige Fachwerkbauten
(Nr. 6 1983 saniert und verputzt; Nr. 7 bereits
früher aufgestockt und Ende der 1970er Jahre
einschließlich des Kellers erneuert), vermittelt
die Nr. 5 den authentischsten Eindruck und
stellt damit das selten überkommene Beispiel
einer Bude im Zusammenhang mit einer
Stadtmauer dar. An die Südseite der Straße tritt
die rückwärtige Bebauung der südlich angren-
zenden Baublöcke heran, so im Westen der
Flügel von Bardowicker Straße 25 und ein zur
Parzelle Bardowicker Straße 26 gehörendes
Fachwerkwohnhaus mit ehemaliger Durchfahrt
auf der rechten Seite, das 1848 nach einem
Plan des Zimmermeisters J. H. Gudau errichtet
wurde (Hinter der Bardowicker Mauer 14).
Westlich der Neubauten um die Einmündung
der Burmeisterstraße erlangen insbesondere
der Nordflügel von Reitende-Diener-Straße 7
und der langgestreckte Nordtrakt der Woh-
nungen Auf dem Klosterhof 1 c-e bzw. Hinter
der Bardowicker Mauer 10 einen auf das Stra-
ßenbild wirksamen Einfluss, die zugleich bauty-
pologisch und stadtbaugeschichtlich bedeut-
sam sind.
Hinter der Bardowicker Mauer 5. Einge-
schossiges, traufständiges Fachwerkhaus von
acht Gebinden unter Pultdach mit niedrigerem,
massivem Seitenanbau wohl des 18.Jh.
Zwischen den beiden westlichen Gebinden liegt
hinter einer aufwändig beschnitzten Tür, deren
als Vorhangbogen gestalteter Sturz die
Jahreszahl „1544“ trägt, der Zugang zu einem
gewölbten, 32,5 Meter langen Gang. Er führte
zu dem als Wacht- und Soleförderturm dienen-
den Gralturm jenseits der Mauer, von dem aus
wiederum der die Gralquelle erschließende
Stollen zugänglich war. Für das sich durch ein
flaches Außenwandrähm und angeblattete
Kopfbänder zur Queraussteifung auszeichnen-
de Hausgerüst konnte das Datum 1544 den-
drochronologisch bestätigt werden (Dachwerk
erneuert). Unter dem westlichen Hausbereich
ein Balkenkeller mit Umfassungswänden aus
Feldsteinen. Etwa 3,50 Meter hohes Erdge-
schoss, von dem eine hier in Zweitverwendung
eingebaute Treppe mit klassizistischem Stab-
werkgeländer in den durch die Absenkung der
Decke entstandenen Zwischenboden führt.
HINTER DER SÜ^MAUER
Unweit des Salinenareals verläuft westlich
parallel zur Salzbrückerstraße, ehemals unmit-
telbar vor der Stadtmauer, die Straße Hinter der
Sülzmauer, für deren Existenz die Quellen 1421
einen ersten Hinweis geben. Sie erstreckt sich
zwischen Sülzwallstraße im Norden und Vor der
Sülze im Süden und gabelt sich bei der
Einmündung der Wendischen Straße, die als
Verbindung zur Salzbrückerstraße dient. Den
südlich von dieser gelegenen Baublock durch-
zogen einst mehrere Gänge, darunter zwei nur
von dieser Seite erschlossene, der Krögers-
oder Thielengang (zuvor 1794 Engelshof) sowie
der Sassenhof (zuvor 1794 Berghauergang).
Ebenso wie in der Straße Am Sülzwall standen
hier vor allem Reihenhäuser, die von den
Arbeitern der nahe gelegenen Saline bewohnt
wurden, doch waren bereits 1905 etliche
Gebäude in den beiden genannten Gängen
geschlossen.
Die kleinmaßstäbliche Bebauung dieser Straße
reflektiert im Südabschnitt heute noch auf vier
bis fünf Meter breiten Parzellen die geschlosse-
ne Reihe der Wohnhäuser Nr. 30-35, deren
Substanz inzwischen jedoch durch starke
Eingriffe bzw. Erneuerungen erhebliche Ein-
bußen erlitten hat. Weiter nördlich gibt das ein-
geschossige Traufenhaus Nr. 46, das vermut-
lich noch Bausubstanz mindestens des 18.Jh.
aufnimmt, ein Beispiel für den Typ des schlich-
ten Arbeiterwohnhauses unter Satteldach.
Ursprünglich als Doppelhaus konzipiert, nahm
es statt des heutigen einzigen zwei mittig
nebeneinander liegende Eingänge auf.
Auf der westlichen Straßenseite, jenseits der
Altstadtgrenze, finden sich unter den Nrn. 57-
60 ebenfalls schlichte, eingeschossige Wohn-
hauszeilen. 1949 für Flüchtlinge errichtet, doku-
mentieren sie im Rahmen der Stadt- und
Sozialgeschichte die Nachkriegszeit der 1940er
Jahre.
ILMENAUSTRASSE
Die westlich der Ilmenau verlaufende Straße,
die den gesamten Flussabschnitt von der Alten-
brückertorstraße im Süden bis zur Abtsmühle
im Norden in einer leichten, dem Wasserlauffol-
genden Biegung begleitet, ist ausschließlich auf
der Westseite bebaut. Entsprechend ihrer Lage
unmittelbar an der Stadtmauer ehemals „Alten-
brückermauer“ genannt, wurde sie in der heuti-
gen Form 1895 geplant, nachdem der Müh-
lenstau bei der Abtspferdetränke verschmälert
und von den tiefen Parzellen Am Berge rück-
wärtig Grundstücke für Neubauten abgeteilt
worden waren. Der damals eingeführte Name
„Ilmenaustraße“ bezog sich zunächst nur auf
das nördliche, sich bis zur Conventstraße
erstreckende Teilstück. Hier, auf dem nördli-
chen Eckgrundstück der Conventstraße befand
sich im Mittelalter die Liegenschaft einer 1290
in einem Ablassbrief erstmals erwähnten Begi-
nengemeinschaft (1366 Blauer Convent), die
bis ins 16.Jh. hinein bestand, jedoch nach dem
Einsturz des Hauptgebäudes vom Rat der
Stadt 1566 an Albert Mutzeltin verkauft wurde.
Den Abschnitt südlich der Scherenschleifer-
straße prägten zwischen dem 17. und 19.Jh.
446



