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In der Techt 4a,

Gefach von Norden eine Speichertür unter
geschweiftem Sturz mit der Datierung „1552“.
Darüber im Satteldach ein Aufzugserker unter
Vorhangbogensturz mit Brettertür. Außer der
regelmäßigen Konstruktion mit paarig angeord-
neten Fußbändern sowie-gemustert ausgefach-
ten Ziegelziersetzungen fällt insbesondere die
abwechselnd mit Flechtband und Laubstab
beschnitzte Schwelle auf. Die Knaggen unter-
halb der Dachbalken sind zweifach gekehlt und
mit Taustäben besetzt. Auch die südliche
Giebelseite ist mit Fußbändern in Oberge-
schoss und Giebeldreieck abgezimmert. Im
Innern wird das an beiden Längsseiten mit
Nischen konstruierte Erdgeschoss durch einen
von freistehenden Stützen mit Kopfbändern im
Längs- und Querverband abgefangenen Mittel-
unterzug unterstützt. Sparrendach von neun
Gespärren mit doppelter, angeblatteter Kehl-
balkenlage.

JOHANN-SEBASTIAN-BACH-PLATZ.
Der das Zentrum der westlichen Altstadt bil-
dende Platz „Bei der Michaeliskirche“ (1850)
erhielt seinen heutigen Namen 1955 im Geden-
ken an den Komponisten Johann Sebastian
Bach, der an der hiesigen, bis 1819 bestehen-
den Lateinschule (Michaelisschule) als Chor-
schüler von 1700-1702 ausgebildet worden
war. Die Bezeichnung „Bei Michael. Kirchhoff“
begegnet 1819 und „Bei der Michaeliskirche“
1860. In mittelalterlichen Quellen finden als
Lagebeschreibung das Kloster St. Michael
(„versus monasterium s. Michaelis“, 1328) bzw.
der 1415 genannte Friedhof („prope cimiterium
s. Mich.“) Erwähnung.
Auf dem von 23 Metern über NN nach Osten
um drei Meter abfallenden Terrain erhebt sich
die St. Michaeliskirche als beherrschendes
Bauwerk, im Osten dicht an die einseitige

Wohnbebauung der flankierenden Straße her-
angerückt. Während sich einst nach Norden die
Klausurgebäude des Benediktinerklosters bzw.
nachmalig die der 1655 etablierten Ritteraka-
demie erstreckten, schlossen sich unmittelbar
nach Süden laut einem im Rahmen einer Klos-
tervisitation 1742 von dem Landmesser D. J.
Diercksen angefertigten Plan der Schulkirchhof
und der große Kirchhof an. Davor reihten sich
entlang der das Areal begrenzenden Straße
„Vorm neuen Thor“ (Plan Gebhardis von 1794)
weitere dem Kloster gehörende Gebäude auf:
im Osten die Michaelisschule, ein dreigeschos-
siger, 19,50 Meter langer Bau von 1563. Nach
Westen folgten, unterbrochen durch eine
Mauer mit Hauptzugang zu Kirche und
Friedhof, ein- und zweigeschossige, trauf- und
giebelständige Wohnhäuser für Klosterbe-
dienstete. 1728 war weiter westlich auf der
Fläche von vier Klosterwohnungen das Wohn-
haus des Amtmanns mit eigener Zuwegung
zum Garten entstanden (siehe Görgesstraße 1).
Auf einem von Gebhardi 1761 gezeichneten
Plan fehlen bereits drei dieser Häuser, weiterhin
wurden 1792 die Michaelisschule und späte-
stens zu diesem Zeitpunkt auch das benach-
barte Organistenhaus abgebrochen, ebenso
die südliche Vorhalle der Michaeliskirche. Daher
gibt der Appuhn’sche Plan von 1802 eine der
heutigen Situation vergleichbare Freifläche wie-
der, die ihrer Bebauung entledigt ist (bereits
1406 sind südlich der Kirche Häuser und
Buden des Klosters erwähnt, die an Bürger ver-
mietet werden sollten). Den im Osten über
mehrere Stufen erreichbaren Platz gliedern zwei
seitliche, von Granitkantsteinen eingefasste
Rondelle mit Rasenflächen und je einem Ring
aus sechs Linden, während die mittlere Fläche
mit Feldkieseln bzw. gespaltenen Feldsteinen
gepflastert ist.
Eingefasst von dem vormaligen Brauhaus an
der Ecke zur Altstadt (Auf der Altstadt 27) und
dem historistischen Eckhaus Auf dem Meere 23
übernehmen die Begrenzung der geschlosse-
nen östlichen Platzwand die vergleichsweise
bescheidenen, zweigeschossigen Wohnhäuser
Nr. 11, 12 und 13/14. Gemeinsam ist den drei
Gebäuden, von denen die beiden äußeren
traufständig unter Satteldach, das mittlere gie-
belständig unter Walmdach aufgeführt sind,
eine im 19.Jh., allerdings zu unterschiedlichen
Zeitpunkten, entstandene Fassadengestaltung
mittels eines Stockwerkgesimses. Gegliedert
durch ein Bandgesims der geschlämmten, drei-
achsigen Fassade, könnte die Nr. 11 im frühen
19.Jh. entstanden sein, enthält jedoch mit
einem Kellergewölbe wohl noch ältere Bau-
substanz. Ähnliches gilt für das um 1830 unter
Einbeziehung eines Vorgängerbaus errichtete
Haus Nr. 12 mit dreiachsiger Backsteinfassade,
das mittig über einen Durchgangsflur erschlos-
sen wird. Eine Stuckrosette im südwestlichen
Obergeschossraum dokumentiert die klassizis-
tische Ausstattung. Die in einer Nischenkons-
truktion aufgehenden, seitlichen Umfassungs-
wände, ein balkengedeckter Keller sowie das
Fragment eines Gewölbekellers entstammen
einem Vorgängerbau, der im 18.Jh. von dem
Maurermeister Franz J. Kühnau und im 19.Jh.
von Schneidern bewohnt worden war. Einen
vollständig neuen Ziegelbau ließ sich 1893 der
Arbeiter Köllmann errichten (Nr. 13/14), rhyth-

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