Fächern, in denen Reliquien eingestellt waren.
Von dem ehemals 88 Gegenstände zählenden
Reliquienschatz sind nach den Diebstählen des
17.Jh. noch 32 Einzelstücke überkommen, die
überwiegend im „Museum August Kestner“ in
Hannover aufbewahrt werden, weitere Einzel-
teile von Schatz und Altar im Museum für das
Fürstentum Lüneburg. In der Niedersächsi-
schen Landesgalerie Hannover werden die vier
aus Eichenholz gefertigten Altarflügel präsen-
tiert, deren Innenseiten Heiligen- und Apostel-
figuren füllen. Die übrigen bemalten Flügelseiten
nehmen 36 Szenen aus dem Leben Jesu und
Mariens auf sowie in zwei sich bei geschlosse-
nem Zustand gegenüberstehenden großen
Darstellungen die Aufrichtung der ehernen
Schlage und die Kreuzigung Christi. Letztere
stammen wie der Großteil der szenischen Ab-
bildungen vom so genannten Meister der
Goldenen Tafel, der als Nachfolger eines zuvor
beschäftigten Malers den Tafelbildern ihr hohes
künstlerisches Niveau verlieh.
Des Weiteren befinden sich heute im Nieder-
sächsischen Landesmuseum, Hannover, die
Figur einer fast lebensgroßen Maria mit stehen-
dem Kind, 3. Viertel des 14.Jh., die ursprüng-
lich wahrscheinlich vor einem Pfeiler aufgestellt
war, sowie zwei Tafelgemälde der Zeit um 1495
von dem ehemals 30 Bilder umfassenden
Zyklus mit szenischen Darstellungen aus der
Benediktslegende. Gemalt sind sie im Stil des
Hauptmeisters Hinrik Levenstede d. J., dessen
Werkstatt ab 1494 bis um 1500 an dem Zyklus
gearbeitet hat.
Im Museum für das Fürstentum Lüneburg ist
das 1432 über den beiden Grabkammern im
westlichen Langhausabschnitt errichtete Grab-
denkmal der Fürstengruft in rekonstruierter
Form aufgestellt. Die dem Lüneburger Bild-
schnitzer Hans Snitger d. J. zugeschriebenen,
mit Maßwerk geschmückten Wangen zeigen in
kielbogigen Nischen an den Schmalseiten je
vier Wappen (verkürzte Stammreihe welfischer
Fürsten) sowie an den Längsseiten sechs
männliche und sechs weibliche Figuren zusei-
ten Marias bzw. des Erzengels Michael. Ver-
loren sind seit einem Raub 1830 die aus der
alten St. Michaeliskirche auf dem Kalkberg
überführten Messingplatten des Herzogs Otto
des Strengen (gest. 1330) und seiner Frau
Mechthild von Bayern (gest. 1319), die als Ab-
deckung dienten.
Schmiedeeisernes Gitter, dessen beiden Teile
im 18.Jh. den Chor seitlich abschlossen (Privat-
besitz). Das Gitter besteht aus einem Gerüst
von im Querschnitt quadratischen Stangen, die
C-förmige Ornamente tragen. Diese enden in
dreiblättrigen Kleeblättern. Nach jüngsten
Erkenntnissen, die auf einem Vergleich mit ähn-
lichen Gittern in den Domen von Braunschweig
und Hildesheim sowie in Neuenheerse (ehema-
lige Stiftskirche) beruhen, sind die niedersächsi-
schen Gitter nicht nur wie bereits in der älteren
Forschung vermutet die ältesten erhaltenen
Deutschlands, sondern darüber hinaus mit
einer wohl in die Jahrzehnte um 1200 anzuneh-
menden Datierung weitaus früher entstanden
als bisher angenommen.
Johann-Sebastian-Bach-Platz 2. Zweigeschos-
siges Wohnhaus unter Krüppelwalmdach auf
dem nordöstlichen Eckgrundstück zur Straße In
Johann-Sebastian-Bach-Platz, ev. Kirche St. Michael, ehemaliger Hochaltar (Ausschnitt), heute im
Landesmuseum Hannover (Aufnahme Landesmuseum Hannover)
der Techt. Im ausgehenden 18.Jh. wohl unter
Einbeziehung der Substanz eines Vorgänger-
baus errichtet, der seit 1550, zuletzt um 1790
als Brauhaus belegt ist. Noch 1780 ließ der
Brauer Johann Fr. J. Pralle seine Auslucht aus-
messen, um sie unter dem Vorbehalt des Wie-
deraufbaus abzubrechen. Der heutige, trauf-
ständige Bau präsentiert über großen, quader-
mäßig zugerichteten Findlingen eine ziegelsich-
tige Fassade, im Obergeschoss rückwärtig und
im Westen eine Fachwerkkonstruktion. Die
symmetrisch gestaltete Fassade zu fünf Achsen
mit wandbündigen Fenstern besitzt im Bereich
des Bandgesimses sowie der gequaderten
Ecklisenen ein leichtes Relief, das die Quade-
rung des zurückliegenden Eingangs aufgreift.
Zugang über vierstufige Freitreppe zur zweiflü-
geligen Tür aus jeweils drei diamantierten, qua-
dratischen Feldern. 1981/82 Sanierung und
Umbau mit Grundrissänderungen, Neuanlage
von Treppen und Dachausbau mit jeweils drei
Schleppgauben auf beiden Traufseiten. Keller
aus zwei weit gespannten Segmentbogen-
tonnen quer zum First, die vor der östlichen
bzw. westlichen Außenwand liegen und durch
einen kurzen Gang im Norden miteinander ver-
bunden sind. Zugesetzter Kelleraufgang am
Westgiebel.
Johann-Sebastian-Bach-Platz 4. Zweigeschos-
siges Dielenhaus auf schmalem, tiefem Grund-
stück. 1742 im Besitz des Kornschreibers
Bromberg. Straßenfassade unter fünfteiligem
Staffelgiebel und Traufwände aus Backstein,
die rückwärtige Schmalseite in Fachwerk auf-
geführt. Einheitlich dendrochronologisch 1688d
konnten der Hofgiebel und die Mittellängswand
im Erdgeschoss datiert werden, doch ist ältere
Substanz einbezogen. Im Zuge der jüngsten
Instandsetzung 2001/02 erhielt der vierachsige,
seit 1969 neuverblendete Unterbau einen
Putzauftrag, der im Erdgeschoss gequadert ist
und sich an einem 1882 aufgebrachten Putz
orientiert. Steinsichtiger, fünfteiliger Staffelgiebel
mit einer Gliederung durch tausteingerahmte,
gemusterte Friese und korbbogige Blenden aus
Viertelkreissteinen mit drei bzw. einer von
Fasensteinen eingefassten Öffnungen, von
denen die mittlere im ersten Dachgeschoss als
Bestückungsluke ausgebildet ist. In den
465
Von dem ehemals 88 Gegenstände zählenden
Reliquienschatz sind nach den Diebstählen des
17.Jh. noch 32 Einzelstücke überkommen, die
überwiegend im „Museum August Kestner“ in
Hannover aufbewahrt werden, weitere Einzel-
teile von Schatz und Altar im Museum für das
Fürstentum Lüneburg. In der Niedersächsi-
schen Landesgalerie Hannover werden die vier
aus Eichenholz gefertigten Altarflügel präsen-
tiert, deren Innenseiten Heiligen- und Apostel-
figuren füllen. Die übrigen bemalten Flügelseiten
nehmen 36 Szenen aus dem Leben Jesu und
Mariens auf sowie in zwei sich bei geschlosse-
nem Zustand gegenüberstehenden großen
Darstellungen die Aufrichtung der ehernen
Schlage und die Kreuzigung Christi. Letztere
stammen wie der Großteil der szenischen Ab-
bildungen vom so genannten Meister der
Goldenen Tafel, der als Nachfolger eines zuvor
beschäftigten Malers den Tafelbildern ihr hohes
künstlerisches Niveau verlieh.
Des Weiteren befinden sich heute im Nieder-
sächsischen Landesmuseum, Hannover, die
Figur einer fast lebensgroßen Maria mit stehen-
dem Kind, 3. Viertel des 14.Jh., die ursprüng-
lich wahrscheinlich vor einem Pfeiler aufgestellt
war, sowie zwei Tafelgemälde der Zeit um 1495
von dem ehemals 30 Bilder umfassenden
Zyklus mit szenischen Darstellungen aus der
Benediktslegende. Gemalt sind sie im Stil des
Hauptmeisters Hinrik Levenstede d. J., dessen
Werkstatt ab 1494 bis um 1500 an dem Zyklus
gearbeitet hat.
Im Museum für das Fürstentum Lüneburg ist
das 1432 über den beiden Grabkammern im
westlichen Langhausabschnitt errichtete Grab-
denkmal der Fürstengruft in rekonstruierter
Form aufgestellt. Die dem Lüneburger Bild-
schnitzer Hans Snitger d. J. zugeschriebenen,
mit Maßwerk geschmückten Wangen zeigen in
kielbogigen Nischen an den Schmalseiten je
vier Wappen (verkürzte Stammreihe welfischer
Fürsten) sowie an den Längsseiten sechs
männliche und sechs weibliche Figuren zusei-
ten Marias bzw. des Erzengels Michael. Ver-
loren sind seit einem Raub 1830 die aus der
alten St. Michaeliskirche auf dem Kalkberg
überführten Messingplatten des Herzogs Otto
des Strengen (gest. 1330) und seiner Frau
Mechthild von Bayern (gest. 1319), die als Ab-
deckung dienten.
Schmiedeeisernes Gitter, dessen beiden Teile
im 18.Jh. den Chor seitlich abschlossen (Privat-
besitz). Das Gitter besteht aus einem Gerüst
von im Querschnitt quadratischen Stangen, die
C-förmige Ornamente tragen. Diese enden in
dreiblättrigen Kleeblättern. Nach jüngsten
Erkenntnissen, die auf einem Vergleich mit ähn-
lichen Gittern in den Domen von Braunschweig
und Hildesheim sowie in Neuenheerse (ehema-
lige Stiftskirche) beruhen, sind die niedersächsi-
schen Gitter nicht nur wie bereits in der älteren
Forschung vermutet die ältesten erhaltenen
Deutschlands, sondern darüber hinaus mit
einer wohl in die Jahrzehnte um 1200 anzuneh-
menden Datierung weitaus früher entstanden
als bisher angenommen.
Johann-Sebastian-Bach-Platz 2. Zweigeschos-
siges Wohnhaus unter Krüppelwalmdach auf
dem nordöstlichen Eckgrundstück zur Straße In
Johann-Sebastian-Bach-Platz, ev. Kirche St. Michael, ehemaliger Hochaltar (Ausschnitt), heute im
Landesmuseum Hannover (Aufnahme Landesmuseum Hannover)
der Techt. Im ausgehenden 18.Jh. wohl unter
Einbeziehung der Substanz eines Vorgänger-
baus errichtet, der seit 1550, zuletzt um 1790
als Brauhaus belegt ist. Noch 1780 ließ der
Brauer Johann Fr. J. Pralle seine Auslucht aus-
messen, um sie unter dem Vorbehalt des Wie-
deraufbaus abzubrechen. Der heutige, trauf-
ständige Bau präsentiert über großen, quader-
mäßig zugerichteten Findlingen eine ziegelsich-
tige Fassade, im Obergeschoss rückwärtig und
im Westen eine Fachwerkkonstruktion. Die
symmetrisch gestaltete Fassade zu fünf Achsen
mit wandbündigen Fenstern besitzt im Bereich
des Bandgesimses sowie der gequaderten
Ecklisenen ein leichtes Relief, das die Quade-
rung des zurückliegenden Eingangs aufgreift.
Zugang über vierstufige Freitreppe zur zweiflü-
geligen Tür aus jeweils drei diamantierten, qua-
dratischen Feldern. 1981/82 Sanierung und
Umbau mit Grundrissänderungen, Neuanlage
von Treppen und Dachausbau mit jeweils drei
Schleppgauben auf beiden Traufseiten. Keller
aus zwei weit gespannten Segmentbogen-
tonnen quer zum First, die vor der östlichen
bzw. westlichen Außenwand liegen und durch
einen kurzen Gang im Norden miteinander ver-
bunden sind. Zugesetzter Kelleraufgang am
Westgiebel.
Johann-Sebastian-Bach-Platz 4. Zweigeschos-
siges Dielenhaus auf schmalem, tiefem Grund-
stück. 1742 im Besitz des Kornschreibers
Bromberg. Straßenfassade unter fünfteiligem
Staffelgiebel und Traufwände aus Backstein,
die rückwärtige Schmalseite in Fachwerk auf-
geführt. Einheitlich dendrochronologisch 1688d
konnten der Hofgiebel und die Mittellängswand
im Erdgeschoss datiert werden, doch ist ältere
Substanz einbezogen. Im Zuge der jüngsten
Instandsetzung 2001/02 erhielt der vierachsige,
seit 1969 neuverblendete Unterbau einen
Putzauftrag, der im Erdgeschoss gequadert ist
und sich an einem 1882 aufgebrachten Putz
orientiert. Steinsichtiger, fünfteiliger Staffelgiebel
mit einer Gliederung durch tausteingerahmte,
gemusterte Friese und korbbogige Blenden aus
Viertelkreissteinen mit drei bzw. einer von
Fasensteinen eingefassten Öffnungen, von
denen die mittlere im ersten Dachgeschoss als
Bestückungsluke ausgebildet ist. In den
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